Inhalt: Mitte des 19. Jahrhunderts lebt der dunkelhäutige Familienvater Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor) als angesehener Geigen-Virtuose im Staat von New York. Als er von zwei Fremden einen gut dotierten Auftrag bekommt, denkt er sich zunächst nichts Böses. Doch nachdem er von den beiden mit zahlreichen Drinks abgefüllt wurde, findet er sich plötzlich in Ketten wieder. Er wird verschifft und in Louisiana auf dem Sklavenmarkt verkauft. Er muss bald einsehen, dass eine Flucht zwecklos ist. Die Offenbarung, das er ein Intellektueller ist, könnte seinen Tod bedeuten.
So wird er zunächst an den zurückhaltenden Geschäftsmann Ford (Benedict Cumberbatch, „Star Trek Into Darkness“) abgegeben, bei dem er sich bis zu einem Zwischenfall recht gut schlägt. Danach muss er zu dem sadistischen Epps (Michael Fassbender, „Haywire“) auf die Plantage, bei dem die Sklaven schlechter als Tiere behandelt werden. Doch er steckt nie auf und lässt auch die schlimmsten Momente über sich ergehen. Der Sklaverei-Gegner Bass (Brad Pitt, „World War Z“) könnte die Rettung bedeuten.
Kritik: Vor diesem Film war der britische Regisseur Steve McQueen vor allem für die stilistisch hochwertigen Psychogramme „Hunger“ und „Shame“ bekannt. Mit seinem neuesten Werk gelang ihm jetzt der ganz große Wurf. Die Oscars für „Bester Film“, „Bestes adaptiertes Drehbuch“ und „Beste Nebendarstellerin“ sprechen hier eine deutliche Sprache. Er schafft es eindringlich wie nie zuvor, die Schrecken eines dunklen Kapitels der amerikanischen Geschichte zu behandeln. „12 Years A Slave“ gelingt es, mit einer unglaublichen Präzision für Beklemmung zu sorgen, ohne dabei der Gefahr zu erliegen, ins melodramatische oder rührselige abzugleiten. Der Regisseur übertreibt es zeitweise mit langen, sehr stillen Einstellungen und Rückblenden, was aber nur ein kleines Haar an der Suppe ist. Der Film hat einfach zu viel Relevanz und auch zu viel Qualität, um durch diese kleinen Unzulänglichkeiten wirklich etwas zu verlieren.
Fesselndes Stück Zeitgeschichte mit grandiosen Darstellern
Die vielleicht wichtigste Zutat bei dem Film sind seine Charaktere. Für die Rolle von Solomon Northup, der seine Lebensgeschichte zu einem Roman niedergeschrieben hatte, wurde mit Chiwetel Ejiofor ein recht unbekannter Schauspieler verpflichtet. Mit einer großartigen Bandbreite kreiert er eine vielschichtige Figur, mit der der Zuschauer zu jeder Zeit mitleidet. Das dürfte auch für Ejiofor den großen Durchbruch bedeuten. Ähnlich stark ist Lupita Nyongo’o, die als Sklavin Patsy einen fesselnden Part spielt. Besonders eine körperlich quälende Szene im Zusammenhang mit einem Stück Seife dürfte der Grund gewesen sein, dass sie sich als erste Kenianerin den Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ sichern konnte.
Den vielleicht verstörendsten Auftritt legt Michael Fassbender als brutaler Sklaven-Halter hin. Sein ebenso labiler, wie aggressiver Epps hinterlässt vielleicht den nachhaltigsten Eindruck. Dabei wird er ähnlich gut von Sarah Paulson („Mud“) als eifersüchtige Ehefrau ergänzt. Der weitere Cast um Benedict Cumberbatch, Brad Pitt, Scoot McNairy („Killing the Softly“), Michael K. Williams („The Wire“) und Paul Dano („Prisoners“) rundet die beeindruckenden Hauptdarsteller-Leistungen ab.
Auch wenn diese geschichtlich wichtigen Themen eine offenkundige Bewerbung für die hohen Filmpreise sind, ist ein solcher Ausgang kein Selbstverständnis. Steve McQueen gelingt es hier ohne jede Sensationsgier, mit „12 Years A Slave“ einen harten und nachdenklich stimmenden Film zu präsentieren, der sich angemessen mit einem schweren Thema auseinander setzt und dabei die menschliche Komponente nicht außer Acht lässt. Ob dieser Film nun wirklich DER beste eines fantastischen Jahrgangs ist, ist durchaus streitbar. Dennoch: Wer so ein Werk inszeniert, hat sich den Platz bei den Großen der Filmwelt durchaus verdient.
Der Film ist ab dem 16.05.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Der Bild-Transfer wird dem tollen Ausgangsmaterial mit der sehr detailverliebten Kameraarbeit vollauf gerecht. Die Aufnahmen sind durchgängig knackig scharf und werden fast perfekt dargestellt. Die Kontraste sind zumeist sehr kräftig, zeigen nur bei ein paar Nacht-Szenen minimale Schwächen. Die Farbgebung könnte ebenso wie der Schwarzwert nicht besser sein. Ansonsten ist der Film einfach nur ein sauberes, fehlerfreies HD-Erlebnis.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Die englische und die deutsche Tonspur in DTS-HD MA 5.1 sind absolut verlustlos, auch wenn die deutsche Fassung aufgrund der Abmischung leichte Schwächen zeigt. Die Dialoge sind immer verständlich, sind aber im Vergleich zu den Hintergrundgeräuschen etwas zu leise ausgefallen. Ansonsten wird auch in der deutschen Fassung ein nuancierter Tontransfer geboten, der mit schönen Effekten aufwartet. Die englische Fassung ist fast makellos.
4 von 5 Punkten
Extras: Mini-Interviews mit Chiwetel Ejiofor, Steve McQueen, Michael Fassbender, Lupita Nyong’o, Brad Pitt und Hans Zimmer (insgesamt 9 Minuten), die Featurettes „Chiwetel Eijofor wird Solomon Northup“ (5 Minuten), „Die Vision des Regisseurs“ (4 Minuten), „Ein Portrait über Solomon Northup“ (6 Minuten), „Das Team hinter 12 Years a Slave“ (4 Minuten), „Die Filmmusik“ (5 Minuten) und „Vom Buch zum Film“ (41 Minuten) sowie eine B-Roll (9 Minuten), eine Bildergalerie und ein paar Trailer bieten eine reichhaltige Ergänzung zum Film.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 06.09.2023 bei Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Tobis Film, YouTube
12 Years A Slave
Originaltitel: | 12 Years A Slave |
Regie: | Steve McQueen |
Darsteller: | Chiwetel Ejiofor,Brad Pitt, Michael Fassbender, Lupita Nyongo'o |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2013 |
Verleih: | Tobis Film |
Länge: | 134 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | Der Internetauftritt von "12 Years A Slave" |