
Das Blu-ray-Cover von “Assassination Nation” (© Universum Film)
Inhalt: Die Schülerin Lily (Odessa Young) lebt mit ihren drei besten Freundinnen Sarah (Suki Waterhouse, „Future World“), Em (Abra) und Bex (Hari Nef, „You – Du wirst mich lieben“) ein total durchschnittliches Leben in dem Vorort Salem. Als dann aber zahlreiche Handys und Computer von einem Hacker geknackt werden und dieser beginnt, intime Geheimnisse und Bilder online zu stellen, bricht in der Stadt Wut und Panik aus. Nachdem zunächst nur Einzelne betroffen sind, wird in einem zweiten Schwung fast die ganze Stadt Opfer des Kriminellen. Auch Lily, die ein heimliches Verhältnis mit einem älteren Mann hat, gerät in den Zentrum des Spotts. Die Situation wird wirklich gefährlich, nachdem die Schülerin dann auch noch von einem aggressiven Mob beschuldigt wird, selbst hinter den Hacker-Angriffen zu stecken. Den Freundinnen bleibt nicht viel anderes übrig, als zu den Waffen zu greifen.
Kritik: Als Sohn von Star-Regisseur Barry Levinson hat Sam Levinson das Kino in Hollywood mit der Muttermilch aufgenommen. Nach ein paar Auftritten als Schauspieler in jungen Jahren wagte er 2011 mit der Tragikomödie „Another Happy Day“ den Sprung hinter die Kamera, was ihm sogar gleich eine Auszeichnung beim Sundance Film Festival einbrachte. Mit seinem zweiten Film ließ er sich stolze sieben Jahre Zeit. Vergessen tut man „Assassination Nation“ auf jeden Fall nicht so schnell. Mit Neonfarben, Bild-im-Bild-Aufnahmen und weiteren technischen Spielereien möchte der Film einen ziemlich einzigartigen Look präsentieren. Dabei will der Film auch noch relevant sein und greift Themen wie den Hackerangriff auf Hollywoodstars, Sexismus und den Verlust der Privatsphäre auf. Er will sich mit den Problemen satirisch auseinandersetzen, wie er mit einer Eröffnungsszene, in der der Film seine Untaten ankündigt, sehr deutlich macht. Dazu möchte der Film der Gesellschaft den Spiegel vorhalten, indem er das Publikum mit Gewalteskapaden füttert.

Die Ruhe in der Kleinstadt Salem ist vorbei (© Universum Film)
Es ist also bei weitem nicht so, dass Levinson keine Ideen hätte, was er erzählen möchte. Viel mehr will er in allen Belangen zu viel. Das Ergebnis ist ziemlich chaotisch und wird auf Dauer eher anstrengend. Die bedeutungsschwanger vorgetragenen realen Probleme sind nicht viel mehr als Stichwörter, die den Film vom banalen Highschool-Szenario bis zur „Purge“ schwemmen. Eine wirkliche Auseinandersetzung findet hier mit keinem Inhalt statt, was auch mit dem ablenkenden Stilbewusstsein zu tun hat.
Darüber hinaus bieten die unsympathischen Charaktere keinerlei Identifikationspotenzial. Gerade Hauptfigur Lily beschreitet schon früh einen Weg ohne Wiederkehr, weswegen sich wohl bei den meisten Zuschauern Mitleid und Interesse an ihrem Schicksal in Grenzen halten dürften. Das hat aber mehr mit dem Drehbuch als mit der rotzig aufspielenden Odessa Young zu tun. An ihrer Seite bleiben Hari Nef, Abra und Suki Waterhouse komplett austauschbar. Die durchaus prominente Nebenbesetzung mit Bella Thorne („Ride“), Bill Skarsgård („Castle Rock“), Joel McHale („The Happytime Murders“) und Colman Domingo („Beale Street“) bekommt keine Möglichkeit, bleibende Eindrücke zu hinterlassen.
„Assassination Nation“ möchte so viel sein. Relevant, provokant, krass und stylisch wären da nur ein paar Schlagwörter. Leider scheint Sam Levinson keine Idee zu haben, wie er diese Bestandteile verbinden soll. Gerade weil der Film cool und lässig erscheinen möchte, sich selbst aber viel zu wichtig nimmt, geht die Kombination nicht auf. Obwohl durchaus Ansätze zu erkennen sind, bleibt am Ende ein konfuser und ziemlich nerviger (Gewalt-)Trip durch die Social-Media-Generation, der teils wirklich ärgerliche Züge annimmt.

Let the Show begin (© Universum Film)
Der Film ist ab dem 29.03.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
2 von 5 Punkten
Bild: Dieses hochstilisierte Bild lässt sich nach klassischen Maßstäben kaum bewerten. Insgesamt wirkt diese Bild-Präsentation aber ziemlich homogen. Trotz der vielen in Neon-Töne getauchten Sequenzen sind Schärfe und Detaildarstellung meistens ordentlich. Die „normalen“ Farben wirken manchmal ein wenig flach und kraftlos, sehen aber insgesamt natürlich aus. In den dunklen Szenen werden leichte Schwächen bei Kontrasten und Schwarzwert erkennbar. Dazu gibt es in diesen Phasen ein recht deutliches Bildrauschen. Dennoch ist der Gesamteindruck brauchbar.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton bieten gleichermaßen gelungene Kost. Die Musik ist satt, basslastig und fast schon ein bisschen extrem – was natürlich durchaus passt. Gerade in der zweiten Hälfte gibt es bei Autounfällen, dem brüllenden Mob und abgefeuerten Schüssen einige satte Effekte. Die Dialogwiedergabe ist nicht immer ganz perfekt und vereinzelt etwas schwer zu verstehen, was bei diesem Film aber nur bedingt ins Gewicht fällt.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein paar entfernte Szenen (22 Minuten), ein Gag Reel (6 Minuten) und einige Trailer sind als Bonus auf der Blu-ray zu finden.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, LeinwandreporterTV, YouTube
Assassination Nation
Originaltitel: | Assassination Nation |
Regie: | Sam Levinson |
Darsteller: | Odessa Young, Hari Nef, Suki Waterhouse, Bella Thorne, Bill Skarsgård |
Genre: | Thriller, Drama, Satire |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 108 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universum Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 26.03.2019
Review: Assassination Nation (Blu-ray)