Inhalt: Nachdem er die junge Casey (Anya Taylor-Joy, „Vollblüter“) noch gerade rechtzeitig freigelassen hat, konnte der schizophrene Serienmörder Kevin Wendell Crumb (James McAvoy, „Atomic Blonde“) vor der Polizei fliehen. Inzwischen geht er wieder seiner gewohnten Tätigkeit nach und hat schon wieder vier Cheerleader in seiner Gewalt, die er an „das Biest“ verfüttern will. David Dunn (Bruce Willis, „Once Upon a Time In Venice“), der aufgrund seiner Unverwundbarkeit vor 19 Jahren ein folgenschweres Zugunglück überlebte, betreibt gemeinsam mit seinem Sohn Joseph (Spencer Treat Clark, „Der letzte Exorzismus: The Next Chapter“) einen Laden für Sicherheitssysteme. Nachts nutzt er seine Fähigkeiten, um böse Jungs zu jagen. Sein aktuelles Hauptziel ist Crumb, den er tatsächlich aufspüren kann. Doch dann werden beide verhaftet und in eine gesicherte Nervenheilanstalt gebracht. Die dortige Ärztin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson, „Ocean’s 8“) ist sich sicher, dass beide unter der gleichen psychischen Erkrankung, einem Heldenkomplex, leiden und möchte sie heilen. Doch es gibt noch eine dritte Person, die bald zur kleinen Therapiegruppe stößt: Elijah „Mr. Glass“ Prince (Samuel L. Jackson, „Killer’s Bodyguard“).
Kritik: Als M. Night Shyamalan im Jahr 2000 die unkonventionelle Heldengeschichte „Unbreakable – Unzerbrechlich“ veröffentlichte, war er gerade durch „The Sixth Sense“ zum neuen Wunderkind von Hollywood aufgestiegen. Er ließ immer wieder verlautbaren, dass er in „Unbreakable“ eine Trilogie sieht. Zu einer wirklichen Umsetzung kam es aber viele Jahre nicht. Deswegen war es unerwartet, als Bruce Willlis als David Dunn in der Spätphase von Überraschungs-Hit „Split“ einen Gastauftritt hatte und beide Filme somit im gleichen Universum verankerte. Mit Spannung wurde erwartet, wie Shyamalan nun die Geschichten zusammenführt und zu einem Abschluss bringt. Die filmische Antwort ist mehr als ernüchternd.
Wie schon in einigen Werken vorher, hält sich der Filmemacher für cleverer, als ihm gut tut. Zwischen endlos anmutenden psychologischen (bzw. psychologisierenden) Gesprächen und kruden philosophischen Ergüssen über die Welt der Comics entsteht eine erstaunlich fade Geschichte. Der Aufbau von Figuren und Story ist zu hölzern, um irgendwie packend zu erscheinen. Deswegen erscheinen die zahlreichen Wendungen und das eigenwillige World Building eher anstrengend. Gerade am Schluss, wenn alle Pläne enthüllt worden sind, dürfte sich der eine oder andere Zuschauer doch wegen der Sinnhaftigkeit von zentralen Elementen am Kopf kratzen. Wenn mal wirklich nette Momente zu sehen sind, werden diese bald wieder durch arg geschwätzige und viel zu lange Folgesequenzen erstickt.
Wie schon in „Split“ ist James McAvoy das beste Element am Film. In jeder seiner Szenen hat er sichtbar einen riesigen Spaß, hemmungslos zu chargieren und zwischen den Persönlichkeiten zu wechseln. Zwischen Albernheiten und amüsant-beunruhigenden Episoden macht McAvoy in seinen glänzenden Momenten aus dem Film das unterhaltsame B-Movie, auf das wohl die meisten gehofft haben. Leider ist der Rest zu zäh und langweilig, um da anknüpfen zu können. Die beiden „Unbreakable“-Stars können da nicht mithalten. Bruce Willis wirkt ähnlich angeödet, wie man es von Kurzauftritten aus Direct-to-Video-Produktionen kennt. Von Star-Qualitäten ist dieser Part weit entfernt. Samuel L. Jackson darf zwar stellenweise wunderbar wirr durch die Gegend gucken, hat aber auch kaum eine Möglichkeit, etwas aus seiner Rolle zu machen.
Charakterdarstellerin Sarah Paulson ist als redselige Psychiaterin Staple der wohl nervigste Part im Film. Die Rolle von Anya Taylor-Joy, die nach ihrer Entführung jetzt scheinbar die beste Freundin ihres Kidnappers ist (Stockholm-Syndrom?), wirkt einfach nur merkwürdig. Spencer Treat Clark bleibt für seine Rückkehr als Joseph Dunne auf solidem Niveau.
Nach langem Aufbau und einer durchaus starken Marketingkampagne hat es wohl viele Fans gegeben, die mit Spannung auf diesen Fantasy-Thriller gewartet haben. Leider gelingt es M. Night Shyamalan nicht, seine Einfälle und die vorhandenen Möglichkeiten zu einer funktionierenden Geschichte zu vereinen. So wirkt „Glass“ durchweg ziemlich ziellos und zähflüssig, was die ohnehin schon langen 129 Minuten gefühlt noch einmal ausdehnt. Am Ende ist es hauptsächlich dem wie aufgezogen spielenden James McAvoy zu verdanken, dass der Film überhaupt Momente hat, die im Gedächtnis bleiben.
2 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 14.01.2022 im Programm von Disney+ zu sehen.
Quelle: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany, LeinwandreporterTV, YouTube
Glass
Originaltitel: | Glass |
Regie: | M. Night Shyamalan |
Darsteller: | Bruce Willis, Samuel L. Jackson, James McAvoy, Anya Taylor-Joy |
Genre: | Thriller, Fantasy |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Walt Disney Studios Motion Pictures Germany |
Länge: | 129 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 17.01.2019 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Facebook-Seite des Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 13.01.2019