Review: Die Verführten (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "Die Verführten" (© Universal Pictures Germany)

Das Blu-ray-Cover von “Die Verführten” (© Universal Pictures Germany)

Inhalt: Bereits seit einiger Zeit tobt der amerikanische Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten. Im Mädchen-Internat von Miss Farnsworth (Nicole Kidman, „Vor ihren Augen“) in Virginia sind Alicia (Elle Fanning, „The Neon Demon“), Amy (Oona Laurence, „Bad Moms“), Jane (Angourie Rice, „The Nice Guys“), Marie (Addison Riecke) und Emily (Emma Howard) die letzten verbliebenen Schülerinnen, die von Lehrerin Edwina (Kirsten Dunst, „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“) unterrichtet werden. Eines Tages findet Amy im Wald den schwer verletzten Nordstaaten-Offizier John McBurney (Colin Farrell, „7 Psychos“). Nach etwas Bedenkzeit entschließt sich Miss Farnsworth, den bedürftigen Mann gesund zu pflegen. Doch die männliche Anwesenheit sorgt dafür, dass alle Damen eine willkommene Ablenkung zu ihrem recht eintönigen Alltag finden. So kann sich John kaum vor Avancen retten. Doch schon bald sorgt die Situation für gewaltige Probleme.

 

Kritik: Im Jahr 1971 hat Don Siegel den Film „Betrogen“ inszeniert, in dem Clint Eastwood als Nordstaaten-Soldat einer Südstaaten-Mädchenschule den Kopf verdrehte. Auch wenn diese erstaunlich ruhige Geschichte voller Machismo, die auf einem Roman von Thomas Cullinan basiert, nur bedingt zum Klassiker wurde, scheint sie doch Sofia Coppola derart beeindruckt zu haben, dass sie eine eigene Interpretation von „The Beguiled“ (so der Originaltitel in beiden Fassungen) filmen musste. Es dürfte wohl kaum jemanden wirklich verwundern, dass sie einen ziemlich anderen Ansatz wählt. So findet ein deutlicher Perspektivwechsel statt, indem sie den Frauen das Heft des Handelns – und des Verführens – in die Hand gibt.

Miss Farnsworth zeigt den schülerinnen einen sauberen Lebenswandel (© Universal Pictures Germany)

Miss Farnsworth zeigt den Schülerinnen einen sauberen Lebenswandel (© Universal Pictures Germany)

Wie von ihr gewohnt, sieht der Film großartig aus. In perfekt durchkomponierten, tatsächlich auf Film gedrehten Bildern, erzeugt sie eine knisternde Atmosphäre, die Südstaaten-Romantik, aber auch die Ängste rund um den Bürgerkrieg einfängt. Die Festival-Jury in Cannes war von diesem Ergebnis derart beeindruckt, dass sie Coppola mit dem Regie-Preis ausgezeichnet haben. Darüber hinaus gibt es nicht sonderlich viel zu entdecken. Mit ihrer veränderten Orientierung findet sie natürlich ein paar neue Aspekte in der Geschichte. Dennoch bleiben zwei zentrale Punkte, die auch schon in „Betrogen“ problematisch waren. Es passiert nicht sonderlich viel während der 93 Minuten und keiner der Charaktere ist sonderlich sympathisch. Auf diese Art kann es natürlich gar nicht gelingen, packend oder tiefgreifend zu sein. Allenfalls im letzten Akt gelingt es, Inhalt und Optik auf Augenhöhe zu bringen.

Dabei kann „Die Verführten“ auf einen durchaus starken Cast zurückgreifen. Nicole Kidman ist als strenge Schulleiterin in ständiger Kontrolle über das Geschehen und strahlt Autorität aus. Kirsten Dunst versucht als eigentlich biedere Lehrerin, dem Hausgast den Kopf zu verdrehen. In etwas aggressiverer Art geht da Elle Fanning vor, deren Alicia als älteste Schülerin ganz genau weiß, was sie möchte. Von den jüngeren Schülern fallen vor allem Oona Laurence und Angourie Rice auf, die nicht ohne Grund zu den größten Talenten ihres Alters zählen. Als beneidens- bis bemitleidenswerter Hahn im Korb gibt Colin Farrell einen ziemlichen Gegenentwurf zu Eastwood. Allerdings bleibt die Chemie zwischen den Charakteren allenfalls erahnbar.

Allein die Idee, Clint Eastwood-Testosteron-Kino in eine feministisch geprägte Geschichte zu verwandeln, verdient Anerkennung. Dennoch bleibt „Die Verführten“ ein wunderschön bebildertes, aber ziemlich zähes Film-Erlebnis, das mehr Fingerübung für die Regisseurin, als Unterhaltung für ein breites Publikum ist.

Soldat John sorgt für Chaos an der Mädchenschule (© Universal Pictures Germany)

Soldat John sorgt für Chaos an der Mädchenschule (© Universal Pictures Germany)

Der Film ist ab dem 02.11.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3 von 5 Punkten

 

Bild: Sofia Coppola hat auf Film gedreht und liefert hier eine wirklich schöne Präsentation. Obwohl die Szenen oft in schummriger Beleuchtung stattfinden, sind Schärfe und Detaildarstellung konstant gut. Auch die Farben wirken überzeugend, wobei bei den Innenaufnahmen Gelb- und Brauntöne vorherrschen. Kontraste und Schwarzwert zeigen nur ganz selten leichte Schwächen. Obwohl eine leichte Körnung meistens präsent ist, bleibt ein ziemlich ruhiges und sauberes Bild.

4 von 5 Punkten

Ton: Wie so oft, liefert Universal Pictures zu einem verlustlosen englischen DTS-HD MA 5.1-Ton eine deutsche DTS 5.1-Spur. Der allgemein sehr ruhige Film ist in der Originalfassung ein ganzes Stück präsenter. Neben der (in beiden Fassungen) komplett problemlosen Dialogwiedergabe, sorgen hauptsächlich natürliche Hintergrundgeräusche wie knackende Holzdielen oder surrende Insekten für Aktivität auf den Boxen. Ansonsten war nicht sehr viel mehr erwartbar gewesen.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Die kurzen Featurettes „ Ein Perspektivwechsel“ (7 Minuten) und „Ein südlicher Stil“ (6 Minuten) ergänzen die Blu-ray.

2 von 5 Punkten

Gesamt: 3 von 5 Punkten


Quelle: Universal Pictures Germany, Leinwandreporter TV, YouTube

Die Verführten

Originaltitel:The Beguiled
Regie:Sofia Coppola
Darsteller:Nicole Kidman, Kirsten Dunst, Elle Fanning, Colin Farrell
Genre:Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Universal Pictures
Länge:93 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Mehr Information findet ihr auf der Seite von Universal Pictures Germany

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 01.11.2017
Review: Die Verführten (Blu-ray)

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