Inhalt: Detective Jimmy McNulty (Dominic West, Theron aus „300“), Ermittler bei der Mordkommission von Baltimore, kann es nicht fassen: Der eindeutig schuldige Mörder D’Angelo Barksdale (Lawrence Gilliard Jr., Jimmy Spoils aus „Gangs of New York“) kommt frei, da verängstigte Zeugen ihre Aussagen widerrufen haben. Schon kurze Zeit später bekommt der Name Barksdale für Jimmy noch eine weitaus größere Bedeutung, als er aufgrund seiner vorlauten und barschen Art Vorgesetzten gegenüber in die Sondereinheit von Lt. Cedric Daniels (Lance Reddick, Phillip Broyles aus „Fringe“) strafversetzt wird.
Die Einheit soll D’Angelos Onkel, den Drogenbaron Avon Barksdale (Wood Harris, „Dredd 3D“) überführen. Da einige hochrangige Leute bei der Polizei mit Avons Machenschaften verwickelt zu sein scheinen, bekommt Daniels für sein Team ausschließlich Beamte, die anderweitig im Polizeidienst gescheitert sind. Bei einer groß angelegten Abhöraktion schaffen sie es dann aber, erste Erfolge im Kampf gegen Barksdale und seine rechte Hand, den skrupellosen Stringer Bell (Idris Elba, „Luther“) zu erzielen. Jimmy und seine Kollegen geraten immer weiter in einen Strudel von Drogen, Korruption und Mord.
Kritik: Im Jahr 2002 hatte „The Wire“ auf dem amerikanischen Sender HBO Premiere. Showrunner David Simon, der mit „Homicide“ schon eine erfolgreiche Polizeiserie produziert hatte, erschuf hier eine der realistischsten Serien der TV-Geschichte. In der Vorbereitung auf „The Wire“ hatte Simon ein Jahr lang Polizisten in Baltimore (eine der ärmsten Städte der USA) begleitet und ließ auch hauptsächlich Leute, die in den Ghettos von Baltimore leben, als Nebendarsteller vorsprechen. So ist es auch wenig verwunderlich, das „The Wire“ absolut anders ist, als die sonstige „CSI“-Hochglanz-Genrekost. Es gibt weder das pure Gute noch das pure Böse in dieser Welt zwischen Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Alle Charaktere sind gezeichnet vom rauen Straßenleben, wobei einige damit besser umgehen können als andere. Die Serie wirkt fast wie eine Dokumentation und ist nach einem etwas holprigen Start ungemein unterhaltsam. Die Zeitschrift „Atlantic Monthly“ empfahl einmal, die DVD wegen ihrem literarischen Wert zwischen Tolstoi und Dickens einzusortieren.
Großartiger Cast setzt Simons Vorgaben perfekt um
Zu den Nebendarstellern, die den Szenen ihre authentische Atmosphäre verleihen, waren natürlich noch einige professionelle Schauspieler nötig, um die Handlung zu tragen. Dominic West, der ansonsten eher für stumpfe Action (zuletzt „John Carter“) bekannt ist, beweist, dass er tatsächlich ein hervorragender Charaktermime ist. Seine Figur Jimmy McNulty ist alles andere als der klassische Held: Er ist stur, vorlaut, flucht ununterbrochen, lebt wegen seiner Untreue getrennt von Frau und Kindern in einem heruntergekommenen Apartment und hat ein massives Alkoholproblem. Mit Wucht, Präsenz und Charisma macht West aus McNulty eine der vielschichtigsten Serienfiguren der letzten Jahre. Lance Reddick fand hier als Lt. Daniels seine Paraderolle als idealistische Führungspersönlichkeit.
Sonja Sohn (Samantha aus „Body of Proof“), Seth Gilliam (Sugar Watkins aus „Starship Troopers“), Domenick Lombardozzi (Ray aus „Breakout Kings“), Clarke Peters (Helix aus „Notting Hill“), Jim True-Frost (James Woodrow aus „Treme“), Wendell Pierce (Detective Hagan in „Kill the Boss“) und Deirdre Lovejoy (Detective Tylar aus „Stepfather“) komplettieren die Ermittlerseite, ohne das einer der Schauspieler abfallen würde. Wood Harris spielt als Avon Barksdale einen arroganten Hip Hop und Basketball-Freak, der sich bei arbeitsbedingten Fragen immer voll auf seinen Assistenten Stringer Bell verlässt. Bell wird von dem grandiosen Idris Elba mit einer unheimlichen Präsenz und Geradlinigkeit verkörpert. Abgerundet wird das Ensemble von Andre Royo, der als heroinsüchtiger Polizeispitzel Bubbles für die lustigsten Szenen in dieser düsteren Welt sorgt.
„The Wire“ hat alles, was sich der Zuschauer wünschen kann: Handlung und Figuren haben Ecken und Kanten, die Serie stellt sehr realistisch und ungeschönt und diese hochbrisante Thematik dar. Dass die Serie bis heute das Vorbild für viele anderen Serien ist, bewiesen vor wenigen Wochen die Macher der Action-Serie „Burn Notice“, wo der Geldwäscher Barry (Paul Tei) in Todesangst gestand: „I’ve never climbed Kilimanjaro. I’ve never seen „The Wire“. I’ve never even had a four-way!“ („Ich war niemals auf dem Kilimandscharo. Ich habe noch nie „The Wire“ gesehen. Ich hatte noch nicht mal einen Vierer!“). „The Wire“ ist schlicht und ergreifend brillantes Fernsehen, dass zum Nachdenken anregt und von jedem einmal gesehen werden sollte. Daran ändert auch der etwas langatmige Einstieg in die Handlung nichts.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Leider wird die Bildumsetzung dieser grandiosen Serie nur bedingt gerecht. Die kühlen Farben sind gut gewählt und abgemischt. Die Schärfe und Detailgenauigkeit ist in ruhigen Szenen ebenfalls hervorragend. Sobald aber Action und Bewegung ins Spiel kommt, ruckelt das Bild teilweise sehr stark und wird unscharf.
2,5 von 5 Punkten
Ton: Auch der Ton schwächelt massiv. Der englische und deutsche Ton liegt nur in Dolby Digital 2.0 vor, was natürlich große räumliche Klangerlebnisse komplett ausschließt. Die Dialogverständlichkeit ist aber durchgehend gut. Daneben möchte ich noch die schwache deutsche Synchronisation kritisieren, durch die die Figuren teilweise deutlich an Profil verlieren.
2 von 5 Punkten
Extras: Als Bonusmaterialien liegen einzig ein paar solide Audiokommentare bei.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Leinwandreporter TV, YouTube
The Wire Staffel 1
Originaltitel: | The Wire Season 1 |
Showrunner: | David Simon |
Darsteller: | Dominic West, Idris Elba, Lance Reddick |
Genre: | Drama, Polizeiserie |
Produktionsland/-jahr: | USA, seit 2002 |
Sender | HBO |
Länge: | 13 Episoden zu je 60 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Verleih: | Warner Home |