Review: The Promise – Die Erinnerung bleibt (Kino)

Das Hauptplakat von "The Promise" (© Capelight Pictures)

Das Hauptplakat von “The Promise” (© Capelight Pictures)

Inhalt: Obwohl der Armenier Michael (Oscar Isaac, „Inside Llewyn Davis“) aus einem armen, kleinen Dorf stammt, schafft er es, im Jahr 1914 einen Studienplatz für Medizin an der renommierten Universität von Konstantinopel zu bekommen. Vor Ort lernt er die Lehrerin und Künstlerin Ana (Charlotte Le Bon, „Operation Anthropoid“) kennen, die ebenfalls armenische Wurzeln hat und vom ersten Augenblick an das Herz von Michael erobert. Dabei ist sie bereits mit dem amerikanischen Star-Journalisten Chris Meyers (Christian Bale, „The Big Short“) verheiratet, der über die angespannte politische Situation in der Türkei berichten will. Kurze Zeit später eskaliert die Situation im Land: Armenier werden gejagt, in Arbeitslager gebracht oder getötet. Auch Ana und Michael müssen schnellstmöglich fliehen und werden dabei voneinander getrennt. Beide versuchen verzweifelt, sich und ihre Familien zu beschützen, während das Land immer mehr in Gewalt und Chaos versinkt.

 

Kritik: Der Nordire Terry George ist seit beinahe 30 Jahren als Regisseur aktiv. Seine bekannteste Arbeit dürfte aber das erschütternde Drama „Hotel Ruanda“ sein, in dem er sich mit dem Massenmord der Hutu an der zahlenmäßig unterlegenen Tutsi-Bevölkerung auseinandergesetzt wird. Von daher war schon klar, dass er der richtige Mann für eine ansprechende Aufarbeitung des Völkermordes an den Armeniern ist, der bis heute noch nicht von der türkischen Regierung anerkannt wurde. Das Aufsehen war schon vorab ziemlich groß, was sich auch in einer weiträumig organisierten Kampagne (aus türkischen Kreisen), den Film schon vor seinem Release bei IMDB negativ zu bewerten, widerspiegelte. Der Film ist leider weit weniger spektakulär als seine Vorgeschichte. George nimmt sich sehr viel Zeit, die Geschichte anlaufen zu lassen und konzentriert sich zunächst fast ausschließlich auf die Dreiecksbeziehung der Hauptfiguren. Statt des erhofft beklemmenden Dramas bleibt „The Promise“ gerade in der ersten Hälfte eine eher oberflächliche Kostümromanze, die vor dem Hintergrund der schrecklichen Ereignisse stattfindet.

Noch ahnt Michael nicht, welche Hölle auf ihn zukommt (© Capelight Pictures)

Noch ahnt Michael nicht, welche Hölle auf ihn zukommt (© Capelight Pictures)

Mit der ausufernden Spielzeit von 133 Minuten ist der Film lange ziemlich belanglos und eher zähflüssig. Wenn dann mal Konfrontationen mit der eigentlichen Thematik stattfinden, wirken diese eher melodramatisch. Überraschend gelingt es dem Film dann in der zweiten Hälfte, die Kurve zu einer deutlich packenderen Geschichte zu finden. Mit emotionalen, verstörenden Momenten und einprägsamen Bildern deuten Terry George und sein Team zumindest streckenweise einen weit besseren Film an. Doch auch hier bleibt das Problem, dass die Romanze die Wirkung der Ereignisse merklich schmälert. Dieses Konzept hätte aufgehen können, wäre die Dramaturgie der Liebesgeschichte nicht so holzschnittartig ausgefallen.

 

Ana und Chris geraten zwischen die Fronten (© Capelight Pictures)

Ana und Chris geraten zwischen die Fronten (© Capelight Pictures)

 

Der Film bleibt aber auch in seinen schwächeren Phasen immer erträglich, was einfach der enormen darstellerischen Qualität der drei Hauptdarsteller zugeordnet werden kann. Gerade Oscar Isaac liefert als begabter Mediziner, der sich gegen das System stellen muss, einen hoch engagierten Auftritt. Charlotte Le Bon kann als charmante Ana, die sich hingebungsvoll um eine Gruppe von Waisenkindern kümmert, das Mögliche aus ihrer Rolle holen. Christian Bale wird als idealistischer, aber menschlich komplizierter Journalist nur bedingt gefordert, löst seine Aufgabe aber anstandslos. Weitere bekannte Schauspieler wie James Cromwell („The Young Pope“), Tom Hollander („The Night Manager“), Tamer Hassan („Holodomor – Bittere Ernte“), Angela Sarafyan („The Immigrant“) und Jean Reno („The Cop – Crime Scene Paris“) begnügen sich mit relativ kleinen Nebenrollen.

In vielen Punkten muss Terry George und seinem Team gratuliert werden: Sie haben sich einem schweren Thema angenommen, dass heute noch verleugnet wird und für politischen Zündstoff sorgt. Streckenweise liefern sie auch den wichtigen Film, der sich im Gedächtnis der Zuschauer einbrennt. Leider werden viel zu oft Klischees und sogar dramaturgischer Leerlauf bemüht, um die Wucht des Geschehens wirklich zu transportieren. So bleibt „The Promise – Die Erinnerung bleibt“ trotz des Mutes, ein derart heißes Eisen filmisch anzufassen und den überzeugenden Leistungen von exzellenten Darstellern ein durchschnittlicher Film.

3 von 5 Punkten


Quelle: Capelight Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube

The Promise - Die Erinnerung bleibt

Originaltitel:The Promise
Regie:Terry George
Darsteller:Christian Bale, Oscar Isaac, Charlotte Le Bon
Genre:Drama, Liebesfilm
Produktionsland/-jahr:USA, 2016
Verleih:Capelight Pictures
Länge: 133 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 17.08.2017

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 14.08.2017
Review: The Promise – Die Erinnerung bleibt (Kino)

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