Review: Tote Mädchen lügen nicht – Episode 1-4 (Netflix)

Das Hannah-Charakterposter von Hannah zu "Tote Mädchen lügen nicht" (© Netflix)

Das Hannah-Charakterposter von Hannah zu “Tote Mädchen lügen nicht” (© Netflix)

Inhalt: Clay Jensen (Dylan Minette) ist ein netter, aber ruhiger Kerl, der kurz davor steht, die Highschool zu beenden. Sein Leben wurde vor ein paar Monaten deutlich spaßiger, als die smarte, hübsche Hannah Baker (Katherine Langford) seine neue Arbeitskollegin im Kino wurde. Die beiden wurden schnell Freunde, wobei sich Clay sehr viel mehr mit Hannah vorstellen konnte. Da er aber zu schüchtern war, ihr seine Gefühle zu gestehen, blieb es bei einer heimlichen Schwärmerei. Vor ein paar Tagen kam dann der Schock, der Clays ganze Highschool im Mark getroffen hat: Hannah ist tot. Sie hat Selbstmord begangen. Niemand hat auch nur den Hauch einer Ahnung, weshalb das beliebte Mädchen ihr Leben beendet hat. Auch Clay ist der Verzweiflung nahe, als er ein merkwürdiges Paket erhält, in dem eine ganze Sammlung von Kassetten liegt.

Die Verwunderung wird noch größer, nachdem er die erste Kassette in seinen Walkman gelegt hat, auf Play drückt und die Worte hört: „Hi, hier ist Hannah. Hannah Baker. Mach’s dir bequem, ich erzähle dir jetzt die Story meines Lebens. Oder genauer, weshalb es endete. Und wenn du dieses Band hörst, bist du einer der Gründe warum.“ Clay stürzt sich in die Story und erfährt nach und nach, was sein mysteriöser Kumpel Tony (Christian Navarro), Cheerleaderin Jessica (Alisha Boe, „Paranormal Activity 4“), Sportass Justin (Brandon Flynn), Musiker Alex (Miles Heizer) und einige andere mit Hannah zu tun hatten. Während er deswegen mit einigen Mitschülern Ärger bekommt, stellen sich gleich mehrere Fragen: Warum hat Hannah getan, was sie getan hat? Was hätte Clay tun können? Sind die Geschichten auf den Bändern wahr, oder übt ein verzweifeltes Mädchen Rache aus dem Grab?

 

Hannah und Clay funken auf einer Wellenlänge (© Netflix)

Hannah und Clay funken auf einer Wellenlänge (© Netflix)

Kritik: Mit seinem Debüt-Roman „Tote Mädchen lügen nicht“ gelang Jay Asher ein internationaler Bestseller, der sich unter anderem über ein Jahr in der Topliste der New York Times halten konnte. Nun hat Brian Yorkey für Netflix die tragische Geschichte zu einer 13-teiligen Serie (Originaltitel von Buch und Serie ist „13 Reasons Why“) umgesetzt. Während andere Produktionen ihre Anlaufzeit brauchen, nimmt dieses Drama mit Mystery-Elementen das Publikum vom ersten Moment mit ihren bohrenden Fragen in Beschlag: Wie kann ein junger, intelligenter Mensch aus der Mittelschicht nur an so einen ausweglosen Punkt gebracht werden? Wie viel von dem, das ich gerade sehe, entspricht überhaupt der Wahrheit? Es entwickelt sich ein multidimensionales Rätselraten, welches sich immer mehr entfaltet. Auch wenn nach vier Episoden (die die Presse vorab sichten konnte) eine Auflösung noch weit entfernt ist, lässt sich festhalten, dass hier ein faszinierendes, atmosphärisches und cleveres Konzept entstanden ist, das so gar nicht beiläufig auch mit Themen wie Mobbing und der Verbreitung von Gerüchten hart ins Gericht geht. Mit Tom McCarthy wurde ein Regisseur für die ersten beiden Episoden gefunden, der schon zuletzt in seinem Oscar-gekrönten Film „Spotlight“ gezeigt hat, dass er zum Umgang mit schwereren Themen in der Lage ist.

Bei manchen Mitschülern muss man schon ein dickes Fell haben (© Netflix)

Bei manchen Mitschülern muss man schon ein dickes Fell haben (© Netflix)

Damit ein solcher Ansatz auch funktioniert, muss der Zuschauer wirklich interessante Hauptfiguren geboten bekommen. Der junge Dylan Minette, der zuletzt schon im Horror-Hit „Don’t Breathe“ überzeugen konnte, ist hier der sympathisch zurückhaltende Protagonist, dem der Zuschauer gerne in eine Welt folgt, die für die andere zentrale Figur tödlich war. Schon in „Twin Peaks“ war – zugegebenermaßen unter anderen Vorzeichen – das schöne, junge Mädchen, das sterben musste das effektive Zugpferd einer Geschichte. Hier sind die Gegebenheiten sogar noch extremer, da Hannah Baker – die Laura Palmer von „Tote Mädchen lügen nicht“ – ihr Schicksal selbst gewählt hat. Debütantin Katherine Langford entpuppt sich dabei als absoluter Volltreffer für die Rolle. Schon in der ersten Sequenz mag man ihre Hannah, die cool, witzig und lebenslustig erscheint. Doch wie viel davon ist aufgesetzt? Langford hat eine tolle Präsenz und genug Talent, um dem Zuschauer genau das richtige bisschen an Blick über den Vorhang zu ermöglichen, um zu erahnen, dass hier etwas nicht stimmt. Die anderen Charaktere, die bewusst etwas eindimensional gezeichnet sind, aber dennoch größtenteils glaubwürdig erscheinen, arbeiten den beiden Protagonisten gut zu.

Auch wenn es noch relativ früh im Jahr und früh in dieser Serie ist: „Tote Mädchen lügen nicht“ scheint eines der ambitioniertesten Projekte dieser Serien-Saison zu werden. Spannend, emotional, tragisch, kurzweilig und mit zwei starken Protagonisten sollte es auf jeden Fall lohnend sein, dieser Roman-Adaption auf ihrem Weg weiter zu folgen.

Die erste Staffel der Serie ist ab dem 31.03.2017 im Programm von Netflix zu sehen.

4 von 5 Punkten


Quelle: Netflix, YouTube

Tote Mädchen Lügen nicht - Episode 1-4

Originaltitel:13 Reasons Why - Episode 1-4
Regisseur:Brian Yorkey
Darsteller:Katherine Langford, Christian Navarro, Michael Sadler, Dylan Minette
Genre:Drama/Mystery-Serie
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Netflix
Länge:4 x 55 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Netflix

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 21.03.2017
Review: Tote Mädchen lügen nicht – Episode 1-4

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