Review: A Private War (Kino)

Marie Colvin in ihrem Element (© Ascot Elite)

Rosamund Pike in “A Private War” (© Ascot Elite)

Inhalt: Seit ihren Karriere-Anfängen in den 80er-Jahren hat sich Marie Colvin (Rosamund Pike, „Gone Girl – Das perfekte Opfer“) mit ihren präzisen und ungeschönten Kriegsberichterstattungen für die Sunday Times zu einer der anerkanntesten Journalistinnen ihrer Zunft entwickelt. Zwischen dem Alltag, bei dem sie regelmäßig mit Kollegen wie ihrem Redakteur Sean Ryan (Tom Hollander, „Bohemian Rhapsody“) aneinander gerät, Interviews mit Diktatoren und Besuchen von lebensgefährlichen Krisengebieten versucht sie, ein normales Leben zu führen. Obwohl sie durch eine Granate in Sri Lanka ein Auge verloren hat und regelmäßig von schlimmen Albträumen gequält wird, kann sie sich kein anderes Leben vorstellen. Mit dem ähnlich nervenstarken Fotografen Paul Conroy (Jamie Dornan, „Robin Hood“) findet sie einen passenden Kollegen, um all die Horrorerlebnisse durchzustehen. Als die beiden 2012 über den Krieg in Syrien berichten und sich in die zerbombte Stadt Homs einschleichen, decken sie eine Geschichte auf, die um die Welt geht, aber von Colvin den höchsten Preis einfordert.

Kritik: Als Journalistin mit der Augenklappe erlangte Marie Colvin Weltruhm. Das unvorstellbare Elend, das sie während ihrer Schaffensperiode erlebt hat, sorgten für Nachrichten, die ihren Namen auch verdient haben. Wenn ihre vom Alkoholmissbrauch gezeichnete Figur im Film sagt „Ich ertrage diesen Horror, damit ihr es nicht müsst“, wird dieser ganze Mensch sehr gut beschrieben. Doch es ist gerade ihre letzte Arbeit in Syrien, von der sie nicht mehr zurückkehrte, die vielen noch im Kopf geblieben ist. Der für seine Dokumentarfilme rund um Krisengebiete bekannte Matthew Heinemann hat selbst seine Erfahrungen rund um Colvins Art von Journalismus und eignet sich schon deshalb nahezu ideal für die Umsetzung eines Biopics. So wurde er 2016 für den Film „Cartel Land“, der den Drogenkrieg an der amerikanisch-mexikanischen Grenze untersucht, für einen Oscar nominiert. Als Spielfilm-Debütant hat er den Vanity Fair-Artikel „Marie Colvin’s Private War“ zur Vorlage genommen, um über die letzten Jahre der Journalistin zu erzählen.

Selbst wenn der Film nicht auf Klischees verzichtet und in den wiederkehrenden Albtraum-Sequenzen jegliche Subtilität vermissen lässt, ist ein durchaus packendes und berührendes Werk entstanden, das als Kriegsdrama und Biopic über eine außergewöhnliche Frau funktioniert. Heinemann versteht es zu großen Teilen, das wahre, abstoßende Grauen zu zeigen, aber auch zu ergründen, was Colvin an diesem Leben gereizt hat. Ein Countdown, der zu dem unvermeidlichen Ende in Homs herunter zählt, macht das tragische Heldentum rund um „A Private War“ greifbar, ohne den Film zu einer distanzlosen Verehrung werden zu lassen.

Zwischen Marie und Paul Conroy entsteht eine innige Freundschaft (© Ascot Elite)

Zwischen Marie und Paul Conroy entsteht eine innige Freundschaft (© Ascot Elite)

Der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens ist ein sensationeller Auftritt von Rosamund Pike, die dem Film selbst in seinen schwächeren Momenten eine äußerst menschliche Komponente verleiht. In einem Part, der von jedem Darsteller seine ganze Bandbreite fordern würde, sitzt bei Pike jedes kleine Element. Mit dieser preiswürdigen Performance dürfte sich das ehemalige Bond-Girl endgültig unter den großen Charakterdarstellerinnen ihrer Zunft etabliert haben. Jamie Dornan darf wieder einmal zeigen, dass er weit besser ist, als sein berühmt-berüchtigter „Fifty Shades of Grey“-Part vermuten lassen würde. Als raubeiniger, wortkarger aber sehr empathischer Paul Conroy holt er sehr viel aus wenig Material. Tom Hollander ist als sympathischer Chefredakteur, der sich aufrichtig um seine bekannteste Mitarbeiterin sorgt, aber immer wieder unter ihrer schroffen Eigensinnigkeit zu leiden hat, auf gewohnt gutem Niveau. Dazu kommt noch Stanley Tucci („Spotlight“), der in der Rolle von Tony Shaw – dem Lebensgefährten von Colvin – sich dem hohen darstellerischen Level seiner Kollegen anpasst.

Vielleicht ist es ein wenig auf Matthew Heinemanns Unerfahrenheit im fiktionalen Bereich zu schieben, dass an ein paar Stellen ein wenig die Stilsicherheit fehlt. Ansonsten wäre „A Private War“ möglicherweise ein ganz großer Wurf geworden. Getragen von einer atemberaubenden Rosamund Pike bleibt dennoch ein fesselnder Film um eine faszinierende Person, der hoffentlich ein möglichst breites Publikum findet.

4 von 5 Punkten


Quelle: Ascot Elite, YouTube

A Private War

Originaltitel:A Private War
Regie:Matthew Heineman
Darsteller:Rosamund Pike, Jamie Dornan, Stanley Tucci, Tom Hollander
Genre:Biografie, Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr:UK/USA, 2018
Verleih:Ascot Elite
Länge:110 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

 

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Ascot Elite

Verfasst von Thomas.

 

Zuletzt geändert am 16.01.2019
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