Review: Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm (Kino)

Das Hauptplakat von "Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm" (© Wild Bunch Germany)

Das Hauptplakat von “Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm” (© Wild Bunch Germany)

Inhalt: Im Spätsommer 1928 feiert die „Dreigroschenoper“ von Bertholt Brecht (Lars Eidinger, „Babylon Berlin“) und Komponist Kurt Weill (Robert Stadlober) in Berlin ihre Premiere. Überraschend wird das Stück zum großen Erfolg, weswegen patente Geldgeber die beiden Macher von einer Verfilmung des Stoffes überzeugen. Doch die Leinwand-Adaption der Geschichte, in der sich der Gangster Macheath (Tobias Moretti, „Die Hölle – Inferno“) in Polly (Hannah Herzsprung, „Steig.nicht.aus!“), die Tochter von Bettlerkönig Peachum (Joachim Król), verliebt, sorgt hinter den Kulissen bald für Ärger. Während Brecht dem Stoff einen komplett neuen Anstrich verleihen will, wünschen sich die Produzenten nur die bekannten und beliebten Inhalte. Während die Dreharbeiten voranschreiten, hat Brecht ein zündende Idee: Er plant eine weitere Inszenierung – abseits der Kamera.

Kritik: „Die Dreigroschenoper“ von Autor Bertholt Brecht und Komponist Kurt Weill gehört bis heute zu den wohl einflussreichsten literarischen Werken aus der Zeit der Weimarer Republik. Die freie Interpretation der „Beggar’s Opera“ von John Gay und Johann Christoph Pepusch war mehr sozialkritisches Theaterstück als klassische Oper. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 lief das Stück in Berlin und sorgte dafür, dass Lieder wie „Das Moritat von Mackie Messer“ weltbekannt wurden. Regisseur Joachim A. Lang hat die (wahre) Geschichte einer fehlgeschlagenen Verfilmung des Stoffes durch Brecht selbst und eine als „Dreigroschenprozess“ bekannte Gerichtsverhandlung als Ausgangslage für seinen Film genommen. Hier spielt er mit dem Gedanken, wie Brecht selbst diese Verfilmung des Stoffes wohl umgesetzt hätte. Dabei verwendet der Film überlieferte Zitate von Brecht, die er für den richtigen Kontext benutzt.

Macheath und Polly haben sich ineinander verguckt (© Wild Bunch Germany)

Macheath und Polly haben sich ineinander verguckt (© Wild Bunch Germany)

In einer Zeit von Wirtschaftskrise und aufkeimendem Faschismus bewegt sich eine Geschichte, die sich von einer Metaebene zur nächsten bewegt. Zwischen den realen Streitigkeiten des politischen Denkers Brecht und den fiktiven Filmszenen durchbricht „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ in schöner Regelmäßigkeit die vierte Wand und transportiert die zeitlosen Inhalte des Theaterstücks ins Jahr 2018. Gerade in seiner Spätphase nimmt der Film die Modernisierung erstaunlich wörtlich, was aber auch gut funktioniert. An manchen Stellen wirkt der Film schon eine Nummer zu selbstverliebt, was seine Qualitäten – wie die etwas zu langen 130 Minuten Laufzeit – aber nur minimal schmälert. Die so zentralen musikalischen Einlagen sind abwechslungsreich und gelungen inszeniert und zeigen, weshalb die Lieder nahezu ausnahmslos Klassiker-Status haben.

Kino-Debütant und Brecht-Experte Lang entpuppt sich sehr gute Wahl auf dem Regiestuhl, da er die unkonventionelle Art seines Helden in jedem Bild zum Ausdruck bringt. Ebenso ideal ist die Besetzung von Lars Eidinger zu bewerten, der das richtige Maß an Intelligenz und Ausstrahlung mitbringt, um eine solche Figur zu verkörpern. Ex-Teeniestar Robert Stadlober, dessen Karriere zuletzt etwas schleppend verlaufen ist, kann hier als Kurt Weill überzeugen. Tobias Moretti ist als verschlagen-charismatischer Mackie Messer in den fiktiven Sequenzen großartig. Hannah Herzsprung kann in diesem Film mal wieder ihre Wandelbarkeit zeigen und gefällt als naive Polly und als verführerische Schauspielerin Carola Neher gleichermaßen. Joachim Krol und Claudia Michelsen („Der gleiche Himmel“) als Mr. und Mrs. Peachum, Christian Redl als Tiger Brown und Godehard Giese („Deutschland 83“) als kritischer Produzent des Films sind nur ein weiterer Teil der durchweg gut aufgelegten Besetzung.

Eine Verfilmung eines bekannten Stücks und das dazugehörige Biopic über den entsprechenden Autor werden schnell zu eher drögen Kinoerlebnissen. Selbst wenn „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ nicht ohne Längen auskommt, ist das Endergebnis durchaus eindrucksvoll. Mit einer originellen Inszenierung gelingt es, Brechts Stimme in die Gegenwart zu holen und ihn mit einem wahrlich ungewöhnlichen Film zu würdigen.

4 von 5 Punkten


Quelle: Wild Bunch Germany, Leinwandreporter TV, YouTube

Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm

Originaltitel:Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm
Regie:Joachim A. Lang
Darsteller:Lars Eidinger, Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król, Claudia Michelsen
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:Deutschland, 2018
Verleih:Wild Bunch Germany
Länge:130 Minuten
FSK:ab 6 Jahren
Kinostart:13.09.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Wild Bunch Germany

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 13.09.2018
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