Kino

Review: Die Verlegerin (Kino)

Das Hauptplakat von “Die Verlegerin” (©2017 Universal Pictures International)

Inhalt: In den frühen 1970ern ist die Witwe Katharine Graham (Meryl Streep, „Florence Foster Jenkins“) als Verlegerin der Washington Post die erste Frau, die eine Zeitung herausbringt.Während sie große Probleme mit ihren Investoren hat, versucht sie mir Nachdruck, größere Anerkennung für ihre Zeitung zu bekommen. Dann bekommen Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks, „Sully“) und Reporter Ben Bagdikian (Bob Odenkirk, „Nebraska“) die Gelegenheit, den Whistleblower Daniel Ellsberg (Matthew Rhys, „Im Rausch der Sterne“) für eine Story einzubinden. Ellsberg ist in Besitz der Pentagon Papers, die unerfreuliche Informationen über die amerikanische Rolle im Vietnam-Krieg beinhalten. Nachdem die große New York Times auf Druck der US-Regierung bereits einen Rückzieher gemacht hat, wollen Bradley und Bagdikian um jeden Preis ihre Story veröffentlichen. Nun ist es an Katherine: Setzt sie sich für investigativen Journalismus ein und gefährdet dafür die Zukunft der Zeitung und die eigene Freiheit?

 

Kritik: Spätestens seitdem Donald Trump ins Weiße Haus eingezogen ist, wird missliebiger Journalismus von vielen Seiten mit Unwörtern wie „Fake News“ abgetan. Aufgrund der Aktualität dieser Problematik erklärte sich der vielbeschäftigte Steven Spielberg im vergangenen Jahr auch schnell bereit, dass Drehbuch zu „The Post“ (so der Originaltitel) unter zeitlichem Hochdruck zu verfilmen. So gelang es, nach Drehbeginn im Mai 2017, bereits im Dezember einen fertigen Film zu präsentieren, was bei einer Produktion dieser Größenordnung fast schon absurd erscheint. Obwohl die wahre Geschichte mittlerweile fast ein halbes Jahrhundert alt ist, sind die Parallelen natürlich unverkennbar. Es entwickelt sich ein Film, bei dem in allen Bereichen Könner ihres Fachs am Werk wahren. Im Speziellen Komponisten-Legende John Williams und Spielbergs Dauer-Kameramann Janusz Kaminski (Oscars für „Schindlers Liste“ und „Der Soldat James Ryan“) liefern abermals ein herausragendes Pensum ab.

Das Team der Washington Post muss eine Entscheidung treffen (©2017 Universal Pictures International)

Dabei wird es aber an anderen Stellen doch offensichtlich, dass ein wenig die Zeit für Feinheiten gefehlt hat. Gerade erzählerisch wirkt der Film an manchen Stellen ein wenig gehetzt. Obwohl es zu jeder Zeit klar ist, was warum wichtig ist, fehlen hier und da ein paar Zusammenhänge, um den Zuschauer auch emotional an Bord der Geschichte zu holen. Auch bei der Figurenzeichnung wäre ein wenig mehr Tiefe wünschenswert gewesen. Zum Glück konnte Spielberg auf eine Besetzung bauen, die aus jedem Material das Optimum holt. Meryl Streep schafft es, die Titelheldin, die trotz einer zu anspruchsvollen Aufgabe alles mit Integrität und Mut angeht, in einen absolut runden Charakter zu verwandeln. Es macht Freude, ihr Giganten-Treffen mit Tom Hanks zu beobachten, der auch mit lächerlicher Frisur einen kompromisslosen und nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Die beiden Oscar-Gewinner harmonieren erhofft gut.

Noch bekommt Bradlee seine Informationen aus anderen Zeitungen (©2017 Universal Pictures International)

Auch ohne die beiden Weltstars hat der Film darstellerisch genug Qualität, um mindestens fünf Filme adäquat zu besetzen. Bob Odenkirk, Jesse Plemons („Black Mirror – Staffel 4“), Carrie Coon („Gone Girl – Das perfekte Opfer“), Tracy Letts („Imperium“), David Cross („Kill Your Darlings“), Bradley Whitford („Get Out“) und Deirdre Lovejoy („The Wire“) gehören unter anderem zur Belegschaft der Washington Post. Dazu sind noch Sarah Paulson („Carol“) als loyal-freundliche Ehefrau von Ben Bradlee, Bruce Greenwood („The Secret Man“) als vom Skandal sehr betroffener Politiker Robert McNamara, Alison Brie („Das Glück des Augenblicks“) als Tochter von Katherine Graham, Matthew Rhys als Whistleblower und Michael Stuhlbarg („Call Me By Your Name“) als Redakteur einer Konkurrenz-Zeitung im Film vertreten.

Auf dem Papier gibt es Steven Spielberg als Regisseur, eine unglaubliche Besetzung rund um Meryl Streep und Tom Hanks und eine spannende, wahre Geschichte mit erschreckendem Gegenwartsbezug. Mit diesen Voraussetzungen ist es beinahe enttäuschend, dass „Die Verlegerin“ nur ein guter Film ist. Trotz des durchweg exzellenten Handwerks bleibt der Film immer konventionell und bei weitem nicht so intensiv wie ein vergleichbarer „Spotlight“. So wird der Film seiner äußerst wichtigen Botschaft anstandslos gerecht, wird aber seinerseits wohl kein bedeutender Teil der Geschichte werden.

4 von 5 Punkten


Quelle: Universal Pictures Germany, Leinwandreporter TV, YouTube

Die Verlegerin

Originaltitel:The Post
Regie:Steven Spielberg
Darsteller:Tom Hanks, Meryl Streep, Sarah Paulson, Bob Odenkirk
Genre:Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Universal Pictures International Germany
Länge: 115 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 22.02.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 22.02.2018
Review: Die Verlegerin (Kino)

Thomas

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