Review: Castle Rock Staffel 2

Die Titelgrafik von "Castle Rock Staffel 2" (© Starzplay)

Die Titelgrafik von “Castle Rock Staffel 2” (© Starzplay)

Inhalt: In der Hoffnung auf einen Neuanfang schlägt Krankenschwester Annie Wilkes (Lizzy Caplan, „Die Unfassbaren – Now You See Me 2“) mit ihrer Teenager-Tochter Joy (Elsie Fisher) in Castle Rock auf. Die erhoffte Ruhe ist für die beiden aber bald Geschichte, da Annies mentale Probleme für Ärger sorgen und es nur eine Frage der Zeit ist, ehe die Vergangenheit sie einholt. Auch ansonsten lauert der Ärger an allen Ecken der Kleinstadt. Der krebskranke Reginald „Pop“ Merrill (Tim Robbins, „A Perfect Day“) muss irgendwie dafür sorgen, dass der Streit zwischen seinen somalischen Adoptivkindern Nadia (Yusra Warsama) und Abdi (Barkhad Abdi, „The Pirates of Somalia“) auf der einen, sowie seinem rassistisch-sadistischen Neffen „Ace“ (Paul Sparks, „Vollblüter“) auf der anderen Seite nicht eskaliert. Auch abseits handfester Streitigkeiten gehen in Castle Rock merkwürdige Dinge vor sich: Nach und nach machen zahlreiche Dorfbewohner massive Veränderungen durch. Das mysteriöse Marsten-Haus könnte die Antwort auf alle Fragen sein.

Kritik: In Maine gehen äußerst schräge Sachen vor sich – zumindest, wenn man den Romanen von Horror-Papst Stephen King Glauben schenkt. Nachdem inzwischen die meisten seiner Werke für den großen oder kleinen Bildschirm adaptiert wurden, entwickelten die Showrunner Sam Shaw und Dustin Thomason im vergangenen Jahr die Serie „Castle Rock“, in der mehrere bekannte Gestalten aus Kings Geschichten zum Zug kamen. Nach der überzeugenden, in sich abgeschlossenen Debüt-Staffel kehrt die Serie mit neuen Figuren und neuem Plot in die Titelstadt zurück. Diese Fortsetzung nimmt sich mit (u.a.) „Misery“ und „Brennen muss Salem“ neue Klassiker des Autors zum Vorbild, geht dann aber ziemlich eigene Wege.

Hier tut sich die neue Staffel zunächst recht schwer. Trotz erkennbar hochwertiger Produktion, guter Darsteller und Dialoge hat „Castle Rock“ Probleme, seine neue Ausgangslage zu etablieren. Eine recht sprunghafte Erzählweise mit verteiltem Fokus und unterschiedlichen Zeitebenen, verschiedene Fantasy-Elemente – vor allem im Zusammenhang mit Halluzinationen – die mit eher anstrengenden Genre-Gimmicks versehen werden und ein tendenziell gemächliches Erzähltempo, sorgen trotz guter Momente für ein zunächst eher zähflüssiges TV-Erlebnis. Sobald die Fronten abgesteckt und die Figuren charakterisiert sind (in etwa ab Folge 4), steigert sich die Staffel und liefert relativ verlässliche Unterhaltung, wobei die Serie vor allem als Psycho-Drama ihre Stärken offenbart.

Annie träumt von einem besseren Leben (© Dana Starbard/Hulu)

Annie träumt von einem besseren Leben (© Dana Starbard/Hulu)

Tatsächlich gelingt ausgerechnet mit der Rückblenden-Folge „Ein Ort zum Lachen“ die wohl beste Episode der bisherigen Serie. Dieser Blick in die Jugend von Annie Wilkes, die hier von Jungdarstellerin Ruby Cruz ausgezeichnet dargestellt und von der unterschätzten Charakter-Schauspielerin Sarah Gadon stark unterstützt wird, ist eine packende, verstörende und ausgesprochen sinnige Weiterführung des berühmten Charakters. Die sechste (und letzte im Presse-Screener enthaltene) Episode profitiert ungemein von der geleisteten Vorarbeit und funktioniert als spannender Thriller, der in jedem Fall eine hochinteressante Basis für die zweite Staffelhälfte ist.

Wie im ersten Jahr konnte man auch hier wieder einen sehr vielseitigen Cast versammeln. Natürlich richtet sich ein Hauptaugenmerk auf Lizzy Caplan, die in den Gegenwartssequenzen die psychotische Annie verkörpert, dabei aber Licht und Schatten offenbart. Während sie den komplexen Part über lange Strecken mit Leben füllt, neigt sie gelegentlich dazu, eine Spur zu überdrehen und sich hemmungslosem Overacting hinzugeben. Eine Entdeckung ist die junge Elsie Fisher, die als schüchterne Teenagerin mit den Anwandlungen ihrer Seriemutter klarkommen muss und einen ausgesprochen überzeugenden Job abliefert. Routinier Tim Robbins, der in der King-Verfilmung „Die Verurteilten“ eine seiner Karrierebestleistungen zeigte, kann hier als todkranker Familienpatriarch überzeugen. Die Nebenbesetzung um fügt sich ordentlich ein.

Das Potenzial für Serien-Unterhaltung aus dem gehobenen Preisregal ist in diesen sechs Anfangs-Episoden von „Castle Rock Staffel 2“ zweifellos vorhanden. Trotz sichtbarer Qualitäten und überzeugender Schauspieler hat die Staffel Probleme, wirklich Fahrt aufzunehmen. Mit der fantastischen Rückblenden-Episode „Ein Ort zum Lachen“ finden die Macher dann aber zu der Verfassung, die diese neuen Geschichten alter Figuren von Stephen King wirklich sehenswert macht.

3,5 von 5 Punkten

 


Quelle: Starzplay Germany, YouTube

Castle Rock - Staffel 2

Originaltitel:Castle Rock Season 2
Showrunner:Sam Shaw, Dustin Thomason
Darsteller:Lizzy Caplan, Tim Robbins, Barkhad Abdi
Genre:Serie, Thriller/Horror
Produktionsland/-jahr:USA, 2019
Verleih:Starzplay
Länge:10 x 45-60 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Starzplay

Verfasst von Thomas.

 

Zuletzt geändert am 16.02.2020
Review: Castle Rock Staffel 2 Episode 1-6 (Starzplay)

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