Top 10 Filme des Jahres 2017

Am 31.12.2017 ist es wieder einmal Zeit, auf einen langes Filmjahr zurückzublicken. Neben ärgerlich-schlechten Werken – die noch ihre eigene Berücksichtigung finden – und einem Haufen Mittelmaß gab es auch wieder eine ganze Reihe von Filmen, die schlicht und ergreifend schöne Kino-Erlebnisse waren. Wie im Vorjahr ist die deutsche Erstveröffentlichung entscheidend für die Wertung, weswegen einige Filme hier noch keine Berücksichtigung bekommen. So werden die Oscar-Kandidaten „Call Me By Your Name“, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ und „The Disaster Artist“ ebenso für eine zukünftige Würdigung aufgespart, wie die Festival-Kracher „Schneeflöckchen“ und „My Friend Dahmer“.

Wie zuletzt geht es hier nicht um eine objektive Bewertung von Filmen, sondern um eine Auswahl, die mir persönlich besonders gut gefallen hat. Bevor ich zu meiner absoluten Bestenliste übergehe, hier ein paar Filme, die den Schnitt ganz knapp verpasst haben:

  • Aus dem Nichts“: Fatih Akins preisgekröntes NSU-Drama zeigt neben einer Diane Kruger auf Oscar-Niveau einige der besten Gerichtsszenen der letzten Jahre. Nach zwei herausragend guten Dritteln verliert sich der Film aber in der Schlussphase ein wenig, was für mich eine noch bessere Platzierung verhindert hat.
  • Coco – Lebendiger als das Leben!“: Wieder einmal ist Pixar ein erstkalssiger Beitrag gelungen, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder den Animations-Oscar gewinnen wird. Neben einem grandiosen Look gelingt es, kindgerecht mit anspruchsvollen Themen wie Tod, Verlust und familiärem Zusammenhalt zu hantieren. Dennoch fehlt ein wenig die Brillanz von „Alles steht Kopf“ und „Zoomania“.
  • Detroit“: Der neue Film von Kathryn Bigelow ist eines der härtesten und beklemmendsten Werke dieses Kinojahres. Ihr ungefilterter Blick auf ein tragisches Einzelschicksal während der Rassenunruhen der 60er-Jahre geht unter die Haut und bleibt auch da. Hierbei sticht der junge Will Poulter als skrupelloser und rassistischer Polizist hervor.
  • Logan – The Wolverine“: Hugh Jackman wird wohl für den Rest seiner Karriere mit der Rolle des Wolverine verbunden werden, die er auf so einzigartige Weise zum Leben gebracht hat. Während große Teile des modernen Superhelden-Kinos auf ziemlich schematische Weise verlaufen, bekommt das Publikum hier einen depressiven, brutalen Rache-Western mit Fantasy-Elementen geboten, der auch dank der starken Leistungen von Jackman und Patrick Stewart dem Titelheld ein echtes Denkmal setzt.
  • Manchester by the Sea“: Bei den Oscars 2017 wurde der Film für sein Drehbuch und den Hauptdarsteller Casey Affleck ausgezeichnet. Das Verlustdrama schleicht sich auf leisen Sohlen an, um nachhaltig Eindruck zu hinterlassen. Einfühlsam, intelligent und humorvoll taucht der Film in eine Welt ein, in der ein wichtiger Mensch verloren gegangen ist. Getragen von einer tollen Besetzung bleibt der Film im Gedächtnis.

Hier ist meine persönliche Top 10 des Jahres 2017:

  1. Valerian – Die Stadt der 1000 Planeten

Es gibt wohl kaum einen Film, an dem sich die Geister so scheiden, wie es bei dem Passions-Projekt von Luc Besson der Fall ist. Die teuerste europäische Produktion aller Zeiten wurde in den amerikanischen Medien derart zerpflückt, dass dahinter beinahe eine (Hollywood-)Agenda zu vermuten ist. Tatsächlich ist der Film – und vor allem sein Drehbuch – längst nicht über jeden Kritikpunkt erhaben. Dennoch gelingt es, nach der vielleicht besten Einleitungssequenz des Kinojahres ein buntes und kreatives Science Fiction-Abenteuer zu zeigen, das mit großartigem Look und unkonventionellen Einfällen eine eigene Welt aufbaut. Auch das (oft kritisierte) Hauptdarsteller-Duo Dane DeHaan und Cara Delevingne funktioniert als sympathisch-luschiger Valerian und charismatisch-schlagkräftige Laureline. So ergibt sich ein rundum spaßiger und eigenwilliger Popcorn-Film, dessen schlechter Ruf mir ein großes Rätsel ist.

Hier geht es zur ausführlichen Kritik des Films

Valerian (© 2017 Universum Film)

Valerian (© 2017 Universum Film)

  1. Una und Ray

Der vielleicht unbekannteste Film in der Liste dürfte das intensive Missbrauchsdrama von Benedict Andrews sein, das auf dem Theaterstück „Blackbird“ basiert. Darin stellt eine junge Frau (Rooney Mara) den Mann (Ben Mendelsohn) zur Rede, der sie als Teenager verführte und dafür zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Packend, intelligent und durchaus kontrovers entsteht ein vielschichtiger Umgang mit einer komplexen Thematik. Dabei wird dem Zuschauer ein ordentliches Maß an Abstraktionsfähigkeit zugetraut. Gepaart mit herausragenden Darstellerleistungen von Rooney Mara und Ben Mendelsohn ist hier ein anspruchsvoller und hoch spannender Film entstanden, der der Geheimtipp des Jahres ist.

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Una und Ray (© 2017 Weltkino)

Una und Ray (© 2017 Weltkino)

  1. Battle of the Sexes

Wie aufregend kann das Revival eines realen Show-Tennisspiels auf der großen Leinwand schon sein? Das „Little Miss Sunshine“-Duo Jonathan Dayton und Valerie Faris hat das Geschlechter-Duell zwischen Frauenrechtlerin Billie Jean King (Emma Stone) und Vorzeige-Macho Bobby Riggs (Steve Carell) aus dem Jahr 1973 zu einem erstklassigen Film werden lassen. Mit Gespür für den damaligen Zeitgeist und die immer noch herrschenden Probleme bezüglich der Gleichberechtigung, entwickelt sich ein Film, der auf den ersten Blick leichtverdaulich und urkomisch daher kommt. Immer wieder gelingt es dabei, dem Zuschauer das Lachen im Hals stecken bleiben zu lassen. Getragen von zwei Oscar-Leistungen von Emma Stone und Steve Carell ist hier ein kaum beachteter, aber unbedingt sehenswerter Film entstanden.

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Battle of the Sexes (© 2017 20th Century Fox)

Battle of the Sexes (© 2017 20th Century Fox)

  1. Lommbock

Es gibt vielleicht eine Hand voll deutscher Kultfilme aus der Zeit nach dem Jahr 2000. „Lammbock“ von Christian Zübert aus dem Jahr 2001 gehört sicherlich in die Kategorie. Als Anfang diesen Jahres dann eine Fortsetzung veröffentlicht wurde, dürften die meisten Fans angenehm überrascht gewesen zu sein. Nostalgisch, aber eigen und kreativ und dennoch sehr lustig ist die Rückkehr der „erwachsen gewordenen“ Stefan (Lucas Gregorowicz) und Kai (Moritz Bleibtreu) ein herrlich chaotischer Trip voller schräger Kiffer-Philosophie, der seinem großartigen Vorgänger vollauf gerecht wird.

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Lommbock (© 2017 Wild Bunch Germany)

Lommbock (© 2017 Wild Bunch Germany)

  1. A Cure for Wellness

Der Mystery-Horrorfilm ist nicht nur der zweite Film von Dane DeHaan auf dieser Liste, sondern auch die Rückkehr von Oscar-Preisträger Gore Verbinski zum Genrekino. Der 146 Minuten lange Epos entpuppt sich als genial gefilmte Verneigung vor seinen Vorbildern aus den 70er- und 80er-Jahren. Neben Zitaten, die von Kubrick, über Lynch bis hin zu Polanski gehen und auch „Der Zauberberg“ von Thomas Mann in die Gleichung mit einbeziehen, hat Verbinski genug Qualitäten, um dennoch eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Höchst spannend und rätselhaft entwickelt sich ein ästhetisch fast perfekter Film, der abseits des Mainstream-Kinos eine echte Wohltat ist.

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A Cure For Wellness (© 2017 20th Century Fox)

A Cure For Wellness (© 2017 20th Century Fox)

  1. Get Out

Noch vor Gore Verbinski platziert sich das satirisch-böse Regiedebüt von Komiker Jordan Peele. Voller bissigem Humor zeigt er einen absolut verstörenden Genre-Beitrag, der seinen ganz eigenen Blickwinkel auf das Verhältnis Schwarz-Weiß wirft. Getragen von einer hochklassigen Besetzung um Senkrechtstarter Daniel Kaluuya und exzentrischem Charme, der fast greifbar ist, hat der Film verdiente Chancen, der erste Horrorbeitrag seit „Der Exorzist“ zu werden, der um den „Bester Film“-Oscar konkurrieren darf.

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Get Out (© 2017 Universal Pictures International Germany)

Get Out (© 2017 Universal Pictures International Germany)

  1. Baby Driver

Auch wenn es inzwischen gar nicht mehr modern ist, die Arbeit von Kevin Spacey zu mögen, ist der neue Film von Edgar Wright ein schlichter Hochgenuss. Mit einem großartigen Soundtrack, Stilbewusstsein, guter Action, Humor und einer schönen Liebesgeschichte ist der Film rund um den starken Ansel Elgort ein Potpourri von positiven Eigenschaften, die perfekt harmonieren und so den vielleicht unterhaltsamsten Film des Jahres begründen.

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Baby Driver (© 2017 Sony Pictures Germany)

Baby Driver (© 2017 Sony Pictures Germany)

  1. Planet der Affen: Survival

Wer hätte erwartet, dass eine Prequel-Reihe zu „Planet der Affen“ durchweg Kino auf Top-Niveau wird? Nach seinen ohnehin schon starken Vorgängern entpuppt sich der Abschluss der Trilogie als Highlight der Reihe. Atemberaubende Effekte und eine dichte Atmosphäre sind die Grundlage für diesen Film, der mehr Mischung aus Kriegs- und Charakterdrama ist, als viel mit Fantasy-Kino zu tun zu haben. Angeführt von einem erneut atemberaubenden Andy Serkis, der es hier mit einem nicht weniger überzeugenden Woody Harrelson zu tun bekommt, entsteht hier ein herausragender Film, der alle Erwartungen übertrifft.

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Planet der Affen - Survival (© 2017 20th Century Fox)

Planet der Affen – Survival (© 2017 20th Century Fox)

  1. La La Land

Ja, „La La Land“ ist in diesem Jahr veröffentlicht wurde. Und wie es sich für den großen Oscar-Abräumer gehört, der in letzter Sekunde zum tragischen Verlierer wurde, landet der Film auch hier auf dem zweiten Rang. Es muss nicht immer tiefschürfend sein, um großes Kino entstehen zu lassen. Damien Chazelles Ode an das alte Hollywood lebt von seinen grandiosen Bildern, den Gala-Auftritten von Emma Stone und Ryan Gosling, sowie nicht zuletzt dem brillanten Soundtrack von Justin Hurwitz, von dem einige Lieder jetzt schon Klassiker sind. In dieser Kombination dürfte hier ein Film entstanden sein, der auch in Jahren noch sein Publikum finden wird.

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La La Land (© 2017 StudioCanal)

La La Land (© 2017 StudioCanal)

  1. Dunkirk

Christopher Nolan probiert sich an einem Kriegsfilm und inszeniert dabei verstörend direktes Erlebnis-Kino. Es dürfte sich wohl selten so unmittelbar angefühlt haben, dass dem Publikum Bomben und Schüsse um die Ohren fliegen. Die brillante Kameraarbeit von Hoyte Van Hoytema und der sensationelle, bewusst enervierende Soundtrack von Hans Zimmer untermauern eine beklemmend dichte Atmosphäre. Auch das – für Christopher Nolan wohl unvermeidliche – Spiel mit den Zeitebenen trägt seinen Teil zu einem Film bei, der sich schwer mit anderen Werken vergleichen lässt. Obwohl es wieder nicht so aussieht, als ob der Regisseur hier die ganz großen Weihen empfangen darf, ist „Dunkirk“ mein Film des Jahres 2017

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Dunkirk (© 2017 Warner Bros Pictures Germany)

 

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