Review: The Neon Demon (Kino)

Das Kino-Plakat von "The Neon Demon" (© Koch Media)

Das Kino-Plakat von “The Neon Demon” (© Koch Media)

Inhalt: Die 16 Jahre alte Jesse (Elle Fanning, „Young Ones“) hat schon früh ihre Eltern verloren. Vor kurzem ist die bildhübsche, junge Frau nach Los Angeles gezogen, um als Model Karriere zu machen. Mit Hilfe des Fotografen Dean (Karl Glusman) und der sympathischen Stylistin Ruby (Jena Malone, „Inherent Vice – Natürliche Mängel“) bekommt sie ein Vorsprechen in der Agentur von Jan (Christina Hendricks, „Dark Places – Gefährliche Erinnerung“), die sie sofort unter Vertrag nimmt. Schon bald folgen Aufträge bei Star-Fotograf Jack (Desmond Harrington, „Dexter“) sowie einem äußerst exzentrischen Mode-Zar (Alessandro Nivola, „Goal! – Lebe deinen Traum“), die beide in der Blondine einen aufgehenden Stern am Himmel der Branche sehen. Jesse bekommt Job um Job und wird immer selbstbewusster. Das bleibt auch arrivierten Kräften wie Sarah (Abbey Lee, „Gods of Egypt“) und Gigi (Bella Heathcote, „Stolz und Vorurteil & Zombies“) nicht verborgen, die äußerst aggressiv beginnen, ihr Revier zu verteidigen.

 

Kritik: Der dänische Filmemacher Nicolas Winding Refn ist einer, an dem sich die Geister scheiden. Nach dem schrägen „Bronson“ mit Tom Hardy war es vor allem das 2011er Style-Feuerwerk „Drive“, das Hauptdarsteller Ryan Gosling und auch Refn selbst zu absoluten Stars machte. Deswegen war für viele Zuschauer die Ernüchterung um so größer, als er den toll anzusehenden, aber inhaltlich fast komplett unzugänglichen „Only God Forgives“ nachschob. Auch sein neues Werk „The Neon Demon“, eine Arthaus-Groteske rund um die Modebranche, wurde bei seiner Premiere in Cannes mit Pfiffen bedacht. Natürlich ist der Film so weit von der Mitte des Kinos entfernt, wie es nur eben möglich ist. Aber es ist zumindest eine relativ geradlinige Geschichte zu erkennen, die neben all der Symbolik und Verspieltheit bis zu einem atemberaubend konsequenten Ende geführt wird. Dafür ist der Film ein visueller Hochgenuss, der auch Refns Vorgänger diesbezüglich locker in den Schatten stellt.

Jesse träumt von einer Model-Karriere in L.A. (© Koch Media)

Jesse träumt von einer Model-Karriere in L.A. (© Koch Media)

In herrlichen Neonfarben wird jede einzelne Einstellung zum künstlerischen Ereignis. Hier sind auch merklich Zitate beispielsweise von Dario Argentos Arbeiten zu finden. Wie der Regisseur Schönheit und Verderbtheit in seine Kompositionen einarbeitet, lässt „The Neon Demon“ zu einem der optisch aufregendsten Werke in langer Zeit werden. Wenn Jesse den Weg aus dem Schneckenhaus ihrer Zurückhaltung, hin auf die große Bühne der Modewelt macht, ist das zwar weniger subtil wie gedacht, sieht aber einfach herrlich aus. Dann gibt es den unangenehmen Moment, wo sich das junge Model erstmals komplett der „Kunst“ des schmierigen Jack hingeben muss. Hier wird der Film gerade wegen des extremen, optischen Stils so interessant. Darüber hinaus existieren auch vereinzelte Momente, die sich nicht wirklich einordnen lassen und stellenweise (trotz der gerne genommenen Exzesse Refns) etwas drüber sind. Mit der jungen Elle Fanning, hat der dänische Regisseur scheinbar eine Muse gefunden. Die Verwandlung der schüchternen, stillen Jesse in das fast schon arrogante Model erinnert nicht unfreiwillig ein wenig an Natalie Portmans Oscar-prämierten Auftritt in „Black Swan“. Neben ihren darstellerischen Qualitäten nutzt Refn auch jede Gelegenheit, ihr zweifellos gutes Aussehen durch seine Stilisierung noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Die anderen Charaktere sind fast mehr Symbole als dreidimensionale Figuren.

Die Konkurrenz schläft nicht (© Koch Media)

Die Konkurrenz schläft nicht (© Koch Media)

Jena Malone spielt als Ruby den Fixpunkt für Jesse. Bella Heathcote und Abbey Lee geben die fast verstörend zickigen (aber grandiosen) Konkurrentinnen der Protagonistin. Die Männer kommen in dieser Welt nicht all zu gut weg. Während der von Karl Glusman gespielte, nette Dean ein Außenseiter bleibt, dürfen sich die sexistischen Figuren von Alessandro Nivola und Desmond Harrington voll ausleben. Der vielleicht amüsanteste Part gehört aber Keanu Reeves („Knock Knock“), der als selbstgerecht-widerlicher Chef eines Motels wunderbar neben seinem Rollenklischee besetzt wurde.

Wer bis heute kein Fan von Nicolas Winding Refn war, wird es durch diesen knallbunten, von den bekannten Elektro-Klängen untermalten Trip auch nicht mehr werden. „The Neon Demon“ ist schrill, wunderschön, bizarr und stellenweise eklig. Wer sich auf das Gezeigte einlässt, wird mit einem spektakulären filmischen Erlebnis belohnt, das trotz vorhandener Probleme noch einige Zeit in Hirn und Magen arbeiten wird.

4 von 5 Punkten


Quelle: Koch Media, Leinwandreporter TV, YouTube

The Neon Demon

Originaltitel:The Neon Demon
Regie:Nicolas Winding Refn
Darsteller: Elle Fanning, Christina Hendricks, Keanu Reeves
Genre:Thriller, Horror
Produktionsland/-jahr:USA, 2015
Verleih:Koch Media
Länge: 110 MinutenFSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 23.06.2016
Facebook-Seite:The Neon Demon

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 29.05.2016
Review: The Neon Demon (Kino)

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