
Das Plakat zu “Die Mumie” (© Universal Pictures Germany)
Inhalt: Vor langer Zeit träumte die Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella, „Kingsman – The Secret Service“) davon, den Thron in Ägypten zu übernehmen. Nachdem sie überraschend noch einen kleinen Bruder bekam und sie auf einmal nicht mehr Königin werden sollte, nahm sie das Schicksal auf brutalst mögliche Weise in die eigenen Hände. Doch sie wurde aufgehalten und zur Strafe lebendig mumifiziert und weit von der Heimat entfernt vergraben. In der heutigen Zeit sind die Soldaten Nick (Tom Cruise, „Jack Reacher“) und Chris (Jake Johnson, „Jurassic World“) im Irak unterwegs, um sich durch den Fund von alten Reliquien etwas nebenher zu verdienen.
Gemeinsam mit der Archäologin Jenny (Annabelle Wallis, „King Arthur – Legend of the Sword“), einer Zufallsbekanntschaft von Nick, entdecken sie ein gigantisches Grab. Sie heben den Sarg und wollen ihn in der Heimat untersuchen. Was sie noch nicht ahnen: Im Inneren des Sarges ist Ahmanet erwacht und möchte das, was sie damals begonnen hat, zu Ende führen. Der Schlüssel dafür befindet sich in London. Nun liegt es an Nick, Jenny und einer Geheim-Organisation rund um den mysteriösen Dr. Henry Jekyll (Russell Crowe, „The Nice Guys“), diese finstere und mächtige Kreatur zu stoppen, ehe sie die ganze Welt ins Unglück stürzt.
Kritik: Während sich die Superhelden in ihren eigenen Universen die Klinke in die Hand drücken, mussten die Monster bislang auf ihre Welten warten. Aus natürlich vollkommen altruistischen Motiven hat sich Universal Pictures deswegen dazu entschieden, das „Dark Universe“ zu kreieren, in dem in den kommenden Jahren Gestalten aus dem Horrorkino der 30er bis 50er zu neuem Leben erwachen sollen. Den Anfang macht jetzt „Die Mumie“. Basierend auf dem Klassiker mit Boris Karloff aus dem Jahr 1932, neu belebt u.a. im gleichnamigen Film mit Brendan Fraser von 1999, hat die Figur bereits eine lange Geschichte hinter sich.
In einem Mix von düsterer Atmosphäre und leicht verdaulichem Abenteuer-Spaß funktionierte dieser Genre-Kultfilm (mal abgesehen von den Fortsetzungen der Fraser-Reihe) immer ziemlich gut. Alex Kurtzman, hauptsächlich als Drehbuchautor und Produzent bekannt, übernahm die Regie. Dazu war er auch noch einer der sechs (!) Autoren, die am Skript gearbeitet haben. Selbst wenn da so prominente und talentierte Leute wie Christopher McQuarrie („Mission: Impossible – Rogue Nation“), Jon Spaihts („Doctor Strange“) und David Koepp („Jurassic Park“) zum Zug kommen, fällt einem unweigerlich ein Sprichwort mit vielen Küchen und Brei ein.

Nick tritt Ahmanet gegenüber (© Universal Pictures Germany)
Tatsächlich kommt es genau so, wie es zu erwarten war: Der Film entpuppt sich als großes Chaos und wird durch eine wenig durchdachte Geschichte schwerer verständlich, als es Not getan hätte. Selbst wer es mit geschichtlichen Fakten und interner Logik nicht besonders eng sieht, wird hier mehr als einmal (gerade in der späten Phase des Filmes) vor den Kopf gestoßen. Sollte die Hoffnung auf Atmosphäre und Grusel bestanden haben, zeigt diese neue Mumie schon bald, dass sie nicht viel mehr als ein paar laue Jumpscares in einem Teenie-tauglichen Action-Film zu bieten hat.
Das Talent von Kurtzman für eine klar definierbare Regie lässt sich in dem visuell wie erzählerisch allenfalls passablen Werk nicht wirklich erkennen. Auch Entscheidungen, wie die Figuren gleich mehrfach wenige Zentimeter vor nahenden Explosionen wegrennen zu lassen und manche selbstauferlegte Regeln („Gedankenkontrolle“) nur zu befolgen, wenn es für den Handlungsverlauf nützlich ist, zeigen die deutlichen Probleme des Filmes auf.

Dr. Jekyll und Jenny planen das Vorgehen (© Universal Pictures Germany)
In den letzten Jahren hatte Tom Cruise (vielleicht abgesehen vom flügellahmen „Jack Reacher“-Sequel) ein Händchen für gute Action-Rollen. Der eindimensionale Kleingangster Nick Morton, den das Publikum ohne Nachfragen als Held akzeptieren soll, ist schon auf dem Papier so uninteressant, dass auch Cruise hier tatsächlich blass bleibt. Das vielleicht stärkste Element des Filmes ist Sofia Boutella, die ihrer Mumie eine Mischung aus Sex-Appeal und Bedrohlichkeit verleiht und so das deutlich beste aus ihrem Material macht. Wieder einmal erstaunlich ist es, weshalb Annabelle Wallis der Sprung auf die große Leinwand nicht gelingen will. Die in der Hit-Serie „Peaky Blinders“ so exzellente Darstellerin liefert hier eine abermals blasse Vorstellung.
Russell Crowe hat es sich wohl wieder einmal zur Aufgabe gemacht, bei einem mäßigen Film in einer kleinen Rolle alles zu überstrahlen. So übernimmt er in einer kurzen Szene (vom schwachen Make Up abgesehen) derartig das Ruder, dass viele Zuschauer wohl eher seiner Geschichte weiter folgen wollen. Da er eine Konstante im „Dark Universe“ werden soll, könnte sich diese Hoffnung tatsächlich erfüllen. Jake Johnson wird als sonderbarer Sidekick von Nick über den Verlauf des Filmes ziemlich nervig. Courtney B. Vance ist in einer kleinen Nebenrolle schlicht vergeudet.
Es soll der Einstieg in eine ganze Reihe von Filmen sein. Leider entpuppt sich „Die Mumie“ als ziemlich chaotisches und einfallsloses Werk, das viele Fehler des modernen Action-Kinos macht und den Horror-Aspekt der Geschichte fast gänzlich ignoriert. Da auch die Star-Power von Tom Cruise ungenutzt bleibt, liegt es am Ende einzig an Sofia Boutella und Russell Crowe, dem Film zumindest etwas Profil zu geben. Die Macher sollten dringend aus ihren Fehlern lernen, ansonsten werden die Abenteuer im „Dark Universe“ ein schnelles Ende finden.
2 von 5 Punkten
Quelle: Universal Pictures Germany, Leinwandreporter TV, YouTube
Die Mumie
Originaltitel: | The Mummy |
Regie: | Alex Kurtzman |
Darsteller: | Tom Cruise, Sofia Boutella, Annabelle Wallis, Russell Crowe |
Genre: | Action, Horror |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2017 |
Verleih: | Universal Pictures Germany |
Länge: 111 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 08.06.2017 |
Facebook-Seite | Die Mumie |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 08.06.2017
Review: Die Mumie (Kino)