Review: Das schönste Mädchen der Welt (DVD)

Das DVD-Cover von "Das schönste Mädchen der Welt" (©Nadja Klier/Tobis Film GmbH)

Das DVD-Cover von “Das schönste Mädchen der Welt” (©Nadja Klier/Tobis Film GmbH)

Inhalt: Cyril (Aaron Hilmer, „Schrotten!“) ist ein netter, aufgeschlossener Kerl und ein ziemlich talentierter Rapper – wenn doch nur seine auffällig große Nase nicht wäre. Da er immer wieder von seinen Mitschülern verspottet wird, ist es mit seinem Selbstvertrauen nicht sonderlich weit. Als pünktlich zur Klassenfahrt die hübsche Roxy (Luna Wedler, „The Team“) neu an die Schule kommt, ist es Cyril geschehen. Tatsächlich verstehen er und die weltoffene, wortgewandte Mitschülerin sich auf Anhieb. Diese findet aber romantischen Gefallen an dem zurückhaltenden Rick (Damian Hardung, „Club der roten Bänder“), weswegen sich Cyril schnell mit der Rolle des Kumpels begnügt. Als der großmäulige Aufreißer Benno (Jonas Ems) Roxy zu seiner Auserwählten macht, entscheidet sich Cyril, den gutmütigen, aber nicht sonderlich cleveren Rick mit seiner Traumfrau zu verkuppeln. Er schreibt für Rick Textnachrichten und Lieder, mit denen dieser Roxy bald näher kommt. Doch irgendwann ist sich Cyril nicht mehr sicher, ob er „das schönste Mädchen der Welt“ in den Armen eines anderen Mannes sehen kann.

Kritik: Bei seinem Debütfilm „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ zog Regisseur Aron Lehmann 2012 äußerst originell den Kleist-Klassiker „Michael Kohlhaas“ durch den Kakao. Inzwischen ist Lehmann längst eine etablierte Größe in der deutschen Filmlandschaft – Angst vor großen Namen kennt er deswegen aber nicht. So hat er die Geschichte des großnasigen Schöngeistes „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand kurzerhand in die Neuzeit zwischen Teenie-Liebe, Rap-Battles und Mobbing verpflanzt. Was schnell zu einem krampfhaft um Cleverness bemühten Ödnis geworden wäre, entpuppt sich hier tatsächlich als charmantes und sympathisches Werk, das seine Figuren, das Ausgangsmaterial und den Zuschauer ernst nimmt. Selbst wenn ein paar Kleinigkeiten im Hintergrund des Films nicht ganz aufgehen, ist das Grundgerüst von „Das schönste Mädchen der Welt“ äußerst stabil.

Cyril und Roxy funken auf der gleichen Wellenlänge (©Nadja Klier/Tobis Film GmbH)

Cyril und Roxy funken auf der gleichen Wellenlänge (©Nadja Klier/Tobis Film GmbH)

Eine Trumpfkarte ist dabei tatsächlich auch der augenzwinkernde Hip-Hop-Soundtrack, der auch in eine qualitativ andere Richtung hätte gehen können. Hier sind die musikalischen Momente äußerst eingängig und bringen in den meisten Fällen auch die Handlung nach vorne. Dazu gelingt es immer, die Balance zwischen Albernheiten, Romantik und gebotener Ernsthaftigkeit zu finden. Um Literatur des 19. Jahrhunderts in ein „Fack Ju Göhte“-eskes Universum verfrachten zu können, waren erstklassige Hauptdarsteller unverzichtbar.

Mit falscher Nase und tollem musikalischen Gespür entwickelt Aaron Hilmer einen hochinteressanten Protagonisten. Er entwickelt aus Cyril eine Figur, die zwar von ihrem Außenseitertum und den fiesen Mobbing-Attacken gezeichnet ist, sich dabei aber sein positives Wesen und seinen Einfallsreichtum nie zerstören lies. Es ist fast unmöglich, Luna Wedler als Titelheldin nicht ins Herz zu schließen. Als stets freundliche, schlagfertige, fast schon naiv weltoffene Roxy zeigt sie einen tollen Part. Damian Hardung ist als überspitzt simpel gestrickter Rick äußerst amüsant.

Mit „Das schönste Mädchen der Welt“ – der nebenbei auch etwa 500.000 Menschen in die Kinos lockte – ist Aron Lehmann der vielleicht überraschendste einheimische Film des vergangenen Jahres gelungen. Mit Esprit, Intelligenz und starken Jungdarstellern gelingt hier auf angenehm spielerische Art die Kombination eines Literatur-Klassikers mit einer klamaukigen Teenie-Romanze, die auch mal nachdenkliche Töne anschlägt und so in jedem Fall im Gedächtnis bleibt.

Es ist gar nicht so leicht, Rick auf den richtigen Weg zu bringen (©Nadja Klier/Tobis Film GmbH)

Es ist gar nicht so leicht, Rick auf den richtigen Weg zu bringen (©Nadja Klier/Tobis Film GmbH)

Der Film ist ab dem 22.02.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

4 von 5 Punkten

 

Bild: Passend zur Thematik wird der Film in einer bunten und positiven Farbpalette gezeigt. Schärfe und Detaildarstellung variieren natürlich abhängig von der Beleuchtung, bewegen sich aber auf einem guten Level. Kontrasteinstellungen und Schwarzwert lassen ebenfalls keine erwähnenswert großen Kritikpunkte zu. Bis auf ein leichtes Rauschen in dunkleren Szenen ist das Bild sauber und ruhig.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche Dolby Digital 5.1-Ton dreht vor allem bei den Rap-Battles auf, bei denen ein dynamischer und räumlicher Klang geboten wird. Aber auch auf den Straßen von Berlin und bei den anderen musikalischen Beiträgen werden die äußeren Boxen recht gut mit eingebunden. Dazu sind die Dialoge immer gut priorisiert und problemlos verständlich. Gerade weil der Film nur bedingt Raum für große Effekte gibt, ist das Ergebnis sehr zufriedenstellend.

4 von 5 Punkten

Extras: Eine Hörfilmfassung, ein Making of (8 Minuten), eine B-Roll (8 Minuten), eine Reihe an Interviews (27 Minuten), ein Featurette von der Premierenparty (3 Minuten), zwei Musikvideos (6 Minuten), eine Bildergalerie und ein paar Trailer ergänzen die DVD.

3,5 von 5 Punkten

Gesamt: 4 von 5 Punkten


Quelle: Tobis Film, LeinwandreporterTV, YouTube

Das schönste Mädchen der Welt

Originaltitel:Das schönste Mädchen der Welt
Regie:Aron Lehmann
Darsteller:Aaron Hilmer, Lunda Wedler, Damian Hardung
Genre:Komödie, Liebesfilm, Musik
Produktionsland/-jahr:Deutschland, 2018
Verleih:Tobis Film
Länge:102 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Tobis Film

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 16.02.2019
Review: Das schönste Mädchen der Welt (DVD)

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