Review: SS-GB (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "SS-GB" (© Polyband)

Das Blu-ray-Cover von “SS-GB” (© Polyband)

Inhalt: Im Jahr 1941 haben die Deutschen den zweiten Weltkrieg für sich entschieden. England steht seitdem unter deutscher Herrschaft. Auch der britische König befindet sich in Kriegsgefangenschaft. Douglas Archer (Sam Riley, „Free Fire“), Vater, Witwer und Super Intendent beim Scotland Yard, muss sich seit Kriegsende mit dem SS-General Kellermann (Rainer Bock, „Stereo“) als Vorgesetztem arrangieren. Nach einem Mord kommt auch noch der berühmt-berüchtigte Dr. Oskar Huth (Lars Eidinger, „Babylon Berlin“) nach London und spannt Archer in seine Arbeit ein. Währenddessen findet der britische Ermittler heraus, dass er auf dem Radar des Widerstands gegen die deutschen Besatzungsmächte aufgetaucht ist. Auch die amerikanische Journalistin Barbara Barga (Kate Bosworth, „Still Alice – Mein Leben ohne gestern“) zeigt ein großes Interesse an Douglas. Zwischen allen Fronten stößt Archer auf ein Komplott, der die Zukunft seines Landes verändern könnte.

Kritik: Was wäre, wenn die Nazis den zweiten Weltkrieg gewonnen hätten? Diese Frage stellte sich der Autor Len Deighton in seinem Roman „SS-GB“. Nachdem schon zuletzt die Serie „The Man In the High Castle“ diese Vorlage sehr frei interpretierte, folgte jetzt eine treuere Adaption des Stoffes. Der deutsche Filmemacher Philipp Kadelbach, der mit dem großartigen Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ seinen bislang größten Erfolg gefeiert hatte, inszenierte alle Episoden. Obwohl hier fast alle Vorzeichen stimmen, ist das Endergebnis eher ernüchternd. Eine spannende Prämisse, gute Ausstattung und prominente Darsteller entfalten nur selten wirklich Wirkung, da das Skript ziemlich dröge ausgefallen ist. Lange Dialog-Abfolgen und eine Neo Noir-Styling können funktionieren, wenn jeweils das Gespür für den richtigen Ton da ist. Leider gibt es hier in beiden Fällen Kritikpunkte. Die Gespräche haben nur selten genug Fluss, um mehrere Minuten unterhalten zu können. Der Noir-Stil wirkt zu sehr gewollt, um wirklich zu überzeugen.

Douglas lernt die schöne Barbara kennen (© Polyband)

Douglas lernt die schöne Barbara kennen (© Polyband)

In der zweiten Hälfte nimmt das Geschehen zumindest ein wenig mehr Fahrt auf. Nach drei Folgen, in denen sich viele Zuschauer fragen dürften, was überhaupt erzählt werden soll, ist hier zumindest ein roter Faden erkennbar. Dieser sorgt aber nur bedingt dafür, dass das Geschehen das vorhandene Potenzial ausschöpft. Sam Riley kann ein wunderbarer Nebendarsteller sein. Das bedeutet aber nicht, dass er eine Geschichte tragen kann. Diesen Nachweis bleibt er hier auch schuldig. Sein solide verkörperter Douglas Archer bleibt einfach zu unspektakulär, um großes Interesse zu wecken.

Viel mehr Spaß macht da Lars Eidinger, der als pragmatisch-diabolischer Dr. Huth für die vielleicht besten Szenen der Serie sorgt. Rainer Bock ist als beinahe drolliger SS-Mann, der aber auch böse aufdrehen kann, ebenfalls eine der besseren Figuren. Kate Bosworth ist keine Schauspielerin, deren Vita vor tiefschürfenden Charakteren glänzt. So ist sie als Femme Fatale vom Typ einer Kim Basinger doch etwas überfordert. Maeve Darmody („2:22 – Zeit für die Liebe“), James Cosmo („Game of Thrones“) und Jason Flemyng („Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen“) komplettieren die namhafte Haupt-Besetzung. Dazu kommen noch Nebendarsteller wie Ronald Zehrfeld („Wir waren Könige“) und Aneurin Barnard („Dunkirk“).

Gerade in Anbetracht der gegebenen Möglichkeiten ist „SS-GB“ doch eher eine Enttäuschung. Eine etwas holprig erzählte Geschichte, Dialoge, die den eigenen Ansprüchen nicht immer gerecht werden und ein paar suboptimale Entscheidungen bei der Besetzung sorgen dafür, dass dieses spannende Gedankenexperiment hier nicht wirklich aufgeht.

Was für ein Spiel spielt Dr. Huth? (© Polyband)

Was für ein Spiel spielt Dr. Huth? (© Polyband)

Die Box ist ab dem 20.12.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

2,5 von 5 Punkten

 

Bild: Meistens wird eine gute Schärfe und Detaildarstellung geboten. In ein paar weicher gezeichneten Momenten fällt das Bild etwas ab. Es werden bewusst entsättigte Farben verwendet. Dennoch wirkt die Palette meistens noch natürlich. Kontraste und Schwarzwert sind gut eingestellt worden. Manchmal sind ein paar Unsauberkeiten erkennbar, dennoch ist das Bild durchgängig recht ruhig und frei von großen Fehlern.

3,5 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind erstaunlich stark ausgefallen. Obwohl die immer problemlose Dialogverständlichkeit ganz klar im Mittelpunkt steht, gibt es doch eine dynamische und saubere Einbindung der äußeren Boxen. Hintergrundgeräusche und Score werden im Rahmen der vorhandenen Räumlichkeit gut präsentiert. In manchen Sequenzen, in denen es zu Schusswechseln oder Explosionen kommt, gibt es ein paar überraschend kräftige Bässe.

4 von 5 Punkten

Extras: Ein Behind the Scenes-Beitrag (9 Minuten), die Featurettes „Archer of the Yard“ (4 Minuten) und „Creating the Aesthetic“ (4 Minuten) sowie ein paar Trailer sind als Bonus auf der Blu-ray zu finden.

2 von 5 Punkten

Gesamt: 3 von 5 Punkten


Quelle: Polyband, Leinwandreporter TV, YouTube

SS-GB

Originaltitel:SS-GB
Showrunner:Philipp Kadelbach
Darsteller:Sam Riley, Kate Bosworth, Lars Eidinger, James Cosmo
Genre:Mini-Serie, Drama
Produktionsland/-jahr:UK, 2016
Verleih:Polyband
Länge:6 x 50 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Polyband

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 19.12.2017
Review: SS-GB (Blu-ray)

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