Review: Detroit (Kino)

Das Hauptplakat von "Detroit" (© Concorde Film)

Das Hauptplakat von “Detroit” (© Concorde Film)

Inhalt: Im Jahr 1967 ist die Unterdrückung der dunkelhäutigen Bevölkerung in den USA noch allgegenwärtig. Vor allem die willkürliche Polizeigewalt und die Ghettoisierung sorgen immer wieder für Ärger. Nach einem erneuten Übergriff platzt den Bewohnern eines Bezirks von Detroit der Kragen und sie zetteln Aufstände an. Fünf Tage sollen die Unruhen, in denen es zu Brandanschlägen, Plünderungen und sogar Attacken von Heckenschützen kommt, andauern. Genau zu dieser Zeit möchte Fred (Jacob Latimore) seinen besten Kumpel Larry (Algee Smith, „Earth to Echo“) bei dessen erstem großen Auftritt als Sänger unterstützen. Neue Ausschreitungen sorgen dafür, dass das Konzert abgesagt werden muss. Gerade so können sich die beiden in das billige Algiers Motel flüchten, wo sie die Touristinnen Julie (Hannah Murray, „Game of Thrones“) und Karen (Kaitlyn Dever, „Justified“) kennenlernen.

Doch der Moment der Entspannung ist schnell vorbei, als die Polizei das Motel stürmt und alle Anwesenden wegen angeblich abgefeuerter Schüsse verhaftet. Unter der Leitung der jungen und brutalen Polizisten Krauss (Will Poulter, „Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth“), Demens (Jack Reynor, „Free Fire“) und Flynn (Ben O’Toole, „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“) sollen Einschüchterung und Misshandlung dafür sorgen, dass ein angeblicher Attentäter schnell gefunden wird. Dismukes (John Boyega, „The Circle“), der Wachmann eines benachbarten Geschäfts, möchte dabei helfen, die Situation zu entschärfen. Doch auch er ist vollkommen machtlos, als die Lage immer mehr eskaliert.

 

Dismukes möchte nur für eine friedliche Nacht sorgen (© Concorde Film)

Dismukes möchte nur für eine friedliche Nacht sorgen (© Concorde Film)

Kritik: Spätestens seit ihrem Regie-Oscar für das sensationelle Kriegsdrama „The Hurt Locker“ gehört Kathryn Bigelow zu den ganz großen Namen in Hollywood. Das mag auch damit zu tun haben, dass sie sich immer viel Zeit für ihre Projekte nimmt. So sind seit „Zero Dark Thirty“ inzwischen fünf Jahre vergangen, die sie sich für diesen Film über eine wahre Geschichte während der Rassen-Unruhen im Jahr 1967 genommen hat. Herausgekommen ist ein zorniger, oft beklemmender Thriller, der mit erschreckender Aktualität punktet. In sehr dynamischen, dreckigen und hektischen Bildern wird die aufgeladene Stimmung auf den Straßen eingefangen, die sich dann in dem Motel entlädt. Bigelow nimmt sich die Zeit, ihre Geschichte vernünftig aufzubauen, was die Haupt-Story noch einmal deutlich intensiver und auch bedrückender macht. Dabei stellt sie eindrucksvoll unter Beweis, dass 143 Minuten durchaus eine absolut angemessene Spielzeit sein können.

Spätestens wenn die Polizisten die Motel-Bewohner terrorisieren und so zu Geständnissen zwingen wollen, erreicht die Spannung des Films einen kaum noch erträglichen Umfang. Alltags-Rassismus und Vorverurteilungen werden hier auf die Spitze getrieben und bewegen sich in wahrlich schockierenden Dimensionen. Stellenweise kommt es sogar zu kleinen Lachern, die dem Zuschauer dann aber schnell im Hals stecken bleiben. Der wohl bekannteste Darsteller in einem angenehm unverbrauchten Cast ist John Boyega, der hier als besonnener Wachmann Dismukes für Deeskalation sorgen will. Als „neutraler Beobachter“ übernimmt er die Perspektive des Zuschauers, die er auch locker schultern kann.

Krauss und seine Leute genießen ihr Machtposition (© Concorde Film)

Krauss und seine Leute genießen ihr Machtposition (© Concorde Film)

Jacob Latimore und Algee Smith funktionieren als Sympathieträger auf der Seite der Opfer. Während Latimore nach seinem Part in dem kolossalen Fehlschlag „Verborgene Schönheit“ hier seine schauspielerischen Qualitäten andeuten darf, liefert Smith mit ein paar großartigen Motown-Gesangseinlagen eine eigene Besonderheit des Filmes. Hannah Murray und Kaitlyn Dever, die als flirtende Urlauberinnen zwischen die Fronten geraten, liefern ebenfalls starke Parts. „The Hurt Locker“-Star Anthony Mackie beschränkt sich auf einen unauffälligeren Auftritt. Will Poulter – der lange Zeit als neuer Pennywise in „ES“ geplant war – zeigt einen wahrhaft beängstigenden Auftritt. Ohne jeden Skrupel, pragmatisch und herablassend ist sein Officer Krauss ein zentraler Baustein der dichten Atmosphäre. Jack Reynor und Ben O’Toole stehen ihm als gewissenlose Zuarbeiter aber in kaum etwas nach.

Kathryn Bigelow beweist mit „Detroit“, weshalb sie zu den großen Filmemachern des Weltkinos gehört. Sie liefert einen harten Film mit Ecken und Kanten, der sich ohne Angst mit gar nicht so fernen Gräueln auseinandersetzt. Nicht nur, weil der Thriller schon fast gespenstisch nah an aktuellen Ereignissen ist, wird „Detroit“ zu einem nicht immer leicht verdaulichen, aber unbedingt sehenswerten Film.

4,5 von 5 Punkten


Quelle: Concorde Film, Leinwandreporter TV, YouTube

Detroit

Originaltitel:Detroit
Regie:Kathryn Bigelow
Darsteller:John Boyega, Anthony Mackie, Will Poulter, Algee Smith, Samira Wiley, John Krasinski, Hannah Murray
Genre:Thriller, Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Concorde Film
Länge: 143 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 23.11.2017

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Films

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 07.11.2017
Review: Detroit (Kino)

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