Review: Love, Simon

Das Hauptplakat von "Love, Simon" (© 2018 Twentieth Century Fox)

Das Hauptplakat von “Love, Simon” (© 2018 Twentieth Century Fox)

Inhalt: Der 17 Jahre alte Simon Spier (Nick Robinson, „Being Charlie – Zurück ins Leben“) ist charmant, gutaussehend und versteht sich bestens mit seinen Eltern Emily (Jennifer Garner, „Mr. Collins’ zweiter Frühling“) und Jack (Josh Duhamel, „This Is Your Death“), seiner Schwester Nora (Talitha Bateman, „Annabelle 2“) und seinen Freunden Leah (Katherine Langford), Abby (Alexandra Shipp, „Straight Outta Compton“) und Nick (Jorge Lendeborg Jr., „Spider-Man – Homecoming“). Doch niemand ahnt, was wirklich in Simon vorgeht.

Er hat bereits vor vier Jahren gemerkt, dass er schwul ist, hat sich aber bis heute nicht getraut, mit jemandem über das Thema zu reden. Als sich ein Mitschüler im Internet unter dem Pseudonym „Blue“ outet, findet Simon einen Gleichgesinnten und beginnt, mit ihm zu chatten. Obwohl er nicht weiß, wer sein Gegenüber ist, fühlt sich Simon bald zu Blue hingezogen. Die Situation wird komplizierter, als sein Bekannter Martin (Logan Miller, „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“) sein Geheimnis erfährt. Martin droht, Simon zu outen, wenn er ihm nicht hilft, bei Abby zu landen. Das Chaos nimmt seinen Lauf.

Kritik: Greg Berlanti dürfte den meisten Fans als Produzent von größeren Serien bekannt sein. So ist er aktuell als Executive Producer/Showrunner für „Riverdale“, „Arrow“, „The Flash“ und „Supergirl“ aktiv. Daneben arbeitet er aber noch in Abständen als Regisseur. Nach dem Geheimtipp „Der Club der gebrochenen Herzen – Eine romantische Komödie“ im Jahr 2000 und dem verzichtbaren „So spielt das Leben“ aus dem Jahr 2010 ist „Love, Simon“ der dritte Spielfilm, bei dem Berlanti hinter der Kamera Platz genommen hat.

Sein neuestes Werk basiert auf dem Hit-Buch „Simon vs. the Homo Sapiens Agenda“ von Becky Albertalli. Auf dem Papier ist die Geschichte eine recht gewöhnliche Coming of Age-Romanze. Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Tragik, dass die sexuelle Orientierung des Protagonisten (und allgemein) im Jahr 2018 immer noch eine derart schwerwiegende Thematik zu sein scheint. Doch gerade diesbezüglich gehen Berlanti und die Drehbuchautoren Elizabeth Berger und Isaac Aptaker einen Schritt in eine richtige Richtung.

Simon ist mit seinen Freunden unterwegs (© 2018 Twentieth Century Fox)

Simon ist mit seinen Freunden unterwegs (© 2018 Twentieth Century Fox)

Dem Film gelingt es schnell, die Probleme seiner Hauptfigur ernst zu nehmen und verständlich zu machen, ohne dabei in die Sparte eines Problemfilms zu rutschen. Mit lakonischem Humor und sehr viel Charme taucht der Film in die Welt eines Teenagers ein, dem es grundsätzlich wirklich gut geht. Weswegen er derartige Schwierigkeiten hat, sich zu seiner Sexualität zu bekennen und wie sehr ihn die Situation belastet, wird gerade in den kleinen Momenten offensichtlich.

Die unbedacht homophoben Scherze seines Vaters und die Feindseligkeit, mit der manche Schüler seiner Schule dem offen schwulen Ethan (Clark Moore) begegnen, sind da nur zwei von vielen Beispielen, die Simon bislang davon abgehalten haben, sich zu offenbaren. Wie absurd die reine Existenz dieses Problems ist, zeigt eine grandiose Sequenz, in der sich die Freunde der Hauptfigur vor ihren Eltern wegen ihrer Heterosexualität outen.

Eine der ganz großen Stärken des Filmes sind die toll ausgearbeiteten Figuren, die sich altersgemäß verhalten, mit ihren guten Seiten und Fehlern komplett funktionieren und sich nicht in Schubladen packen lassen. So wird es auch Simon zugestanden, in seiner Verzweiflung seine Freunde zu hintergehen, oder klare, emotionale Signale nicht zu verstehen. Der junge Nick Robinson zeigt hier die bislang beste Leistung seiner Karriere. Er spielt den komplexen Part, der zwischen seinem coolen, humorvollen Auftreten, der Angst um sein „Geheimnis“ und der aufkeimenden (Online-)Romanze zu sich selbst finden muss. Diese Gratwanderung meistert er mit einer beeindruckenden Lockerheit und Empathie. Katherine Langford, die im vergangenen Jahr mit der starken Hauptrolle in der kontrovers diskutierten Jugend-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ ihren Durchbruch gefeiert hat, deutet hier erneut ihr Potenzial an.

Wird sich Simon Leah anvertrauen? (© 2018 Twentieth Century Fox)

Wird sich Simon Leah anvertrauen? (© 2018 Twentieth Century Fox)

Alexandra Shipp und Jorge Lendeborg Jr. können als enge Freunde von Simon ebenfalls überzeugen. Ein tolles Beispiel für die Qualitäten von „Love, Simon“ ist der von Logan Miller gespielte Martin. Der sozial ungeschickte und unglücklich verliebte Junge handelt auf eine Art und Weise, die eigentlich unverzeihlich ist. Dennoch ist er so nachvollziehbar, sympathisch und bemitleidenswert, dass niemand ihm wirklich böse sein kann. Jennifer Garner, Josh Duhamel und Talitha Bateman reihen sich als Familienmitglieder nahtlos in die Welt des Films ein. Der von Tony Hale gespielte Direktor der Schule ist vielleicht etwas zu albern, sorgt aber für ein paar nette Momente.

Der Film erzählt seine Geschichte derart konsequent, dass der etwas kitschig-naive Schlussakt von niemandem ernsthaft kritisiert werden kann. Gerade weil „Love, Simon“ geschickt mit bekannten Elementen arbeitet, ist ein ausgesprochen intelligenter Film entstanden. Ebenso amüsant wie berührend, mit tollen Charakteren und einer unaufdringlichen Botschaft, die wohl jedem Zuschauer etwas mit auf den Weg gibt, ausgestattet, macht die Coming of Age-Romanze fast alles richtig und wird so hoffentlich zum verdienten Hit.

4,5 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 22.07.2022 im Programm von Disney+ zu sehen.


Quelle: 20th Century Fox, Leinwandreporter TV, YouTube

Love, Simon

Originaltitel:Love, Simon
Regie:David Leitch
Darsteller:Nick Robinson, Katherine Langford, Jennifer Garner, Josh Duhamel
Genre:Drama, Liebesfilm, Komödie
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:20th Century Fox
Länge:110 Minuten
FSK:ab 0 Jahren
Kinostart:28.06.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von 20th Century Fox

Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 21.07.2022
Review: Love, Simon (Kino)

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