Inhalt: Während eines Ausflugs auf eine Kirmes wird der britische Soldat Jody (Forest Whitaker, „Rogue One – A Star Wars Story“), der in Irland stationiert ist, von der IRA entführt. Die Extremisten wollen einen Kameraden freipressen und drohen mit der Hinrichtung der Geisel. Trotz massiver Kritik von Anführer Maguire (Adrian Dunbar, „Line of Duty – Cops unter Verdacht“) lässt sich Fergus (Stephen Rea, „Black 47“), der die meiste Zeit als Wache fungiert, auf eine fast freundschaftliche Beziehung mit Jody ein. Nach einem tragischen Zwischenfall muss Fergus dann untertauchen und versteckt sich in London, wo er Jodys große Liebe Dil (Joye Richardson) kennen lernt. Tatsächlich kommen sich die beiden bald näher. Doch dann wird Fergus von seiner Vergangenheit eingeholt.
Kritik: Nachdem er in den 1970er-Jahren als Autor von Kurzgeschichten begonnen hatte, stieg der Ire Neil Jordan in den frühen 80ern ins Filmgeschäft ein. Spätestens mit „Mona Lisa“ gelang ihm 1986 der internationale Durchbruch. Der ganz große Wurf glückte ihm dann 1992 mit „The Crying Game“. So sind sieben Oscar-Nominierungen und die verdiente Auszeichnung für das von Jordan verfasste Drehbuch nur ein Anzeichen dafür, wie dieser eigentlich kleine Film eingeschlagen hat. Ein Grund für den Erfolg ist sicherlich die äußerst originelle Geschichte, die sich reibungslos zwischen Thriller, Romanze und Crime-Drama bewegt und dabei ein paar großartige Wendungen bereithält. Das Pacing der Geschichte ist ebenfalls erstklassig, wofür sich auch der für den Oscar nominierte Schnitt von Kant Pan ein Sonderlob verdient. Der äußerst klar als Drei-Akter strukturierte Film schafft es, von der ersten Minute packend und faszinierend zu sein, obwohl er stellenweise noch Potenzial auf der Strecke liegen lässt.
Die Schauspieler wussten das tolle Material sichtbar zu schätzen. Charakterkopf Stephen Rea, der den raubeinigen Extremisten mit einem zutiefst menschlichen Kern spielt, zeigt die vielleicht beste Leistung seiner langen Karriere. Der junge, aber auch zu diesem Zeitpunkt schon erfahrene Forest Whittaker zeigt als Jody, der auch in einer ausweglosen Situation nicht den Kopf verliert, ebenfalls einen starken Part. Die Entdeckung des Films ist aber zweifelsohne Jaye Davidson. Als verführerische Dil, die einen Platz im Leben sucht, sorgt ein kluger und empathischer Auftritt für das emotionale Herz der Geschichte. Um dieses herausragende Trio versammeln sich noch Schauspieler wie Adrian Dunbar, Miranda Richardson („Stronger“), Ralph Brown („Jackie – Die First Lady“) und Jim Broadbent („Paddington“), die dem Werk bis in die kleinste Nebenrolle Gewicht geben.
Auch über ein Vierteljahrhundert nach der Erstveröffentlichung hat „The Crying Game“ nichts von seiner Strahlkraft verloren. Dieser sensationell erzählte und gespielte Film nimmt den Zuschauer mit auf eine unerwartet vielseitige Reise, die wohl niemand so bald vergisst.
Der Film ist seit dem 20.12.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Die 2K-Restauration des originalen 35mm-Materials ist sehr gut geworden. Schärfe und Detaildarstellung sind konstant überzeugend, ohne den Charakter des Materials dabei zu verfälschen. Die Farbpalette sieht wirklich gut und natürlich aus, was gerade bei einem Film, der erkennbar oft mit natürlichem Licht arbeitet, eine regelrechte Wohltat ist. Kontraste und Schwarzwert sind ebenfalls auf hohem Niveau. Das Bild wurde passend gesäubert, ohne zu glatt zu werden. Eine leichte Körnung passt natürlich zum Geschehen. Wirkliche Bildfehler waren nicht zu sehen.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische PCM-2.0-Ton erfüllen alle Erwartungen, die an einen 26 Jahre alten Indie-Film gestellt werden können. So liefern beide Spuren einen klaren Klang mit angenehmer Tiefe. Gerade die Wiedergabe der wunderbaren Musik überzeugt hier. Die Dialoge klingen immer sauber und sind problemlos verständlich. Selbst wenn nicht die Dynamik einer neueren (und teureren) Produktion erreicht werden kann, wird hier wohl kaum jemand wirklich unzufrieden sein.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein ausführliches Featurette über Werdegang von Regisseur und Film (50 Minuten), ein Audiokommentar von Neil Jordan, ein alternatives Ende mit anwählbarem Kommentar (5 Minuten) und ein paar Trailer sind als Bonusmaterial auf der Blu-ray zu finden.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4,5 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+ zu sehen.
Quelle: Movieclips Classic Trailers, YouTube
The Crying Game
Originaltitel: | The Crying Game |
Regie: | Neil Jordan |
Darsteller: | Stephen Rea, Jaye Davidson, Forest Whitaker |
Genre: | Krimi, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | UK/USA, 1992 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 112 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von StudioCanal
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 02.01.2019
Review: The Crying Game (Blu-ray)