Inhalt: Vor zwei Jahren hat Agentur-Chef Howard (Will Smith, „Suicide Squad“) seine Tochter verloren. Noch immer gelingt es ihm nicht, wieder normal am Leben teilzunehmen. Seine Zeit im Büro verbringt er damit, Domino-Städte aufzubauen. So langsam wird es immer schwieriger, die Geschäftskontakte am Leben zu erhalten. Deswegen sind seine direkten Untergebenen und Partner Whit (Edward Norton, „Grand Budapest Hotel“), Claire (Kate Winslet, „Triple 9“) und Simon (Michael Pena, „Dirty Cops – War On Everyone“) der Verzweiflung nahe. Sie engagieren eine Privatermittlerin (Ann Dowd), die Material finden soll, um Howard aus der Firma zu entlassen. Sie findet heraus, dass der trauernde Mann Briefe an den Tod, die Liebe und die Zeit schreibt, um seine Wut zu verarbeiten. Seine Kollegen engagieren drei Schauspieler (Helen Mirren, Jacob Latimore, Keira Knightley), die als Empfänger seiner Briefe auftreten sollen. Wenn sie die Aufeinandertreffen filmen, sind sie sich sicher, ihren Chef für dienstuntauglich erklären zu können. Währenddessen lernt Howard in der Selbsthilfegruppe von Madeleine (Naomie Harris, „Verräter wie wir“), mit seinem Schmerz umzugehen.
Kritik: Wenn einige Leser bereits den Trailer gesehen haben, dürften sie sich fragen: Was ist das denn hier für eine merkwürdige Inhaltsangabe? Haben die einen anderen Film gesehen oder spoilern die uns einfach? Weder noch. Diese aus der Werbekampagne nicht ersichtlichen Inhalte geschehen in den ersten 20 Minuten der Handlung. Was veranlasst dann Warner, einen Film derartig anders vorzustellen, wie er tatsächlich ist? Wahrscheinlich haben die Verantwortlichen des Studios erst nach Fertigstellung bemerkt, was für einen Blödsinn sie hier finanziert haben. Wie die ersten Zahlen aus den USA belegen, konnten auch sie nicht retten, was nicht mehr zu retten war. Dabei hat sich Regisseur David Frankel mit Filmen wie „Der Teufel trägt Prada“ bereits als durchaus kompetenter Handwerker etabliert. Hier ist das wahre Problem in einem grauenerregenden Drehbuch zu suchen. Statt dem alljährlichen Will Smith-Oscar Bait entsteht mit dieser absurden Abhandlung zum Thema Trauer ein kitschig-geschmackloses Stück Kino, das im Negativen auf diesem hochpreisigen Niveau kaum Vergleichsmuster bietet.
Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, wie Geschichten, die sich für clever halten, aber vor blanker Inkompetenz strotzen. Allan Loeb, der die Welt zuletzt mit dem Drehbuch zu dem Miley Cyrus-Polizei-Film „So Undercover“ bereichert hat, begnügt sich hier nicht einfach damit, hassenswerte Charaktere, die den Begriff stereotyp neu definieren, aufeinander loszulassen. Mit skurrilen Wendungen, die ebenso vorhersehbar wie sinnfrei sind, zerstört er noch den letzten Funken emotionale Aufrichtigkeit, der sich in „Verborgene Schönheit“ versteckt hatte. So bleiben dem Film nur ausgesprochen manipulative, kühl kalkulierte Momente, die den Zuschauer berühren sollen. Dazu kommen noch logische Lücken, die sich jedem Bewertungskriterium entziehen. Das größte Rätsel bleibt aber, wie es dazu gekommen ist, dass eine derartige Fülle an großartigen Schauspielern dachten, in diesem Skript würdiges Arbeitsmaterial gefunden zu haben. Will Smith möchte so unbedingt einen Oscar haben. An guten Tagen wäre ihm ein solcher Preis durchaus zuzutrauen. Hier ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass der Film seiner Karriere schaden wird.
Immerhin ist er nicht die zentrale Figur der Geschichte – obwohl es im Trailer ganz anders wirkt. Sein weinerlicher, aufgesetzter und nur bedingt sympathischer Charakter lässt ihm zwar ein bis zwei ordentlicher Szenen. Dennoch dürfte er wohl mit einem angekündigten „Bad Boys“-Sequel bessere Preischancen haben. Falls der ein oder andere Zuschauer doch Sympathie für Howard empfindet, liegt das wohl hauptsächlich daran, dass die anderen Protagonisten zu den schlimmsten Personen gehören, die jemals in New York gewohnt haben. Edward Norton schlafwandelt durch den Film und macht es komplett nachvollziehbar, warum weder Freunde noch Tochter wirklich etwas mit seinem frisch geschiedenen Whit zu tun haben wollen. Ohne zu viel zu verraten, verfügen auch Kate Winslet und Michael Pena über ähnlich belanglose Nebengeschichten. Weshalb die Zuschauer ein Interesse am Schicksal dieser Figuren haben sollen, ist eines der größten Rätsel des Filmes. Unter den Schauspielern, die Schauspieler spielen, tut sich Helen Mirren („Eye in the Sky“) tatsächlich hervor. Sie spielt ihre gealterte Charakterdarstellerin mit einer Ernsthaftigkeit und Spielfreude, die gemessen am Material bewundernswert ist. Keira Knightley („Can A Song Save Your Life?“) darf hauptsächlich verkniffen gucken. Naomie Harris kann mit Will Smith eine der meist verstörenden Beziehungen der jüngeren Filmgeschichte aufbauen.
„Verborgene Schönheit“ ist einer dieser raren Extremfälle von „What the Fuck, Hollywood?“. Zynisch, berechnend, mit fürchterlichen Charakteren und einer streckenweise bizarren Geschichte, macht dieses Drama ratlos. So bleibt eine kolossale Vergeudung von Talent, die sogar der Verleih selbst so gut es geht verstecken möchte.
1,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 25.09.2021 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Warner Bros, Leinwandreporter TV, YouTube
Verborgene Schönheit
Originaltitel: | Collateral Beauty |
Regie: | David Frankel |
Darsteller: | Will Smith, Edward Norton, Kate Winslet, Keira Knightley, Helen Mirren |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | Warner Bros |
Länge: 94 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 19.01.2017 |
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