Review: Parfum – Episode 1-3 (Film Festival Cologne)

Inhalt: Die recht unbekannte Sängerin K wird brutal ermordet aufgefunden: Mit gewaltigen Einschnitten unter den Achseln und im Intimbereich, kahlrasiert und komplett nackt liegt sie in ihrem Garten. Sonderermittlerin Nadja Simon (Friederike Becht, „Die Vierhändige“) entdeckt bald eine Spur, die zu den Jugendfreunden der Musikerin führt: Arzt Roman (Ken Duken, „Das Löwenmädchen“), seine Ehefrau Elena (Natalia Belitski), Außenseiter Daniel (Christian Friedel, „Babylon Berlin“), Zuhälter Thomas (Trystan Pütter, „Passion“) und Parfümeur Moritz (August Diehl, „Allied – Vertraute Fremde“) hatten auf dem Internat viel Zeit mit K verbracht. Aus der damaligen Zeit verbindet sie ein düsteres Geheimnis. Würde einer von ihnen über Leichen gehen, damit die Vergangenheit für immer ruht.

Moritz bei der Arbeit (© ZDF, Jakub Bejnarowicz)

Moritz bei der Arbeit (© ZDF, Jakub Bejnarowicz)

Kritik: Der 1985 erschienene Roman „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ von Patrick Süskind ist längst ein junger Klassiker. 2006 setzte Tom Tykwer die Geschichte des mörderischen Parfümeurs Grenouille in einer der aufwändigsten deutschen Film-Produktionen überhaupt um. Bereits vor einiger Zeit hat sich Star-Produzent Oliver Berben an die Idee einer Umsetzung einer Krimi-Mini-Serie gegeben, die lose auf dem Süskind-Bestseller basiert bzw. den Roman zum Teil seiner Handlung macht. Die Psychologin und ambitionierte Branchen-Quereinsteigerin Eva Kranenburg – die inzwischen schon einen exklusiven Kooperationsvertrag mit Constantin Film unterschrieben hat – lieferte die Drehbücher. Der vielfach preisgekrönte Regisseur Philipp Kadelbach („SS-GB“) hat alle Episoden inszeniert.

In diesen ersten drei Teilen lassen sich die Qualitäten von „Parfum“ allenfalls erahnen. Wenn sich die Serie wirklich um den zentralen Mordfall kümmert, ist das Geschehen interessant und wird in seinen besten Momenten ziemlich intensiv. Leider hat es nicht den Anschein, als ob die Geschichte genug Material für sechs Stunden Fernsehen hergibt. So verläuft sich das Geschehen immer wieder in ziemlich belanglosen Nebenplots, die das Tempo verschleppen und der Spannung mehr entgegenwirken. Hier entsteht häufiger der Eindruck, dass eine Komprimierung der Handlung auf Spielfilm-Länge sicherlich keine schlechte Idee gewesen wäre. Da die Serie sehr auf lange Dialogpassagen baut, fällt es ins Gewicht, dass auch die Gespräche nur selten bissig und packend werden.

Dazu ist es erwähnenswert, dass die zentrale Prämisse – eine Gruppe, die in der Vergangenheit etwas Schreckliches zu verantworten hat, trifft sich nach Jahren wieder – die Originalität vermissen lässt, auf die „Parfum“ eigentlich baut. Mit der Ausnahme von ein paar optischen Spielereien fehlen auch bei der Inszenierung bislang die Alleinstellungsmerkmale, um die Serie aus einer Masse vergleichbarer Geschichten hervorzuheben. Die Figuren sind fast ausnahmslos unsympathisch charakterisiert, lassen aber nur selten die Ecken und Kanten aufblitzen, die für ein wirkliches Interesse an ihrem Schicksal nötig wären. So gelingt es noch am ehesten Friederike Becht in der Rolle der durchsetzungsstarken Ermittlerin, einen runden Charakter zu spielen. Auf Polizei-Seite haben andere bekannte Darsteller wie Wotan Wilke Möhring („Lommbock“) und Marc Hosemann („Steig.nicht.aus!“) bislang eher undankbare Parts erwischt.

Die Clique, die über lange Phasen der Serie das Geschehen für sich hat, ist eine Ansammlung von unangenehmen Individuen, die nicht wirklich zünden wollen. August Diehl ist als Parfümeur Moritz zwar nicht unbedingt subtil, vereinigt aber fast alle hervorstechenden Momente der bisherigen Serie auf sich. Die von Ken Duken und Trystan Pütter gespielten Roman und Thomas sind bislang maximal zweidimensionale Choleriker, denen erinnerungswürdige Charaktermerkmale abgehen. Christian Friedel wird als harmloser Sonderling Daniel in schöner Regelmäßigkeit der Lächerlichkeit preisgegeben. Dazu spielt Natalia Belitski eine Rolle, die wohl der exakte Gegenentwurf zur MeToo-Bewegung ist.

Obwohl die Ambitionen sicherlich vorhanden sind, hinterlässt diese erste Hälfte von „Parfum“ einen ziemlich tristen Gesamteindruck. Zahlreiche Klischees, eine mit Füllmaterial ausgepolsterte Handlung und kaum ausgereifte Figuren sorgen dafür, dass dieses Mordrätsel (bei dem das Süskind-Material noch keine große Rolle spielt) lange nicht so spannend ist, wie es sein könnte.

2,5 von 5 Punkten

Die ersten drei Episoden liefen im Programm des Film Festival Cologne 2018. Alle sechs Teile sind ab dem 14.11.2018 bei ZDFneo und in der Mediathek des ZDF zu sehen.

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Film Festival Cologne

Ein Trailer ist bislang nicht erschienen.

Parfum

Originaltitel:Parfum
Regie:Philipp Kadelbach
Darsteller:Friederike Becht, Wotan Wilke Möhring, Christian Friedel, Albrecht Felsmann, Ken Duken, Oskar Belton, Natalia Belitski, August Diehl, Marc Hosemann
Genre:Krimi-Serie
Produktionsland/-jahr:Deutschland, 2018
Sender:ZDFneo
Länge:6 x 60 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 15.10.2018
Review: Parfum – Episode 1-3 (Film Festival Cologne)

2 comments on “Review: Parfum – Episode 1-3 (Film Festival Cologne)”

  1. Friedel Antworten

    ein Tiefpunkt deutscher Fernsehgeschichte. ein billiges Drehbuch , welches den Horizont eines Groschenromans hat. Die Inszenierung setzt ihren Höhepunkt auf sexualisierte Gewalt . Diese wird genussvoll ausgestellt . Die Kamera wirkt wie das Werkzeug eines Voyeurs. Die weiblichen Opfer bleiben Objekte ohne Persönlichkeit . Die männlichen Täter werden gegen Ende durch Küchen-Psychologie zu Opfern (natürlich von Frauen) stilisiert !
    Hier wird gewollt ein extrem frauenfeindliches Weltbild verbreitet, welches sogar noch versucht Täter von sexualisierter Gewalt zu romantisieren !
    0 Sterne

    • Thomas Antworten

      Auch wenn mich die Serie nicht ganz so sauer gemacht hat, war sie doch bei sehr weitem nicht das Highlight, für das sie sich selber hält. Ich hatte nach den drei Episoden auf dem Festival schon jedes Interesse verloren, den Rest zu sehen. Wie Sie mir durch Ihre Ausführungen bestätigen, kann ich da jua wohl froh sein, meine Zeit zumindest teilweise gespart zu haben.

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