Review: Verleugnung (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "Verleugnung" (© Square One/Universum)

Das Blu-ray-Cover von “Verleugnung” (© Square One/Universum)

Inhalt: Deborah Lipstadt (Rachel Weisz, „Liebe zwischen den Meeren“) ist in den USA eine angesehene Professorin und Autorin. Gerade erst hat sie ein neues Buch veröffentlicht, das sich mit der Leugnung des Holocaust auseinandersetzt. Darin kritisiert sie unter anderem den britischen Forscher David Irving (Timothy Spall, „The Party“), der lange Zeit hohes Ansehen genossen hat, aber zuletzt mit mehr als kontroversen Aussagen bezüglich des zweiten Weltkriegs in Verruf geraten ist. Irving reagiert, indem er Lipstadt anzeigt. Da der Fall in London verhandelt wird, liegt die Beweislast bei der Angeklagten, die Anschuldigungen zu entkräften.

Sie findet in den Anwälten Richard Rampton (Tom Wilkinson, „Felony – Ein Moment kann alles verändern“) und Anthony Julius (Andrew Scott, „Sherlock“) zwei sehr kompetente Unterstützer, die mit einer unkonventionellen Taktik den Fall gewinnen wollen: Statt ihre Mandantin zu entlasten, wollen sie beweisen, dass jedes ihrer beklagten Worte der Wahrheit entspricht. Es entwickelt sich ein harter Kampf gegen einen cleveren Gegner, der mit allen Wassern gewaschen ist.

 

Kritik: Der britische Regisseur Mick Jackson ist nur bedingt für seine tiefschürfenden Arbeiten bekannt. So zählen „L.A. Story“, „Bodyguard“ und „Volcano“ zu seinen prominentesten Filmen. Da ist es nicht direkt naheliegend, ihn für ein Drama mit sehr ernstem Hintergrund basierend auf einem realen Fall zu engagieren. Dennoch hat er das autobiographische Buch „History on Trial: My Day in Court with a Holocaust Denier“ von Deborah Lipstadt für die Leinwand adaptiert. Tatsächlich gelingt es ihm, den Stoff ansprechend umzusetzen, mit einem spannenden Film gegen das Vergessen zu kämpfen und dabei weder verkopft noch dröge ein Subgenre wie das Gerichtsdrama wieder zum neuen Leben zu erwecken. Natürlich fokussiert sich der Film auf den Blickwinkel seiner Protagonistin, was zwar stellenweise etwas einseitig wirkt, aber gerade in Anbetracht der diskutierten Inhalte kaum anders umsetzbar gewesen wäre.

Deborah Lipstadt bei einer Pressekonferenz (© Square One/Universum)

Deborah Lipstadt bei einer Pressekonferenz (© Square One/Universum)

Jackson taucht mit dem Zuschauer in eine Welt, in der scheinbar gelehrte Menschen zu absurden Verschwörungstheoretikern und Fleisch gewordenen HB-Männchen werden. Der Film überrascht dabei auch mit seinen zahlreichen Tricks und Wendungen, die die Thematik zu Unterhaltung werden lassen, ohne sie dabei zu untergraben. Gerade die Entscheidungen der Anwälte, die den Zuschauer ähnlich wie Lipstadt zweifeln lassen, sind hier ein wichtiger Teil des Gesamtbilds von „Verleugnung“. In einem derart dialogbasierten Werk war es fast unumgänglich, eine derartige Fülle von Charakterdarstellern zu präsentieren. Gerade Rachel Weisz spielt so gut wie lange nicht mehr. Die Oscar-Preisträgerin zeigt als geradlinige Idealistin, die ihre Vorsätze teilweise verraten muss, um sie am Ende schützen zu können, einen emotional hoch anspruchsvollen Part. Dabei sind es aber sogar die eher zurückgenommenen Momente, in denen sie wirklich glänzt.

Die Figur von David Irving, wie sie hier aufgebaut ist, wäre bei einem weniger starken Schauspieler wohl leicht zur Karikatur verkommen. Timothy Spall nutzt die gegebenen Möglichkeiten, um einen ebenso smarten wie verstörenden Auftritt zu liefern. Tom Wilkinson zeigt als Anwalt Richard Rampton einen abermals erstaunlichen Part. Oberflächlich betrachtet gefühlskalt und etwas zu trinkfest und erst beim zweiten Blick ein empathischer Stratege, spielt Wilkinson eine Figur, die sich dank seiner Vielseitigkeit erst nach und nach entfaltet. Auch Andrew Scott, der den scheinbar schnöselig-arroganten Anthony Julius verkörpert, zeigt sich hier in Topform. Da in Nebenrollen auch noch Darsteller wie Alex Jennings („Victoria“), Mark Gatiss („Taboo“) und Shootingstar Jack Lowden („Generation der Verdammten“) zu sehen sind, ist der Film in diesem Bereich nahezu makellos.

Es ist schlicht unglaublich, dass es heutzutage immer noch Leute gibt, die eine Position wie David Irving vertreten. Gerade in einer Phase, wo die Zeitzeugen immer weniger werden und einigen das Wissen aus dem Geschichtsunterricht entfallen zu sein scheint, ist es grundsätzlich eine gute Sache, eine solche Thematik noch einmal zu behandeln. Zum Glück gelingt es Mick Jackson hier, keine oberlehrerhaften Töne anzuschlagen und seinen Film nie ansatzweise zäh werden zu lassen. So bildet „Verleugnung“ – trotz kleinerer Schwächen – ein packendes Comeback für das Gerichtsdrama, erzählt eine eindringliche Geschichte und schafft es mit großem Schauspieler-Kino, dem ganzen Szenario eine angemessene Bühne zu geben.

David Irving ist siegessicher (© Square One/Universum)

David Irving ist siegessicher (© Square One/Universum)

Der Film ist ab dem 25.08.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

4 von 5 Punkten

 

Bild: Optisch gewinnt „Verleugnung“ sicher keine Schönheitspreise. Die Schärfe und die Darstellung von Details sind meistens im Mittelmaß einzuordnen. Es sind gerade die starken Farbfilter, die ins Auge stechen. So sorgen starke Gelb- und Grün-Töne für einen bewusst unangenehmen Look. Kontraste und Schwarzwert sind meistens ordentlich, lassen aber hier und da Schwächen erkennen. Immerhin sind die Bilder zumeist sauber und ruhig.

3 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton konzentrieren sich auf eine saubere Dialogwiedergabe, die zu jeder Zeit gegeben ist. Ein bisschen räumliche Aktivität gibt es durch den überzeugenden Score, ein paar Hintergrundgeräusche, sowie den prasselnden Regen auf den Straßen Londons. Insgesamt wird eine unauffällige, aber runde Tonwiedergabe gewährleistet.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Ein paar sehenswerte Interviews mit Cast und Crew (31 Minuten) sowie einige Trailer komplettieren die Blu-ray.

2,5 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Square One/Universum, Leinwandreporter TV, YouTube

Verleugnung

Originaltitel:Denial
Regie:Mick Jackson
Darsteller:Rachel Weisz, Timothy Spall, Tom Wilkinson, Andrew Scott
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:UK, 2016
Verleih:Square One/Universum
Länge:110 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

 

Mehr Informationen gibt es auf der Seite des Films

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 27.08.2017
Review: Verleugnung (Blu-ray)

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