Inhalt: Streifen-Cop Frank Penny (Aaron Eckhart, „Incarnate – Teuflische Besessenheit“) ist ein Cowboy, wie er im Buch steht. Deshalb zögert er auch keine Sekunde, als ein vor der Polizei geflüchteter Mann in seinem Revier auftaucht. Als er den Kriminellen stellt und in Notwehr tötet, erfährt er mehr über dessen Hintergründe: Er hat gerade einen Entführer von der Tochter von Police Chief Volk (Giancarlo Esposito, „This Is Your Death“) und damit die einzige Spur erschossen. Der andere Entführer (Ben McKenzie) nimmt das zum Anlass, einen tödlichen Countdown zu zünden: In 64 Minuten muss das Mädchen sterben. Gefolgt von der ehrgeizigen Bloggerin Ava Brooks (Courtney Eaton, „Gods of Egypt“) nimmt Penny die Verfolgung auf.
Kritik: Es klingt wie der klassische 90er-Jahre-Action-Spaß: Ein bewaffnetes Alphamännchen muss gemeinsam mit einem grundverschiedenen Sidekick im Kampf gegen die Uhr ein junges Mädchen retten. Gepaart mit einem durchaus prominenten Cast um den fast immer lohnenden Aaron Eckhart sollte eigentlich wenig schief gehen. Beim Blick auf den Regieposten dürften Fans von Action-B-Unterhaltung der letzten Jahre dann aber ins Straucheln geraten: Steven C. Miller hatte mit Filmen wie „Escape Plan 2 – Hades“ (der Platz 1 der Leinwandreporter-Flop-Liste des Jahres 2018 belegte), „First Kill“ und „Arsenal“ ausschließlich uninspirierte, billig produzierte Werke zu verantworten, bei denen ein paar bekannte Namen nicht über ein Mangel an Substanz sowie das fehlende Talent hinter der Kamera hinwegtäuschen konnten. Eben dieses Strickmuster wird auch bei „64 Minutes – Wettlauf gegen die Zeit“ allzu offensichtlich.
Eine eigentlich simplen Geschichte macht ab der ersten Minute so wenig Sinn, dass die meisten Zuschauer zu verwirrt sein dürften, um das Gezeigte als simple Action-Achterbahn genießen zu können. So stolpert die absolut beliebig wirkende Handlung von einem zusammenhanglosen Teil zum nächsten, wobei Unterhaltungswert allenfalls bei einer Handvoll solider Kampfsequenzen aufkommen will. Die flachen Figuren strotzen nur so vor Klischees und lassen größtenteils jeden Charme vermissen – was durch scheußliche Dialoge noch unterstrichen wird. Aaron Eckhart, der mit dem passenden Material ein begnadeter Schauspieler sein kann, ist nur zu bemitleiden. Er ist sichtlich bemüht, aus Penny einen funktionierenden Actionhelden zu machen, weshalb er in jeder Szene Vollgas gibt. An seiner Seite ist allenfalls Ben McKenzie, der sich auf ungewohnt finsteres Terrain begeben darf, so etwas wie Spielspaß anzumerken.
Die beiden „Journalistinnen“/vegane Hipster-Verschwörungstheoretikerinnen, die diesen Film mit Arroganz, verschwurbelten Weltretter-Fantasien, offener Unterstützung für Impfgegner und unironisch gemeinten Aussprüchen wie „That’s Deep, Sis“ oder „XOXO… Carpe Diem“ beglücken – und als positive Heldenfiguren zu akzeptieren sind – gehören zu den unerträglichsten Figuren des bisherigen Filmjahres. Courtney Eaton hat als Sidekick vom harten Penny, der wegen ihr ein Elektroauto fahren muss (witzig…), weder Chemie mit dem Protagonisten noch einen wirklichen Mehrwert für die Handlung. Jessica Lu gibt als zweite „investigative Reporterin“/ „Computerexpertin“, die mit „Hacks“ immer rechtzeitig die richtigen Informationen und nötige Exposition liefert, das Deus-ex-Machina-Werkzeug, wenn das Drehbuch wieder einmal nicht weiter weiß. Giancarlo Esposito und Dina Meyer werden komplett verschenkt.
Trotz eines ehrbar bemühten Hauptdarstellers und ein paar gelungenen Actionmomenten setzt Steven C. Miller seine Serie kaum erträglicher Genrewerke nahtlos fort. „64 Minutes – Wettlauf gegen die Zeit“ ist ein konfuses, nerviges und teils aggressiv blödes Klischeefest, das sein Potenzial als leicht verdauliche No-Brain-Unterhaltung leichtfertig liegen lässt.
Der Film ist seit dem 04.06.2020 digital und ab dem 18.06.2020 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
1,5 von 5 Punkten
Bild: Wenn die „dynamische“ Kamera nicht gerade wieder über ihr Ziel hinausschießt oder die Figuren in abgedunkelten Fabrikhallen kämpfen, sind Schärfe und Detaildarstellung sehr zufriedenstellend. Die Farbgebung ist sauber und natürlich. Auch die Einstellung von Kontrasten und Schwarzwert lässt keinen großen Kritikgrund zu. Bis auf ein gelegentliches Rauschen bleibt das Bild ruhig.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton dürfen sich in den zahlreichen Verfolgungsjagden und Schießereien austoben. Selbst wenn die Vertonung manchmal etwas zu brachial klingt, werden alle Boxen gut mit eingebunden. Musik und Hintergrundgeräusche (z.B. Nachrichten-Helikopter) sorgen für weitere räumliche Aktivität. Die Dialogverständlichkeit ist in beiden Fassungen problemlos.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein Audiokommentar von Steven C. Miller, ein Making of (17 Minuten), in dem die Macher über die Tiefgründigkeit (kein Spaß!) des Films reden, sowie Bildergalerien und Trailer komplettieren die Blu-ray.
3 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Quelle: Koch Films, YouTube
64 Minutes – Wettlauf gegen die Zeit
Originaltitel: | Line of Duty |
Regie: | Steven C. Miller |
Darsteller: | Aaron Eckhart, Ben McKenzie, Giancarlo Esposito |
Genre: | Thriller, Action |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2019 |
Verleih: | Koch Films |
Länge: | 99 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Koch Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 17.06.2020
Review: 64 Minutes – Wettlauf gegen die Zeit (Blu-ray)