Inhalt: Die 21 Jahre alte Claire Robbins (Sarah Hay) kommt aus sehr schweren Verhältnissen. Als Tänzerin konnte sie schon früh Auszeiten von dieser finsteren Welt nehmen. Nun wagt sie den großen Sprung und geht alleine nach New York, um ihr Glück beim Ballett zu suchen. Sie geht auf Verdacht zu einem Vortanzen bei der renommierten American Ballett Company und kann ihr Glück kaum fassen, als ihr der künstlerische Leiter Paul (Ben Daniels, „No Turning Back – Locke“) auf der Stelle einen Job anbietet. Er ist begeistert von Ausstrahlung und Talent der jungen Frau und sieht in ihr das Potenzial für einen Star von morgen.
Die schon länger aktiven Tänzerinnen sind natürlich alles andere als begeistert, dass der Frischling gleich zum Liebling des Chefs wird. Gerade aus ihrem alten Leben geflüchtet, muss Claire nun die raue Realität hinter der großen Ballett Company kennenlernen. Sie ist enormem Leistungsdruck ausgesetzt, der sie an den Rand der Selbstaufgabe zwingt und ist durchweg Anfeindungen und Intrigen der neuen Kollegen ausgesetzt. Als dann auch noch ihr Bruder (Josh Helman, „X-Men – Apocalypse“), zu dem sie eine äußerst destruktive Beziehung hat, in New York auftaucht, ist es schnell nicht mehr sicher, ob sie ihren Traum wirklich erfüllen kann.
Kritik: Als Co-Produzentin bei „Breaking Bad“ war Moira Walley-Beckett an einem der größten Fernseh-Hits der vergangenen Jahre beteiligt. Für den Fernsehsender Starz entwickelte sie 2015 diese achtteilige Mini-Serie, die hinter die Kulissen einer aufwändigen Ballett-Aufführung schaut. Es liegt in der Natur der Sache, dass viele Zuschauer nur im Rahmen der Thematik schon verächtlich die Nase rümpfen. Diese verpassen dann aber eine der eindrucksvollsten TV-Produktionen der jüngeren Vergangenheit. Selbstverständlich spielt der elegante Tanz eine wichtige Rolle. Dabei ist es aber der Weg bis zum Bühnenprogramm und die Besessenheit der Tänzer, ihre Auftritte mit Leichtigkeit zu absolvieren, die für ein durchweg packendes Charakterstück sorgen. Hier wird eine Brücke zwischen Schmerz und Schönheit geschlagen, die in dieser Welt wie Ying und Yang zusammen gehören. Die tragisch-verstörende Familiengeschichte der Protagonistin wird ohne Tabus in die Geschichte eingearbeitet und sorgt ebenso wie ein Mafia-Plot für mehr Tiefgang.
Es sind gerade die kleinen Storylines, die zeigen, warum „Flesh and Bone“ sehr gutes Fernsehen ist. So trifft Claire in ihrer Straße immer wieder auf den herzensguten, aber sonderbaren Obdachlosen Romeo (Damon Herriman, „Das Versprechen eines Lebens“). Während andere Serien und Filme eine solche Figur gerne der Lächerlichkeit preisgeben, gelingt es hier mit einem starken Skript und einer tollen Leistung von Damon Herriman, einen berührenden und vielschichtigen Charakter zu entwickeln. Die Entscheidung, die Tänzer-Figuren tatsächlich mit echten Tänzern zu besetzen, zahlt sich in jeder Sekunde aus. Zum einen sind die Darsteller natürlich in der Lage, die anspruchsvollen Choreographien umzusetzen. Zusätzlich kennen sie die Gegebenheiten natürlich bestens und können auch in den rauen Teilen des Geschäfts absolute Authentizität vermitteln. Dabei bleibt es aber nicht, da die komplette Besetzung auch schauspielerisch bärenstark ist.
Die große Entdeckung ist sicherlich Hauptdarstellerin Sarah Hay, die seit Jahren als Solistin an der Semperoper Dresden beschäftigt war. Neben der tänzerischen Brillanz schafft sie es, grazil und zerbrechlich, wuchtig, voller Energie und zu jeder Phase mitreißend die emotional hoch anspruchsvolle Rolle zu spielen. Die Golden Globe-Nominierung, die sie Anfang des Jahres für ihre Leistung erhalten hat, bringt nur eine kleine Ahnung, was für eine Offenbarung ihr Spiel hier war. Nach dem Erfolg der Serie hat sie sich dazu entschlossen, ihren Job als Ballerina ruhen zu lassen, um es mit einer Karriere als Schauspielerin zu probieren, was sicherlich ein richtiger Schritt gewesen ist. Zwar ohne großen tänzerischen Einsatz, deswegen nicht weniger eindrucksvoll ist die Darbietung des britischen Charaktermimen Ben Daniels, der den Company-Leiter Paul Grayson spielt. Im einen Moment liebenswerte Vaterfigur, im nächsten brodelnder Choleriker spielt er einen faszinierenden und ungemein unterhaltsamen Part.
„Flesh and Bone“ als Kind der Liebe von „Black Swan“ (bei dem Sarah Hay als Statistin mitgewirkt hat) und „Mozart in the Jungle“ zu bezeichnen, würde zwar den vollkommen eigenen Ton dieser Serie untergraben, zeigt aber ungefähr, wo es hin geht. Der Mut der Macher, gleich auf mehrere Arten hier eigene Wege zu gehen, führt mit visueller Schönheit und emotionaler Urgewalt zu einem Sog, dem man sich als Zuschauer kaum entziehen kann.
Die Box ist ab dem 28.10.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Auch rein optisch ist „Flesh and Bone“ auf Blu-ray umwerfend. Obwohl die Serie digital gedreht wurde, gibt es einen tollen Film-Look. Schärfe und Detaildarstellung der Bilder ist absolut beeindruckend. Die meiste Zeit gibt es eine ziemlich kühle Optik, die natürlich auch schon zum kargen Tanzstudio passt. Dabei sind die kräftigen Farben natürlich etwas gedämpft. Wenn dann einmal deutlich wärmere Farbelemente eingebunden werden, die die Story unterstützen sollen, sind diese auch satt und kräftig. Die fast makellosen Kontraste und der volle Schwarzwert lassen auch kaum einen Grund zur Kritik zu. Nur ganz vereinzelt bricht das Schwarz ein wenig ein. Das Rauschen ist auf einem Level, der kaum der Erwähnung wert ist. Insgesamt erhöht das klare, saubere Bild den Genuss noch einmal.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD 5.1-Ton überzeugen auch auf starkem Level. Die Dialogwiedergabe ist exzellent und bezieht auch die äußeren Bedingungen (Hall) gut mit ein. Ein ganz wichtiges Element ist bei dieser Serie die Musik gewesen. Ob es der reine Score, oder die Tanzmusik des Balletts ist, wird hier feinste Präzision geboten. Auch die Hintergrundgeräusche auf den Straßen New York sind erstaunlich abwechslungsreich und sauber räumlich abgemischt. Selbst wenn die Geräuschkulisse gedämpft ist (Claires Appartment), gibt es immer noch ziemlich dynamische Effekte vom Straßenverkehr zu hören. Obwohl in der Serie naturgemäß keine gewaltigen Bässe oder ähnliches vorherrschen, passt sich auch dieser technische Bereich dem tollen Gesamtniveau an.
4,5 von 5 Punkten
Extras: Hier gibt es den einzigen Wermutstropfen an einem tollen Gesamtpaket. Neben einem netten, kleinen Making of (7 Minuten) gibt es nur noch ein paar Trailer als Bonus.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, YouTube
Flesh and Bone
Originaltitel: | Flesh and Bone |
Entwickler: | Moira Walley-Beckett |
Darsteller: | Sarah Hay, Ben Daniels, Emily Tyra |
Genre: | Mini-Serie, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2015 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 8 x 60 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 12.11.2016
Review: Flesh and Bone (Blu-ray)