Inhalt: In den 1950ern war Rick Dalton (Leonardo DiCaprio, „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“) mit seiner Western-Serie „Bounty Law“ einer der größten TV-Stars überhaupt. Inzwischen haben wir das Jahr 1969 und er versucht verzweifelt, den immer stärker verblassenden Ruhm nicht komplett verschwinden zu lassen. Kleine Rollen als Bösewicht und Prügelknabe in anderen Shows sowie Angebote für schlecht beleumundete Italo-Western sind die einzigen Jobs, die der ehemaligen Branchengröße noch bleiben. Immer an seiner Seite steht sein bester Kumpel Cliff Booth (Brad Pitt, „The Big Short“), der nebenbei noch als Stuntdouble und Problemlöser agiert. Er weiß ganz genau, wie sehr die beiden Karrieren miteinander verbunden sind. Voller Bewunderung schauen die Männer zu der neuen Nachbarin Sharon Tate (Margot Robbie, „The Wolf of Wall Street“) auf, die gerade mit ihrem Ehepartner Roman Polanski (Rafal Zawierucha) eingezogen ist. Während all der aufreibenden Tage trifft Cliff auf das hübsche Hippie-Mädchen „Pussycat“ (Margaret Qualley, „Death Note“), die per Anhalter zurück auf eine Ranch zu ihrer Kommune möchte. Sie und die anderen Leute leben dort unter der Leitung eines gewissen Charles Manson (Damon Herriman, „Flesh and Bone“).
Kritik: Das Ende naht – nach zehn Filmen soll die Karriere von Regie-Megastar Quentin Tarantino vorbei sein. Schon bei der Ankündigung seines neunten Werks, das zur Zeit der brutalen Manson-Morde in Hollywood angesiedelt werden sollte, brach unter den Fans Euphorie aus. Die oberste Darsteller-Riege stand Schlange um an diesem – bis in die kleinste Nebenrolle prominent besetzten – Film mitzuwirken. Bis zuletzt wurde gerätselt, wie er den grausigen Fall, der dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, auf die Leinwand bringen wird. Die Antwort: auf ureigene Art. Wer nach einer wirklich Dramaturgie in „Once Upon A Time…in Hollywood“ sucht, wird sicherlich Schwierigkeiten bekommen, da der 161 Minuten lange Epos eher einem Bewusstseinsstrom gleicht.
Tarantino begleitet seine drei Protagonisten auf dem Weg durch diese Zeit und springt dabei (teils recht wild) zwischen den Perspektiven hin und her. Hier spricht es abermals für ihn, dass der Film nie von den Gleisen rutscht, was mit der teils sensationellen Qualität der Einzelszenen zu tun hat. Sei es der Ausflug auf die Manson-Ranch, das Aufeinandertreffen mit einer Action-Ikone der Zeit oder das Zwiegespräch mit einer altklugen Kinderdarstellerin (sensationell: Julia Butters): schon die Summe seiner wundervollen Teile sorgt hier für starkes Kino.
Der Umgang mit dem realen Fall erfolgt auf eine Art, wie es wohl nur dieser Regisseur umsetzen kann: Er balanciert oft auf der Grenze zur Geschmacklosigkeit, offenbart dabei aber deutlichen und ansprechenden Respekt vor Sharon Tate und den anderen Opfern dieser Nacht (der thematisch ähnliche, widerwärtig primitive „The Haunting of Sharon Tate“ hatte bereits gezeigt, wie man das Thema nicht angeht). So entwickelt sich ein erstaunlich kurzweiliger, mal urkomischer, dann wieder spannender und emotionaler Film, der in einem denkwürdigen Schlussakt gipfelt.
Dabei kann sich Tarantino voll auf seine All-Star-Besetzung verlassen, die vor Spielfreude sprüht. Leonardo DiCaprio als etwas heruntergekommener, neurotischer Ex-Star mit Alkoholproblem ist unfassbar unterhaltsam, schafft es aber stets, die Figur nicht zur Karikatur verkommen zu lassen. Brad Pitt ist als Stuntman Cliff aufrichtig cool und zeigt, dass er immer noch zu den ganz großen Darstellern seiner Generation gehört. Margot Robbie wurde die durchaus anspruchsvolle Aufgabe zuteil, dem Menschen Sharon Tate mit ihrer Darstellung zusätzliches Gewicht zu geben, was sie herausragend löst. Gerade die extrem berührende Szene in einem Kino gehört zweifellos zu dem Herzstücken des ganzen Films. Während des Films trifft das Trio auf eine Darstellerriege, bei der Al Pacino („The Pirates of Somalia“), Damian Lewis („Verräter wie wir“), Dakota Fanning („Please Stand By“), Timothy Olyphant („Santa Clarita Diet“), Bruce Dern („Nebraska“), Maya Hawke, Kurt Russell („Die Klapperschlange“), Emile Hirsch („The Autopsy of Jane Doe“) und der unlängst so tragisch verstorbene Luke Perry nur die Spitze des Eisberges sind.
Es ist nicht einmal unwahrscheinlich, dass der neunte Film von Quentin Tarantino noch stärker polarisiert, als es bei seinen Werken sonst der Fall ist, da eine kaum existente Erzählstruktur und Umgang mit der wahren Geschichte sicherlich ein paar Leuten sauer aufstoßen werden. Wer sich in „Once Upon A Time…in Hollywood“ einfindet, wird eine außergewöhnliche Verneigung vor dem alten Kino sehen, die dank toller Einfälle und Darstellerleistungen zu den interessantesten Filmen des Jahres 2019 zählt.
4 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 13.07.2021 im Programm von Netflix und ab dem 12.09.2024 bei Arthaus + zu sehen.
Quelle: Sony Pictures, LeinwandreporterTV, YouTube
Once Upon A Time...in Hollywood
Originaltitel: | Once Upon A Time...in Hollywood |
Regie: | Quentin Tarantino |
Schauspieler: | Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie |
Genre: | Drama, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2019 |
Verleih: | Sony Pictures Germany |
Länge: | 161 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 15.08.2019 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Sony Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 12.09.2024
Review: Once Upon A Time…in Hollywood (Kino)