Inhalt:
„Arkangel“: Eine Mutter (Rosemarie DeWitt, „La La Land“) lässt ihrer Tochter Sara (Aniya Hodge) aus Verlust-Angst eine Technik einbauen, mit der sie jederzeit sehen kann, was ihre Tochter sieht. Um ihr ein gesundes Heranwachsen zu ermöglichen, verzichtet sie irgendwann auf diese Technik. Als Sara als Teenagerin (jetzt: Brenna Harding) ihrer Mutter zu entgleiten droht, wird der alte Überwachungsmonitor wieder aus dem Schrank gepackt.
„U.S.S. Callister“: Daley (Jesse Plemons, „Barry Seal – Only in America“) ist ein revolutionärer Entwickler, der eine vollkommen neue Form des Videospiels entwickelt hat. In seiner Firma wird er aber von Co-Gründer Walton (Jimmi Simpson, „White House Down“) untergebuttert und die meisten Angestellten belächeln ihn. Entspannung findet er in einem selbst entwickelten Spiel, das seiner Lieblingsserie „U.S.S. Callister“ nachempfunden ist. Nur die süße, neue Mitarbeiterin Nanette (Cristin Milioti, „The Wolf of Wall Street“) interessiert sich wirklich für Daley. Sie muss aber schnell einsehen, dass die Welt des stillen Programmierers überraschend finster ist.
„Crocodile“: Vor Jahren war Mia (Andrea Riseborough, „Battle of the Sexes“) in einen schlimmen Unfall verwickelt, den sie mit ihrem damaligen Freund (Andrew Gower) vertuscht hat. Inzwischen ist Mia eine glücklich verheiratete Mutter und erfolgreiche Unternehmerin. Doch dann holt sie ihre Vergangenheit ein. Eine etwas zu engagierte Versicherungsagentin (Kiran Sonia Sawar) könnte Mias komplette Zukunft gefährden.
„Hang the DJ“: Frau trifft Mann. Doch wie lang geht das gut? In der Zukunft gibt es die perfekte App, die die Länge der Beziehungen vorausbestimmt, um am Ende den perfekten Partner zu finden. Frank (Joe Cole, „Green Room“) und Amy (Georgina Campbell, „Flowers“) bekommen nur 12 Stunden, um eine Beziehung zu führen. Trotz der kurzen Zeitspanne zusammen sehnen sich die beiden nacheinander. Während sie von einer Beziehung zur nächsten gereicht werden, geht ihnen so langsam auf, dass das unfehlbare System doch so einige Lücken hat. Können sie rebellieren, um die große Liebe zu finden?
„Metalhead“: Eine Frau (Maxine Peake, „Die Entdeckung der Unendlichkeit“) fährt mit zwei Freunden durch eine postapokalyptische Welt. In einem alten Einkaufszentrum suchen sie nach Artikeln, die ihnen weiter helfen. Stattdessen finden sie einen käferförmigen Roboter, der sehr tödliche Absichten hegt. Sobald dieser Roboter eine Fährte aufgenommen hat, lässt er sich nicht mehr so leicht abschütteln. Es beginnt eine Jagd auf Leben und Tod.
„Black Museum“: Eine junge Frau (Letitia Wright) ist auf dem Weg zu ihren Eltern. Auf der langen Fahrt entdeckt sie am Wegesrand das „Black Museum“, in dem Ausstellungsstücke aus realen Verbrechen zu finden sind. Da wenig los ist, unternimmt der Besitzer Rolo Haynes (Douglas Hodge, „Tulpenfieber“) mit ihr eine persönliche Führung. Gemeinsam erkunden sie eine Albtraum-Welt, die wohl kaum jemand in einem Museum erwarten würde.
Kritik: Schon im Jahr 2011 feierte „Black Mirror“ von Showrunner Charlie Brooker ihren Einstand. Die Anthologie-Serie, die sich in jeder Episode mit neuen Charakteren einer technischen Neuerung in einer – zumeist finsteren – Zukunft annähert, startete verhältnismäßig ruhig. Doch Netflix erkannte das Potenzial und sicherte sich die Verwertungsrechte, um Brookers Geschichten noch mehr zu fördern. Nachdem 2016 die dritte Staffel erschienen war, folgt nun das mit Spannung erwartete zweite Jahr der Serie. Hier unterstreichen schon die Beteiligten, wie populär die Reihe inzwischen geworden ist. So wurde die Episode „Arkangel“ von Jodie Foster inszeniert. Was folgt ist eine interessanter, teils böser Beitrag zu Helikopter-Eltern, die ihren Kindern nicht den benötigten Freiraum geben wollen. Obwohl das Geschehen teilweise ein wenig zäh erscheint, sorgen die starken Hauptdarsteller Rosemarie DeWitt und Brenna Harding, sowie eine nette Pointe dafür, dass die Eröffnung der Staffel gelingt.
Die folgende Episode „USS Callister“ entpuppt sich dann schon als Highlight und eine der besten Folgen der ganzen Serie. Mit einer verdienten Länge von 77 Minuten werden die Zuschauer zunächst mit einer herrlich überdrehten Einleitung, die sich wie eine „Saturday Night Live“-Version der Enterprise anfühlt, in eine ausgesprochen originelle Episode geschickt. Der erfahrene britische TV-Regisseur Toby Haynes erzählt eine kurzweilige Geschichte, die als liebevolle und ausgesprochen witzige Hommage funktioniert, dabei aber auch sehr bitter und verstörend sein kann. Exzellente Darstellerleistungen von Jesse Plemons, Cristin Milioti und Jimmi Simpson runden diese unbedingt sehenswerte Folge ab. „Crocodile“ ist eine Geschichte von zwei starken Frauen, denen die Tücken der modernen Technik ein Schnippchen schlagen. Trotz der gewohnten Klasse von Andrea Riseborough und einem schicken Finale gehört diese Episode von John Hillcoat („Triple 9“) sicherlich zu den schwächeren Teilen des vierten „Black Mirror“-Jahres.
Kann staatlich verordnetes Tindern dazu führen, dass wirklich jeder Topf seinen Deckel findet? „Hang the DJ“ findet da eine ganz eigene Antwort. Dieser einfallsreiche, charmante und ziemlich bissige Beitrag von „Sopranos“-Regisseur Timothy Van Patten hält der Gesellschaft geschickt den Spiegel vor. Fast beiläufig wird mit den toll aufgelegten Georgina Campbell und Joe Cole, die eine fantastische Chemie haben, eine wirklich überzeugende Liebesgeschichte erzählt. „Metalhead“ entpuppt sich als der große Ausreißer nach unten. Weshalb sich David Slade („Hannibal“) dazu entschieden hat, die ohnehin karge Verfolgungsgeschichte, die in einer nicht sonderlich abwechslungsreichen Welt spielt, in Schwarz-Weiß zu drehen, bleibt sein Geheimnis. Da dazu noch bewusst darauf verzichtet wird, den Kampf Mensch gegen Maschine mit wirklichem Inhalt zu unterfüttern, bleibt die Episode – trotz einer überzeugenden Maxine Peak und nur 40 Minuten Laufzeit – eine zähe Angelegenheit.
„Black Museum“ von Colm McCarthy („The Girl with all the Gifts“) bildet wiederum einen schönen Abschluss der Staffel. So sind einige nette Anspielungen auf andere Folgen zu entdecken. Letitia Wright als interessierte Besucherin und Douglas Hodge als eigenartiger Besitzer des Museums zeigen erstklassige Auftritte. Drei kleine, feine und ziemlich böse Kurzgeschichten sorgen innerhalb der Episode für beste Unterhaltung und werden am Ende sehr geschickt zusammengeführt.
Auch in diesem vierten Jahr zeigt „Black Mirror“ rein qualitativ eine enorme Bandbreite. So ist zwischen dem brillanten „USS Callister“ und dem schwachen „Metalhead“ alles an Niveau vertreten. Es ist immer lobenswert, dass die Serie und ihre Macher experimentierfreudig sind. Auf diese Art wird das Publikum immer wieder mir originellen Beiträgen belohnt, die sicher nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Dennoch dürfte die fehlende Beständigkeit dafür sorgen, dass viele Zuschauer die eine oder andere Folge wieder einmal vorzeitig beenden.
Die vierte Staffel der Serie ist ab dem 29.12.2017 im Programm von Netflix zu sehen.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Netflix, YouTube
Black Mirror - Season 4
Originaltitel: | Black Mirror - Season 4 |
Showrunner: | Charlie Brooker |
Darsteller: | Jesse Plemons, Rosemarie DeWitt, Jimmi Simpson, Cristin Milioti, Aldis Hodge, Maxine Peake, Andrea Riseborough |
Genre: | Serie, Science Fiction, Mystery |
Produktionsland/-jahr: | UK/USA, 2017 |
Verleih: | Netflix |
Länge: | 6 x 40-77 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Netflix
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 23.12.2017
Review: Black Mirror – Staffel 4