Inhalt: Keller Dover (Hugh Jackman, „Prestige“) ist ein ganz normaler Familienmensch. Der religiöse Kriegsveteran würde einfach alles für seine Frau Grace (Maria Bello, „Company Men“), seinen jugendlichen Sohn Ralph (Dylan Minnette, „Prison Break“) und seine 6 Jahre alte Tochter Anna (Erin Gerasimovich, „Der Lieferheld“) tun. Als die Familie an Thanksgiving die eng befreundeten Nachbarn Nancy (Viola Davis, „The Help“) und Franklin (Terrence Howard, „Dead Man Down“) besucht, geschieht der schlimmste Albtraum aller Eltern. Anna und Joy (Kyla Drew Simmons), die Tochter von Nancy und Franklin, verschwinden spurlos. Der einzige Anhaltspunkt ist ein heruntergekommenes Camping-Mobil, das Ralph wenig früher entdeckt hatte.
Es beginnt eine groß angelegte Suche, bei der der ambitionierte Detective Loki (Jake Gyllenhall, „Brothers“) das Kommando hat. Schon bald gelingt es, den geistig zurückgebliebenen Alex (Paul Dano, „Little Miss Sunshine“) zu verhaften, der aber kurz danach schon wieder auf freien Fuß gesetzt werden muss. Keller verliert jedes Vertrauen in die Polizei und beschließt, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Er ist bereit, bis zum äußersten zu gehen, um seine Tochter zu finden.
Kritik: Der kanadische Filmemacher Denis Villeneuve beeindruckte 2010 mit dem Drama „Die Frau, die singt“ nicht nur Kritiker (wie unter anderem die Oscar-Jury). Auch die Produzenten in Hollywood wurden auf sein Können aufmerksam. So kam er an den Job für diesen intensiven Entführungs-Thriller. Und das Vertrauen zahlt er in jeder der 153 Minuten restlos zurück. Praktisch ohne Atempause erzählt er eine beklemmende Entführungsgeschichte, in der er sich außergewöhnlich gut und taktvoll mit dem Thema Selbstjustiz auseinander setzt.
„Prisoners“ wertet nicht, wenn Keller einen Verdächtigen zusammenschlägt und foltert. Er erteilt hier keine Absolution für die Taten. Vielmehr überlässt er es dem Zuschauer, sich mit dieser Thematik selbst auseinanderzusetzen. Auf der einen Seite entwickelt man Verständnis für den verzweifelten Vater, auf der anderen Seite bleiben seine brutalen Taten, die der Film nur andeutet. Auch ansonsten macht dieses Werk fast alles richtig. Nach recht kurzem Intro packt den Zuschauer die Geschichte schon sehr bald und lässt praktisch bis zum Abspann nicht mehr nach.
Preisverdächtig in allen Belangen
Auch wenn der Film bei den Oscars „nur“ eine Nominierung für die virtuose Kameraarbeit von dem bereits elf Mal nominierten Roger Deakins („Skyfall“) abstauben konnte, präsentiert er sich in praktisch allen Belangen auf herausragendem Niveau. Besonders zu erwähnen ist da das glaubwürdige und sehr fintenreiche Drehbuch von Aaron Guzikowski („Contraband“), das eine mehr als stabile Grundlage für Villeneuves kraftvolle Inszenierung bildet. Ebenfalls außergewöhnlich sind die Schauspieler in „Prisoners“.
Hugh Jackman war vielleicht noch nie so gut wie hier. Als verzweifelter Vater, für den langsam moralische Grenzen fallen, lässt er jeden Schritt auf seinem Leidensweg fühlen. Ebenso stark spielt Jake Gyllenhall den talentierten, aber gänzlich unangepassten Polizisten, der ebenso wie Keller irgendwann die Bodenhaftung zu verlieren droht. Mit Viola Davis, Terrence Howard, Maria Bello und Dylan Minnette konnten vier weitere starke Schauspieler gewonnen werden, die mit dem Verschwinden eines Familienmitgliedes zu kämpfen haben. Zusätzlich hinterlässt Paul Dano trotz weniger Worte einen nachhaltigen Eindruck. White Trash-Allzweckwaffe Melissa Leo („Olympus has fallen“) komplettiert mit feinem Spiel den starken Cast.
„Prisoners“ ist sicherlich keine leichte Kost für zwischendurch. Denis Villeneuve setzt sich in seinem Hollywood-Debüt mit Schuld, Verlustängsten und Selbstjustiz nachhaltiger auseinander, als es den meisten vergleichbaren Filmen in den letzten Jahren gelungen ist. So begleiten einen die vorzüglichen Bildkompositionen von Roger Deakins durch einen der düstersten und spannendsten Filmen des Kinojahres 2013.
Der Film ist ab dem 13.02.2014 auf DVD und Blu-ray sowie als Blu-ray-Steelbook erhältlich.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Es wird ein absolut exzellentes HD-Bild geboten. Die kühlen Farben untermalen die emotionale und atmosphärische Dichte des Filmes. Vereinzelte wärmere Farben, wie zum Beispiel die Hauttöne sind kräftig und wirken sehr natürlich. Die Schärfe und Detailzeichnung ist ebenfalls auf sehr hohem Niveau, obwohl einige Szenen bewusst weich gezeichnet sind. Der Schwarzwert könnte nicht besser sein und auch die Kontraste sind nahezu optimal eingestellt. Fehler wie Bildrauschen und Artefakte sind nie zu entdecken, was den sehr guten Eindruck des Films noch einmal abrundet.
4 von 5 Punkten
Ton: Die englische und die deutsche Fassung liegen mit einer verlustlosen DTS-HD MA 5.1-Tonspur vor. Die Dialoge sind gut verständlichen und klingen jederzeit sauber und lebensecht. Auch wenn der sonstige Score alles andere alles aggressiv und laut ist, gibt es eine sehr detailreiche, fein abgestimmte Abmischung von Hintergrundgeräuschen und Score, wodurch die beklemmende Atmosphäre von „Prisoners“ noch weiter verfestigt wird.
4 von 5 Punkten
Extras: Als Bonus gibt es einen kurzen Beitrag von der deutschen Premiere (3 Minuten), die Featurettes „Beeindruckende Darsteller“ (9 Minuten), „Jede Sekunde zählt“ (3 Minuten), ein Interview mit Hugh Jackman (11 Minuten) und einige Trailer bieten nur mäßigen Mehrwert zum Film.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Tobis Film, YouTube
Prisoners
Originaltitel: | Prisoners |
Regie: | Denis Villeneuve |
Darsteller: | Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal, Viola Davis |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2013 |
Verleih: | Universal Pictures |
Länge: | 153 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | Der Internetauftritt von "Prisoners" |