Review: mother! (Kino)

Das Plakat von "mother!" (© Paramount Pictures Germany)

Das Plakat von “mother!” (© Paramount Pictures Germany)

Inhalt: Eine junge, attraktive Architektin (Jennifer Lawrence, „Silver Linings“) lebt mit ihrem deutlich älteren Ehemann (Javier Bardem, „The Gunman“), einem populären Autor, in einem riesigen, alten Landhaus. Während sie sich darum kümmert, die eigenen vier Wände zu restaurieren, arbeitet er daran, seine Schreibblockade zu besiegen. Zuletzt hatte sie mit schlimmen Albträumen und Visionen zu kämpfen. Auf einmal ist es vorbei mit der Einsamkeit, als ein kränklicher, älterer Mann (Ed Harris, „Sweetwater – Rache ist süß“) vor der Tür der beiden steht. Da es schon spät Abends ist, lassen sie ihn die Nacht bleiben. Die Überraschung wird größer, als am nächsten auch dessen Ehefrau (Michelle Pfeiffer, „Malavita – The Family“) vor der Tür steht. Obwohl Bedenken durchaus vorhanden sind und das Verhalten der Gäste aufdringlich bis unverschämt wirkt, lassen sie das Paar bleiben. Als dann auch noch die Söhne (Domhnall und Brian Gleeson) ihrer Besucher auftauchen, bricht das Chaos in dem alten Landhaus aus.

 

Kritik: Darren Aronofsky ist ein Mann für die besonderen Stoffe. Schon sein Erstling „Pi“ deutete die Ambitionen des Regisseurs an. Es waren dann aber Filme wie das verstörende Drogen-Drama „Requiem for a dream“ und „Black Swan“, die ihn in die erste Liga Hollywoods beförderten. Sein letztes Werk „Noah“ bekam nur durchwachsene Rückmeldungen. Mit seinem neuesten Film sorgte er schon auf seiner Premiere in Venedig für vollkommen unterschiedliche Reaktionen. Während Teile des Publikums begeistert waren, buhten andere den Film während des Abspanns aus. Nach Ansicht dieser 120 Minuten ist es auch nicht weiter verwunderlich, weshalb der Film derartig polarisiert. In körnigen und intensiven Bildern lässt Aronofsky die Geschichte fast schon provokant langsam beginnen. Das kammerspielartige Szenario zeigt nur hier und da kleine Blicke hinter den Vorhang, dass hier etwas nicht in Ordnung ist.

Ihr Familien-Idyll wird bald empfindlich gestört (© Paramount Pictures Germany)

Ihr Familien-Idyll wird bald empfindlich gestört (© Paramount Pictures Germany)

Mit der Ankunft des ersten Hausgastes häufen sich die Eigenheiten, die die Protagonistin über sich ergehen lassen muss. Ihr Mann ignoriert sie und nimmt ihre Meinung nicht ernst, während sie von den ungebetenen Besuchern so einige Unverschämtheiten ertragen muss. Dabei sind Rauchen im Haus und das Betreten von abgesperrten Bereichen noch die harmloseren Momente. Zu dieser Zeit ist der Film atmosphärisch, sonderbar und auf eine eigene Art sogar amüsant. Mit weiterem Verlauf lässt Aronofsky die Spirale zu einem handfesten Albtraum entstehen. Statt familiärer Geborgenheit und Ruhe sorgen immer mehr Gäste für Chaos und beschädigen dass so liebevoll restaurierte Nest des Ehepaars. Da er mit scheinbarem Desinteresse auf alles reagiert, ist sie bei den immer bizarrer werdenden Ereignissen komplett auf sich gestellt.

Irgendwann wirft Aronofsky jegliche Vorsätze über Bord und lässt das Geschehen von Traum-Logik regieren. Wunderschön-verstörende Aufnahmen gepaart mit Ereignissen am Rande des Wahnsinns lassen keine eindeutige Interpretation des Films mehr zu. Gerade im Schlussakt, der in fast allen Bereichen provoziert und für ein nachhaltig flaues Gefühl sorgt, ist schon gewisse Frust-Resistenz nötig, um nicht an dem filmischen Chaos zu verzweifeln. Wer nach der Werbekampagne – verständlicherweise – den Eindruck erhalten hat, hier einen Mainstream-Horrorfilm mit prominenter Besetzung zu sehen, wird in jedem Fall gewaltig vor den Kopf gestoßen.

Schatz, wir haben Besuch! (© Paramount Pictures Germany)

Schatz, wir haben Besuch! (© Paramount Pictures Germany)

In der Hauptrolle spielt Oscar-Gewinnerin und Aronofsky-Lebensgefährtin Jennifer Lawrence einen der ungewöhnlichsten Parts ihrer bisherigen Karriere. Oft in extremen Close Ups kann der Zuschauer verfolgen, wie die stille, aber glückliche Architektin immer mehr Wahnsinn um sich ertragen muss. Es ist auch der exzellenten, hoch anspruchsvollen Performance von Lawrence zu verdanken, dass zumindest eine Chance besteht, sich nicht komplett in dem Irrgarten von „mother!“ zu verlieren. Eine abermalige Oscar-Nominierung wäre hier nur folgerichtig. Javier Bardem spielt einen selbstgerechten Autor, dessen Popularität über fast allem zu stehen scheint. Die beiden Routiniers Ed Harris und Michelle Pfeiffer zeigen beinahe schon schelmische Auftritte, in denen sie augenzwinkernd mit ihren Frechheiten die Hausherrin provozieren.

Wenn sich Darren Aronofsky jemals darum geschert hat, mit seinen Filmen eine breite Masse zu erreichen, hat er spätestens vor „mother!“ damit aufgehört. Es ist im Prinzip unmöglich, den Film wirklich zu verstehen. An innerer Logik scheint gar kein Interesse zu bestehen. Wer sich darauf einlassen kann, bekommt einen fesselnden filmischen Albtraum geboten, der rund um tolle Bilder und eine Jennifer Lawrence in Bestform sich in Kopf und Magen des Zuschauers einnistet und dort lange verweilt.

4 von 5 Punkten


Quelle: Paramount Pictures, YouTube

mother!

Originaltitel:Mother!
Regie:Darren Aronofsky
Darsteller:Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer, Domhnall Gleeson
Genre:Drama, Horror
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Paramount Pictures
Länge: 120 MinutenFSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 14.09.2017

Mehr Informationen gibt es auf der Seite von Paramount Pictures

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 13.09.2017
Review: mother! (Kino)

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