Inhalt: Inzwischen sind drei Jahre vergangen, seitdem der Mord am kleinen Danny Latimer das Küstenstädtchen Broadchurch in Schockstarre versetzt hat. DI Alec Hardy (David Tennant, „Doctor Who“) ist mittlerweile mit Tochter Daisy (Hannah Rae) in die Gegend gezogen. Er und DS Ellie Miller (Olivia Colman, „Mr. Sloane“) arbeiten als festes Team bei der Polizei von Wessex. Als die 49 Jahre alte, frisch geschiedene Trish Winterman (Julie Hesmondhalgh) vor der Polizeistation auftaucht, bekommen sie einen schweren, neuen Fall: Sie gibt an, dass sie zwei Tage zuvor auf der Geburtstagsparty ihrer besten Freundin Cath (Sarah Parish) niedergeschlagen und vergewaltigt worden ist. Schnell verdichten sich Anzeichen für einen Serientäter. Währenddessen sind Beth (Jodie Whittaker) und Mark Latimer (Andrew Buchan, „Alles Geld der Welt“) immer noch nicht zu ihrem Alltag zurückgekehrt. Da sie ihre schlimmen Erfahrungen positiv nutzen will und als Mitarbeiterin eines Frauenhilfswerks Dienst leistet, er aber immer noch von Rachegefühlen zerfressen ist, steht ihre Ehe vor dem Aus.
Kritik: Als unter der Leitung von Showrunner Chris Chibnall im Jahr 2013 auf dem Sender ITV „Broadchurch“ das Licht der Welt erblickte, machten sich anhand der Besetzung sicherlich einige Hoffnungen auf einen Hit. Tatsächlich entpuppte sich die erste Staffel als regelrechter Straßenfeger von kaum noch gekannten Ausmaßen. Nach zahlreichen Preisen, einer gelungenen zweiten Staffel und dem verzichtbaren US-Remake „Gracepoint“ (ebenfalls mit David Tennant) wurde im vergangenen Jahr die finale dritte Staffel ausgestrahlt. Da konnte noch nicht geahnt werden, wie viel zusätzlichen Zeitgeist diese Serie durch den Hollywood-Sexskandal bekommen würde. Chibnall, der als nächstes den prestigeträchtigen Posten als „Doctor Who“-Showrunner übernehmen wird, kehrt mit seinem Team zur erzählerischen Struktur des ersten Jahres zurück.
In einem unangenehmen, teilweise verstörenden Fall wird sich zeitgemäß mit Themen wie sexueller Selbstbestimmung auseinandergesetzt. Dabei bekommt das Publikum immer neue – sinnvolle – Verdächtige präsentiert, die für ein sehr beständiges Whodunit-Rätsel sorgen. Dazu funktionieren die wunderschönen, exzellent gefilmten Landschaften weiterhin als Kontrast zu den schwer verdaulichen Themen. Julie Hesmondhalgh zeigt als missbrauchte Frau, die ohnehin schon in einer schwierigen Lebenssituation steckt, ein enormes Pensum. Mit wie viel Tiefgang und Intelligenz diese komplexe Figur spielt, ist absolut bewundernswert. Das Zentrum des Geschehens bleiben aber natürlich weiterhin die von Olivia Colman und David Tennant verkörperten Ermittler, die inzwischen regelrechte Freunde geworden sind. Die erstklassige Chemie zwischen den beiden Ausnahmeschauspielern ist fast greifbar und gibt dem Geschehen ein paar – dringend benötigte – augenzwinkernde Momente.
Es war auch eine sehr gute Entscheidung, die Familie Latimer und deren Trauerverarbeitung erneut in den Fokus des Geschehens zu nehmen. Auch die Einbindung von Beth in den neuen Fall fühlt sich natürlich und glaubwürdig an. Darüber hinaus knüpfen die Darsteller an ihre starken Leistungen der Vorgänger-Staffeln an. Jodie Whittaker zeigt als einfühlsame Beth, die mit der Vergangenheit (so gut es geht) abgeschlossen hat und anderen Menschen helfen will, was sie für eine vielschichtige Schauspielerin ist. Andrew Buchan schafft es als Mark, der sich an seinen Schmerz und sein Trauma klammert, einen hochspannenden Gegenentwurf zu seiner Serien-Frau zu entwickeln.
Dabei wird leicht die Leistung von Charlotte Beaumont übersehen, deren Chloe eine ebenfalls anspruchsvolle Figur ist. Sie tritt eher in die Fußstapfen ihrer Mutter, muss dabei zwischen den Trümmern der Beziehung ihrer Eltern bestehen, behält sich aber ein besonderes Unrechtsbewusstsein: Beaumont gibt hier ein durchaus eindrucksvolles Bewerbungsschreiben für zukünftige Rollen ab. Auch weitere Darsteller wie Arthur Darvill als Reverend Paul agieren auf dem gewohnt hohen Niveau.
Nun ist mit „Broadchurch Staffel 3“ eine der größten, britischen Serien-Hits der vergangenen Jahre zu Ende gegangen. Es ist den Machern hoch anzurechnen, dass sie das Erfolgskonzept nicht zu Tode geritten haben. Dieses finale Jahr bietet noch einmal ein spannendes, intensives und glaubwürdiges Crime-Drama, das mit klug gewählten Themen, schicken Bildern und überzeugenden Schauspielern der Serie den verdient guten Abschied beschert.
Die Box ist ab dem 30.06.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Die kühlen, aber teils wundervollen Aufnahmen – die weiter von den spektakulären Landschaften getragen werden – verfügen über eine konstant ordentlich Schärfe und Detaildarstellung. Auch wenn die Farben manchmal etwas reduziert sind, wirken sie immer natürlich. Kontraste und Schwarzwert wurden ebenfalls überzeugend eingestellt. Bis auf ein leichtes Rauschen bei schlecht beleuchteten Szenen ist die Bildpräsentation sauber und ruhig.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind abermals auf gutem Niveau. Zentral bleiben natürlich die immer verständlichen, klar priorisierten Dialoge. Hintergrundgeräusche (beispielsweise Wind und Meeresrauschen am Strand oder die Atmosphäre auf der zentralen Party) und die erstklassige Musik sorgen für Aktivität auf den äußeren Boxen. Selbst wenn große Effekte ausbleiben, ist das Ergebnis absolut zufriedenstellend.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein schönes Making of (19 Minuten), zwei kleine Featurettes (insgesamt 10 Minuten), ein paar entfernte Szenen (10 Minuten) und einige Trailer komplettieren die Box.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: StudioCanal, YouTube
Broadchurch Staffel 3
Originaltitel: | Broadchurch Season 3 |
Entwickler: | Chris Chibnall |
Darsteller: | David Tennant, Olivia Colman, Jodie Whittaker |
Genre: | Krimi-Drama-Serie |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2017 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 8 Episoden zu je 46 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von StudioCanal
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 30.06.2018
Review: Broadchurch Staffel 3 (Blu-ray)