Review: High-Rise (Kino)

Das Kino-Plakat von "High-Rise" (© DCM)

Das Kino-Plakat von “High-Rise” (© DCM)

Inhalt: In nicht all zu ferner Zukunft zieht der hoch angesehene Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston, „The Night Manager“) in ein eigenartiges Hochhaus, das die neue Krone von Architektur und Zusammenleben sein soll. Während in den tieferen Stockwerken einigermaßen günstige Wohnungen für die unter Mittelschicht zu finden sind, lebt in den oberen Stockwerken die High Society. Nach und nach lernt er Bewohner wie die alleinerziehende Mutter Charlotte (Sienna Miller, „Foxcatcher“) und den sonderbaren TV-Moderator Wilder (Luke Evans, „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“) kennen und schätzen. Sogar der Entwickler des Gebäudes, Anthony Royal (Jeremy Irons, „Batman v Superman: Dawn of Justice“), der im obersten Apartment lebt, scheint sich sehr für den jungen Arzt zu interessieren. Doch mit der Zeit muss Robert sehen, dass die sozialen Strukturen nicht wirklich funktionieren. Die oberen Etagen verwerten fast alle Energie, während die kleineren Apartments im Dunklen sitzen. Außerdem werden Privilege wie die Benutzung des Schwimmbades auf einmal verboten. Als dann ganz der Strom ausfällt, haben die ärmeren Bewohner genug. Sie lehnen sich gegen ihre Unterdrücker auf. Schon bald herrscht ein knallharter Klassenkampf im Gebäude.

 

Kritik: James G. Ballard hat einige Kult-Romane geschrieben, die als schwer verfilmbar galten. Während Werke wie „Crash“ einigermaßen ansprechende filmische Verwertungen bekamen, schien „High-Rise“ nicht umsetzbar. 40 Jahre (!) nachdem die Rechte zu einer filmischen Version freigegeben wurden, konnte der britische Regie-Sonderling Ben Wheatley („Sightseers“) tatsächlich das Material für die Leinwand adaptieren. Herausgekommen ist einer der merkwürdigsten Filme des Kinojahres. Nach einem furiosen Intro, das vor allem durch einen genial-bösen Schnitt auszeichnet, beginnt der Film eigentlich in Regionen der Normalität. Robert lebt sich ein und lernt die netten, bis spleenigen Nachbarn kennen. Die ersten surrealen Momente ergeben sich, wenn der Protagonist vom Architekten aufs Dach in einen fast wörtlichen Garten Eden geführt wird. Von da an driftet das Geschehen auseinander. Sympathisch, amüsant, verstörend, urkomisch, bizarr, verwirrend und beklemmend sind allesamt Attribute, die „High-Rise“ verliehen werden können.

Robert dekoriert sein neues Zuhause (© DCM)

Robert dekoriert sein neues Zuhause (© DCM)

Selbstverständlich ist der Erzählton in so einem Fall ähnlich unausgewogen. Zwischen drolligem Klassenkampf und einer brutalen Vergewaltigung wird dem Zuschauer viel zu Verdauen zugemutet. Es herrscht Anarchie an allen Fronten, die aber von einigen herrlich gefilmten Bildern zusammen gehalten wird. Der einzige wirkliche Fehler besteht darin, dass Wheatley zeitweise das Setting des Hochhauses verlässt. Für den sehr experimentellen Versuch, das Kultbuch zu verfilmen, wurde eine illustere Reihe an Darstellern gefunden. Im Zentrum steht Bond-Bewerber Tom Hiddleston als charmanter, zunächst noch normaler Robert, der aber auch in den Strudel des bizarren Kleinkriegs gezogen wird. Jeremy Irons darf als mysteriöser Architekt des Hauses eine Paraderolle spielen. Ähnliches gilt für die gute Sienna Miller, die als verführerische, alleinerziehende Mutter Robert den Kopf verdreht. Elisabeth Moss kann als hochschwangere Helen einen netten Part abliefern. Die vielleicht größte Überraschung ist aber der ansonsten ziemlich eindimensionale Luke Evans, der hier als rebellischer, äußerst eigenartiger Wilder eine ausgesprochen unterhaltsame Performance zeigt. Daneben sind in kleineren Rollen ebenfalls prominente Darsteller wie James Purefoy („Momentum“) und Stacy Martin („Nymphomaniac“) zu sehen.

Was lange währt, wird endlich gut? Nach Ansicht von Ben Wheatleys Interpretation von „High-Rise“ weiß man nicht wirklich, ob man diese Aussage bejahen kann. Starke Bilder, bitterböse Einfälle und tolle Darsteller werden mit einer in allen Belangen schrägen Geschichte gemischt, bei der wohl einige Zuschauer den (kaum vorhandenen) Faden verlieren können. Wer sich auf diesen erzählerischen Amoklauf einlässt, wird dafür mit einem Erlebnis belohnt, das noch eine ganze Weile im Kopf nachwirkt.

3,5 von 5 Punkten


Quelle: DCM, Leinwandreporter TV, YouTube

High-Rise

Originaltitel:High-Rise
Regie:Ben Wheatley
Darsteller:Tom Hiddleston, Sienna Miller, Jeremy Irons, Luke Evans, Elisabeth Moss
Genre:Drama, Satire
Produktionsland/-jahr:UK, 2015
Verleih:DCM Filmdistribution
Länge: 119 MinutenFSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 30.06.2016
Facebook-Seite:High-Rise

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 30.06.2016
Review: High-Rise (Kino)

Leave A Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir setzen Google Analytics, einen Webanalysedienst der Google Inc. („Google“) ein. Google verwendet Cookies. Wir setzen Google Analytics nur mit aktivierter IP-Anonymisierung ein.  Mehr Informationen zur Verwendung von Google Analytics finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Diese pseudonymisiert erhobenen Daten helfen uns, ein besser auf das Leser-Interesse abgestimmtes Programm anzubieten. Hier klicken um dich auszutragen.
Consent Management Platform von Real Cookie Banner