Review: Bohemian Rhapsody

Das Hauptplakat von "Bohemian Rhapsody" (© 2018 Twentieth Century Fox)

Das Hauptplakat von “Bohemian Rhapsody” (© 2018 Twentieth Century Fox)

Inhalt: Im Frühjahr 1970 arbeitet der Außenseiter Freddie Mercury (Rami Malek, „Mr. Robot“) an der Gepäckabfertigung am Londoner Flughafen Heathrow. Abends geht er gerne in Bars und besucht Konzerte. So lernt er eines Abends die Musiker Brian May (Gwilym Lee) und Roger Taylor (Ben Hardy, „X-Men – Apocalypse“) kennen, die ihn nach der Präsentation seiner Gesangskünste in ihre Band aufnehmen. Gemeinsam mit John Deacon (Joseph Mazello, „G.I. Joe – Die Abrechnung“) gründet das Trio dann die Band Queen. Mit ihren äußerst originellen Songs bekommt die Band schnell eine Fan-Gemeinde und findet in John Reid (Aidan Gillen, „Game of Thrones“) bald einen prominenten Manager. Zu dieser Zeit lernt Freddie auch seine spätere Ehefrau Mary Austin (Lucy Boynton, „Rebel in the Rye“) kennen. Spätestens mit „Bohemian Rhapsody“ gelingt der Band 1975 der Sprung zum Weltruhm. Doch privat hat Freddie große Probleme, seine Homosexualität zu akzeptieren. So lässt er sich mit Partys, Drogen und anderen Extravaganzen immer weiter gehen, bis die Band vor dem Aus steht. Während eines erfolglosen Soloprojekts findet Mercury heraus, dass er an AIDS erkrankt ist. Gemeinsam mit seinen alten Weggefährten möchte er die verbleibenden Jahre ganz der Musik widmen. Den Anfang soll das Benefiz-Konzert Live Aid machen.

Kritik: Queen ist zweifelsohne eine der größten Rockbands aller Zeiten. Selbst wenn nach etwa 20 Jahren – in denen es noch eine lange Unterbrechung gab – der zu frühe Tod von Frontmann Freddie Mercury ein jähes Ende für die Hauptschaffensperiode bedeutete, schuf das Quartett bis dahin zahllose Evergreens. Für ein aufwändiges Biopic wurden mit Anthony McCarten („Die dunkelste Stunde“) und Peter Morgan („The Crown“) zwei Autoren verpflichtet, die ihr Faible für historische Stoffe bereits mehrmals nachgewiesen haben. Der Hauptfokus der Geschichte sollte dabei (natürlich) auf Mercury liegen. Leider stand der Dreh unter keinem guten Stern. So wurde Regisseur Bryan Singer („X-Men – Zukunft ist Vergangenheit“) entlassen, nachdem er einige Tage unentschuldigt vom Dreh ferngeblieben war. Dexter Fletcher („Eddie the Eagle – Alles ist möglich“) sorgte dafür, dass das Publikum noch einen fertigen Film zu sehen bekam.

In Anbetracht der Umstände ist es beinahe schon sensationell, wie gut „Bohemian Rhapsody“ geworden ist. Selbst wenn der Film kaum erzählerische Risiken eingeht und den bekannten Wegen eines Musiker-Biopics folgt, entwickelt sich ein kurzweiliger und abwechslungsreicher Film, der seine lange Spielzeit problemlos mit Leben füllt. Natürlich wissen die Macher um die Qualitäten der Musik und liefern den – wahrscheinlich nicht gänzlich Queen ablehnend gegenüber stehenden – Zuschauern zahlreiche stark in Szene gesetzte Präsentationen der Songs. Aber auch die Blicke hinter die Kulissen sind mehr als gelungen. Ob es die Neckereien sind, die Roger Taylor für seinen Song „I’m In Love With My Car“ ertragen muss, oder teils skurrile Szenen, die während der Aufnahme des titelgebenden „Bohemian Rhapsody“ stattfinden, entwickelt sich der Film stellenweise zu überraschend großem Spaß.

Die Band in ihrer Anfangszeit (© 2018 Twentieth Century Fox)

Die Band in ihrer Anfangszeit (© 2018 Twentieth Century Fox)

Die emotionale Ebene findet eher im privaten Rahmen von Mercury statt, der trotz seiner einmaligen Bühnenpräsenz Schwierigkeiten hat, zu sich selbst zu finden. Da ist es dankenswert, dass die Macher mit dem Live Aid-Konzert einen positiv behafteten Schlussakt gewählt haben. Ein gewisses Risiko sind die Macher bei der Besetzung gegangen, die auf große Stars verzichtet. Rami Malek hatte für seine Leistungen als halb-autistischer Hacker in „Mr. Robot“ – einem Part der kaum weiter von Freddie Mercury entfernt sein könnte, einen verdienten Emmy gewonnen. Mit falschen Zähnen, die für eine erstaunliche Ähnlichkeit zum Original sorgen, zeigt Malek, dass er ein außergewöhnlicher Schauspieler ist. Neben der Bühne liefert er eine vielseitige, nahbare Performance. Bei den musikalischen Auftritten zeigt er ein durchaus beeindruckendes Gesangstalent und schafft es, das Mercury-Charisma auf die Leinwand zu transportieren.

Nicht weniger auf den Punkt wurde Gwilym Lee als Brian May besetzt. Optisch sehr ähnlich und darstellerisch äußerst überzeugend, empfiehlt sich der Darsteller für höhere Weihen. Auch Ben Hardy und Joseph Mazello reihen sich mit guten Auftritten ein, halten sich aber gegenüber den Kollegen eher im Hintergrund. Lucy Boynton zeigt als Mercurys Ehefrau Mary Austin einen charmanten Auftritt. Dazu sorgen Charakterdarsteller wie Aiden Gillen und Tom Hollander („Solange ich atme“) für weitere schauspielerische Qualität. Erwähnenswert ist noch eine witzige Nebenrolle für Mike Myers, der nach fast zehn Jahren sein Leinwand-Comeback feiert.

Auch wenn dem Film die Originalität abgeht, die die Musik von Queen ausgezeichnet hat, ist „Bohemian Rhapsody“ ein würdiges Biopic. So findet der Film die Wage zwischen Humor und Emotion, bindet seine Musik gut in die Handlung ein und baut dabei auf eine starke Besetzung um Rami Malek, die ein Stück Rockgeschichte lebendig wirken lässt.

4 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 01.10.2021 im Programm von Amazon PrimeVideo, ab dem 01.04.2022 bei Netflix und ab dem 08.04.2022 bei Disney+ zu sehen.


Quelle: 20th Century Fox, LeinwandreporterTV, YouTube

Bohemian Rhapsody

Originaltitel:Bohemian Rhapsody
Regie:Bryan Singer
Darsteller:Rami Malek, Lucy Boynton, Gwilym Lee, Aaron McCusker
Genre:Drama, Musikfilm, Biographie
Produktionsland/-jahr:USA, 2018
Verleih:20th Century Fox
Länge:135 Minuten
FSK:ab 12 Jahren
Kinostart:31.10.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von 20th Century Fox

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 01.04.2022
Review: Bohemian Rhapsody (Kino)

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