Review: A Most Violent Year (Kino)

Inhalt: Im New York der frühen 1980er-Jahre hat sich der Einwanderer Abel Morales (Oscar Isaac, „Die zwei Gesichter des Januars“) ein recht erfolgreiches Unternehmen in der Heizöl-Branche aufgebaut, das er gemeinsam mit seiner Frau Anna (Jessica Chastain, „Interstellar“) leitet. Er hat den Wunsch, weiter zu expandieren und hat bereits eine hohe Summe auf ein neues Grundstück angezahlt. Doch die immer größer werdende Kriminalität in der Stadt macht auch vor seinem Unternehmen nicht halt: Regelmäßig werden seine Fahrer überfallen und die Ladungen gestohlen. Der ehrgeizige Staatsanwalt Lawrence (David Oyelowo, „The Paperboy“), der seit Jahren gegen Morales ermittelt, hat auch nicht vor, gegen die Überfälle zu helfen und strebt sogar ein Verfahren gegen den Unternehmer an. Nach einem weiteren gewaltsamen Zwischenfall springen Abel die Investoren ab. Für den Idealisten wird es immer schwieriger, auf legalem Weg seine Geschäfte zu erledigen, wenn er seinen Traum nicht begraben will. Er und Anna versuchen alles, um aus den Schwierigkeiten herauszukommen, können sich in der korrupten Branche aber auf niemanden verlassen.

Drehbuch/Regie: Als Macher von naturalistischen, authentischen Filmen wie „Der große Crash – Margin Call“ und „All is Lost“ hat sich Autor und Regisseur J.C. Chandor in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Namen gemacht. Für sein neuestes Werk geht er nach New York zu einer Zeit, wo die Kriminalität so hoch wie nie war und fühlt der Heizöl-Branche auf den Zahn. Dabei gelingt es ihm erneut, einen erneut glaubwürdigen Film zu machen, der den Zuschauer trotz zurückhaltender Erzählweise in den Bann zieht und immer wieder mit Spannungshöhepunkten aufwarten kann.

Anna und Abel suchen bei Freunden Rat (© SquareOne/Universum)

Anna und Abel suchen bei Freunden Rat (© SquareOne/Universum)

Look: „A Most Violent Year“ wirkt optisch blass und dreckig, was die Stimmung zwischen Korruption, Gewalt und Hoffnung auf den amerikanischen Traum bestens einfängt.

Chandor lässt seine Hauptdarsteller glänzen

Schauspieler: Bei „Margin Call“ war es ein großer Star-Cast um Zachary Quinto, Kevin Spacey und Jeremy Irons, der diesen Film so außergewöhnlich machte. Bei dem fast wortlosen Ein Personen-Stück „All is lost“ wurde Robert Redford bei den Oscars übergangen. Hier besetzte Chandor mit Oscar Isaac und Jessica Chastain zwei Schauspieler in den Hauptrollen, die sich in den vergangenen Jahren immer mehr ins Rampenlicht gespielt haben. Isaac ist als gradliniger Unternehmenschef mit Zukunftsplänen absolut hervorragend. Gerade wenn Abel sich immer näher an den (moralischen) Abgrund bewegt, trumpft Isaac auf. Er steht aber noch hinter der gewohnt exzellenten Jessica Chastain, die als pragmatisch-taffe Anna jede Nuance aus ihrer gut geschriebenen Figur herausholt. Weshalb das nicht für eine Oscar-Nominierung reicht, ist nicht zu erklären. Albert Brooks, der sich mit seiner Gala in „Drive“ nachhaltig für das ernste Fach qualifiziert hat, überzeugt als Familienanwalt Andrew. Auch David Oyelowo fällt in der Rolle des ehrgeizigen Staatsanwalts nicht ab. Dazu kommt noch Elyes Gabel („World War Z“), dem als Angestellter der Morales-Familie eine dramaturgisch wichtige Rolle zufällt.

Anna rasselt mit dem Staatsanwalt aneinander (© SquareOne/Universum)

Anna rasselt mit dem Staatsanwalt aneinander (© SquareOne/Universum)

Spannung/Unterhaltungswert: Sicherlich ist „A Most Violent Year“ keine klassische Popcorn-Unterhaltung. Als Zuschauer muss man schon etwas Geduld und Interesse für die Thematik des Filmes mitbringen. Hat man sich einmal auf den Film eingelassen, lässt er einen bis zum Abspann nicht mehr los.

Drama: Das Leben des eigentlich gutmütigen Self Made-Unternehmers nimmt einige ebenso unverschuldete wie drastische Wendungen, die wohl die meisten Zuschauer zumindest nachempfinden können.

Humor: In dem ernsten Drama gibt es keine wirklich spaßigen Momente. Diese wären auch deplatziert gewesen.

Liebe/Romantik: Abel und Anna sind seit vielen Jahren verheiratet und stehen immer füreinander ein. Kuschelatmosphäre kommt bei „A Most Violent Year“ aber nicht auf.

Fazit: Normalerweise bringt „A Most ViolentYear“ alle Zutaten für eine Preisverleihung mit: Eine teils wahre, glaubwürdige und relevante Geschichte, starke Schauspieler und eine handwerklich starke Inszenierung. Vielleicht war der Film der Academy zu unhandlich. Dennoch sollte jeder, für den es gern etwas anspruchsvoller sein darf, dem neuen Werk von J.C. Chandor eine Chance geben.

4 von 5 Punkten


Quelle: © SquareOne/Universum, Leinwandreporter TV, YouTube

A Most Violent Year

Originaltitel:A Most Violent Year
Regie:J.C. Chandor
Darsteller:Oscar Isaac, Jessica Chastain, David Oyelowo, Albert Brooks
Genre:Thriller, Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2014
Kinostart:19.03.2015
Verleih:Square One/Universum Film
Länge:125 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 14.03.2015
A Most Violent Year (Kino)

Leave A Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir setzen Google Analytics, einen Webanalysedienst der Google Inc. („Google“) ein. Google verwendet Cookies. Wir setzen Google Analytics nur mit aktivierter IP-Anonymisierung ein.  Mehr Informationen zur Verwendung von Google Analytics finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Diese pseudonymisiert erhobenen Daten helfen uns, ein besser auf das Leser-Interesse abgestimmtes Programm anzubieten. Hier klicken um dich auszutragen.