Review: Southcliffe (DVD)

Das DVD-Cover von "Southcliffe" (© Polyband)

Das DVD-Cover von “Southcliffe” (© Polyband)

Inhalt: Southcliffe ist ein verschlafenes Küstenstädtchen, in dem jeder jeden kennt. Kriminalität ist in der Gegend ein Fremdwort. Eigentlich soll nur gefeiert werden, dass einige einheimische Soldaten wie der junge Chris (Joe Dempsie, „Game of Thrones“) nach ihrem Einsatz nach Hause gekommen sind. Doch die Party setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die darin gipfelt, dass ein Dorfbewohner durchdreht und in einem Amoklauf scheinbar wahllos Menschen erschießt.

Neben einigen anderen sind der Einzelgänger Stephen (Sean Harris, „Mission: Impossible – Rogue Nation“), das Ehepaar Claire (Shirley Henderson, „T2 – Trainspotting“) und Andrew (Eddie Marsan, „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“) mit ihrer abenteuerlustigen Tochter Anna (Kaya Scodelario, „Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth“) und der Ehemann und Vater Paul (Anatol Yusef, „Bastille Day“) sehr direkt in die schrecklichen Geschehnisse verwickelt. Kurz darauf kommt der Star-Reporter David Whitehead (Rory Kinnear, „Penny Dreadful“), der als Kind selbst in Southcliffe gelebt hat, in die Stadt, um die Ereignisse für seinen Kanal aufzuarbeiten. Dabei wirft er einen Blick hinter einige Fassaden, die düsterer sind, als viele denken sollten.

 

Kritik: In diesem vielfach preisgekrönten Vierteiler gehen Regisseur Sean Durkin – der als nächstes das Rocker-Biopic „Janis“ mit Michelle Williams drehen wird – und „Fear and Loathing in Las Vegas“-Autor Tony Grisoni auf Spurensuche nach einem brutalen Amoklauf in einer scheinbar idyllischen Kleinstadt. Wer Wert auf Realismus legt, wird in diesem finsteren Drama sicherlich fündig werden. Dafür wird ein klassisches Storytelling eher über Bord geworfen. „Southcliffe“ beobachtet die verschiedenen Figuren an entscheidenden Zeitpunkten rund um die Tat. Hierbei werden manche Geschichten aufgegriffen und wieder verworfen, manch andere recht abrupt beendet. Obwohl dieses ziemlich ungewöhnliche Erzählen manchmal wahrlich nicht zufriedenstellend ist, kann der Serie in viele Richtungen der Mut nicht abgesprochen werden. Sich derart sachlich einer Problematik wie einem Amoklauf zu nähern, ist stellenweise weit beklemmender, als wenn man hier eher konventionelle Wege gegangen wäre.

Journalist David kehrt in die Heimat zurück (© Polyband)

Journalist David kehrt in die Heimat zurück (© Polyband)

So nehmen einige Leben hier ein sehr plötzliches Ende, was ohne einen dramaturgischen Bogen in die Richtung noch um einiges wirkungsvoller ist. Der Zuschauer wird stärker involviert, sich selber die Frage nach dem „Warum?“ zu stellen. Wie die Hinterbliebenen rätseln auch die Leute vor dem Fernsehen, weshalb es so weit kommen musste. Dabei werden nicht alle Fragen beantwortet, was ein nachdenkliches Publikum zurücklässt. Unabhängig davon, ob die erzählerischen Entscheidungen richtig waren, punktet „Southcliffe“ mit einer grandiosen Besetzung.

Gerade Charakterdarsteller Sean Harris, der für sein Porträt des stillen Sonderlings Stephen mit einem BAFTA prämiert wurde, liefert hier abermals eine exzellente Vorstellung. Rory Kinnear ist als arroganter Journalist, der nach Jahren zurück in die verhasste Heimat kommt, noch am ehesten ein Weggefährte für das Publikum und macht die wohl deutlichste Wandlung über den Verlauf der Geschichte durch. Für die emotionalen Momente sind vor allem Eddie Marsan und Shirley Henderson als Ehepaar, das gerne noch ein zweites Kind bekommen würde zuständig. Gerade eine gemeinsame Szene von Kinnear und einem verstörend sympathischen Marsan im Krankenhaus brennt sich hier ins Gedächtnis ein. Mit Kaya Scodelario, Anatol Yusef und Joe Dempsie gesellt sich noch mehr Qualität zum Cast hinzu.

Am Ende ist „Southcliffe“ eine Mini-Serie, die mit Recht polarisiert. Die Macher nähern sich einer extrem komplexen Thematik auf eine ungewöhnliche Weise an. Ohne wirklichen Spannungsbogen und mit einigen bewusst unrunden Storylines gelingt es Durkin und Grisoni, eine aufrichtige Geschichte zu erzählen, die gerade mit ihren stillen, aber intensiven Momenten noch einige Zeit im Kopf des Zuschauers arbeitet.

Stephen hält sich gerne außerhalb der Gemeinschaft auf (© Polyband)

Stephen hält sich gerne außerhalb der Gemeinschaft auf (© Polyband)

Die Serie ist ab dem 24.02.2017 auf DVD erhältlich.

4 von 5 Punkten

 

Bild: Die Serie kommt in einem bewusst tristen und nebeligen Look. Schärfe und Detaildarstellung erreichen allenfalls ein solides Level. Die blassen Farben sehen zumeist noch natürlich aus. Kontraste und Schwarzwert sind gemessen am gewählten Stil ordentlich ausgefallen. Meistens ist eine leichte Körnung zu erkennen gewesen. Wirklich störend fällt diese aber nicht auf.

3 von 5 Punkten

Ton: Der englische Dolby Digital 5.1-Ton punktet mit vereinzelten, schön gesetzten Effekten. So sorgen die räumlich verteilten Schüsse beim Amoklauf für eine Gänsehaut. Auch der Score bindet die äußeren Boxen mit ein. Natürlich stehen ganz klar die Dialoge im Mittelpunkt, die immer gut verständlich über den Center kommen.

Achtung: Es liegen nur deutsche Untertitel, aber keine deutsche Synchronisation bei.

3 von 5 Punkten

Extras: Ein paar Trailer sind das einzige Bonusmaterial auf der DVD.

1 von 5 Punkten

Gesamt: 3 von 5 Punkten


Quelle: TIFF, YouTube

Southcliffe

Originaltitel:Southcliffe
Regisseur:Sean Durkin
Darsteller:Rory Kinnear, Sean Harris, Shirley Henderson, Eddie Marsan. Kaya Scodelario
Genre:Krimi, Drama, Mini-Serie
Produktionsland/-jahr:UK, 2013
Verleih:Polyband
Länge:4 x 45 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

 

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 23.02.2017
Review: Southcliffe (DVD)

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