Review: Narcos Staffel 3 (Netflix)

Chepe testet sein Produkt (© Netflix)

Chepe testet sein Produkt (© Netflix)

Inhalt: Nach dem Tod von Pablo Escobar (Wagner Moura) wurden die Machtverhältnisse bei den Narcos neu gemischt. Statt dem Medellin-Kartell haben jetzt die Brüder Miguel (Francisco Deni, „The Liberator“) und Gilberto Rodriguez Orejuela (Damián Alcázar) und ihre Partner Pacho Herrera (Alberto Ammann) und Chepe Santacruz Londono (Pêpê Rapazote) – genannt die „Gentleman von Cali“ – die Spitze unter den Narcos eingenommen. Um ein besseres Ende als Escobar zu nehmen, hat Gilberto bereits eine Kapitulation mit der kolumbianischen Regierung ausgehandelt, die ihnen noch sechs Monate zum Geld verdienen lässt und ihnen nahezu Straffreiheit garantiert.

Wegen seiner Erfolge in Medellin ist DEA-Agent Javier Peña (Pedro Pascal, „The Great Wall“) in der Karriereleiter aufgestiegen und leitet die Operationen in Kolumbien. Als Hauptziel hat er sich dabei gesetzt, die Cali-Paten zu schnappen und vor ein Gericht zu stellen, das gewillt ist, angemessene Strafen auszusprechen. Gemeinsam mit seinen engsten Vertrauten, Agent Van Ness (Matt Whelan) und Agent Feistl (Michael Stahl-David, „The Promise – Die Erinnerung bleibt“), stellt er sich gegen ein System, das komplett von seinen Gegnern unterwandert ist. Während dessen träumt Jorge Salcedo (Matias Varela, „Assassin’s Creed“), ein gebildeter Familienvater und Sicherheitschef von Miguel Rodriguez, davon, ein Leben abseits von Kriminalität und Gewalt zu führen.

Kritik: Als die Showrunner Carlo Bernard, Chris Brancato, Doug Miro und Paul Eckstein die erste Staffel „Narcos“ 2015 bei Netflix an den Start brachten, gingen sie und der Streamingdienst ein hohes Risiko. Nicht nur, dass sich schon so einige Filme und Serien an der Escobar-Thematik verhoben hatten, entschieden sie sich auch noch, die Dialoge im Drogenmilieu in Spanisch zu belassen. Das eindrucksvolle Endergebnis gab ihnen recht. In zwei intensiven, extrem spannenden und tatsächlich auch informativen Jahren zeigten sie modernes Fernsehen nah an der Perfektion. Ein ganz zentraler Aspekt war hierbei die überirdische Performance von Wagner Moura, der für die Rolle des legendären Drogenbarons massiv Gewicht zulegte und zunächst Spanisch lernte. Nach im vergangenen Jahr wurde dann bekannt gemacht, dass die Serie auch ohne den prominentesten Gegenspieler weiterlaufen und der Krieg gegen die Drogen noch für mindestens zwei Staffeln weitergeführt werden sollte.

Agent Peña möchte jetzt auch das Cali-Kartell zu Fall bringen (© Netflix)

Agent Peña möchte jetzt auch das Cali-Kartell zu Fall bringen (© Netflix)

Viele dürften sich fragen, ob die Serie ohne ihre ursprüngliche Hauptfigur überhaupt funktionieren kann? Tatsächlich fehlt „Narcos“ ohne die alles überstrahlende Präsenz Mouras ein wenig. Wirklich exzellente Unterhaltung wird aber auch in der dritten Staffel ausnahmslos geboten. So wird die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt und gefühlt ein paar dramaturgische Abkürzungen mehr genommen. Das ändert aber rein gar nichts an Spannung, Tempo und auch den interessanten, realen Hintergründen, die dafür sorgen, dass die Serie auch nach dem radikalen Umbruch eines der besten Pferde im Netflix-Stall ist. Ein alter Bekannter, der hier weit mehr in den Blickpunkt rückt, ist Pedro Pascal als Agent Peña, der auch die Aufgabe des Erzählers übernimmt. Allgemein nutzt Pascal den größeren Spielraum, um den Part des zielgerichteten, schlauen Ermittlers, der gerne mal eine Grenze überschreitet, noch stärker zu machen.

 

Salcedo muss Miguel Rodriguez Bericht erstatten (© Netflix)

Salcedo muss Miguel Rodriguez Bericht erstatten (© Netflix)

Die vielleicht beste neue Figur ist der von Matias Varela gespielte Jorge Salcedo, der nach einer Möglichkeit für den Ausstieg aus dem Kartell sucht. Varela verkörpert den liebenden Vater und cleveren Sicherheitsbeauftragten, der irgendwie mit der ganzen Brutalität und Angst umgehen muss, so vielseitig und packend, dass sich wohl kaum ein Zuschauer ihm entziehen kann. Es lag vor allem an den „Gentleman von Cali“, das Escobar-Vakuum auch in der Serie zu ersetzen. Damián Alcázar als smarter Geschäftsmann und gewiefter Taktiker Gilberto Rodriguez Orejuela, Francisco Deni als dessen machthungriger Bruder Miguel und Alberto Ammann als charismatischer, manchmal etwas zu aufbrausender Pacho Herrera nutzen die größere Spielzeit, um ihre bekannten Figuren ordentlich auszubauen.

Der größte Unterhaltungswert geht aber von Pêpê Rapazote, dem einzigen wirklichen Serien-Neuling des Quartetts. Mit kratziger Stimme, losem Finger am Abzug und unglaublich einschüchternder Ausstrahlung hätte er im Prinzip eine eigene Serie verdient. Matt Whelan und Michael Stahl-David liefern als DEA-Agenten absolut brauchbare, aber vergleichsweise unspektakuläre Auftritte. Prominente US-Darsteller wie Edward James Olmos , Kerry Bishé („Red State“) und Shea Whigham („Death Note“) treten in Nebenrollen auf.

Es war nahezu unmöglich, ohne den Star der Serie das Niveau von „Narcos“ zu halten. Auch wenn es tatsächlich nicht ganz reicht, den Vorgängern das Wasser zu reichen, ist dieses dritte Jahr immer noch auf Top-Niveau. Mit tollen Drehbüchern, überzeugenden Figuren und weiterhin intensiver Atmosphäre gelingt ein Umschwung, der die meisten Fans wohl sehr positiv stimmen wird.

Die dritte Staffel der Serie ist ab dem 01.09.2017 im Programm von Netflix zu sehen.

4 von 5 Punkten


Quelle: Polyband, Leinwandreporter TV, YouTube

Narcos - Staffel 3

Originaltitel:Narcos - Season 3
Showrunner:Carlo Bernard, Chris Brancato, Doug Miro
Darsteller:Pedro Pascal, Mathias Varela, Francisco Deni
Genre:Serie, Krimi/Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Netflix
Länge:10 x 50 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen zur Serie gibt es auf der Seite von Netflix

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 28.08.2017
Review: Narcos – Season 3

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