
Das Blu-ray-Cover von “Capital – Wir sind alle Millionäre” (© Polyband)
Inhalt: Während die Finanzkrise um sich greift, geht es den Bewohnern der Pepys Road in Südlondon noch ziemlich gut. Aufgrund erhöhter Nachfrage sind ihre Häuser zu erstaunlichen Wertanlagen geworden. Doch hinter verschlossenen Türen brodelt es. Der reiche Banker Roger (Toby Jones, „Operation Anthropoid“) ist der Panik nahe, als sein erwarteter Bonus wesentlich schmaler ausfällt, wie erwartet war und er so seine verwöhnte Frau Arabella (Rachael Stirling, „Snow White and the Huntsman“) niemals zufriedenstellen wird. Die Rentnerin Petunia Howe (Gemma Jones) lebt schon ihr ganzes Leben in der Straße, muss aber jetzt eine gesundheitliche Horror-Nachricht verkraften.
Pakistani Ahmed (Adeel Akhtar, „Utopia“), der sympathische Kioskbesitzer der Straße, gerät mit seiner Familie ins Visier der Polizei. Währenddessen bekommt die Politesse Quentina (Wonmi Mosaku, „Batman v Superman: Dawn of Justice“) Probleme, als ihre fehlende Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis auffliegt. Der Handwerker und leidenschaftliche Womanizer Zbigniew (Radoslaw Kaim) beobachtet die ganzen Ereignisse als Außenstehender. Die Situation überschlägt sich, als alle Anwohner der Straße auf einmal eine bedrohliche Nachricht mit den Worten „Wir wollen, was ihr habt.“ im Briefkasten finden. Wer hat es auf die wohlhabende Siedlung abgesehen?
Kritik: Basierend auf einem Roman von John Lanchester entstand diese dreiteilige Mischung aus Sozialdrama und Satire, die von Euros Lyn („Broadchurch“) inszeniert wurde. In eher gemächlichem Tempo taucht die Serie in den Alltag der verschiedenen Charaktere ein. Auch wenn einige Figuren etwas stereotyp wirken, entwickelt sich ein durchaus interessantes Szenario. Vom herzensguten Banker mit anstrengender Ehefrau, über die schwer kranke Ureinwohnerin der Straße, bis hin zu der von der Abschiebung bedrohten Politesse wird der Mikrokosmos der Geschichte aus verschiedenen Winkeln beobachtet. Die Herangehensweise sorgt zwar nicht immer für Kurzweil, bietet aber genug Abwechslung und auch starke Momente, um als Gesamtwerk aufzugehen. Selbst wenn die Möglichkeiten der Erpressung nur bedingt genutzt werden, hat die Serie auf diese Art genug andere Inhalte, um nie in den Leerlaufmodus zu gehen.

Die Ehe von Roger und Arabella steht vor einer schweren Bewährungsprobe (© Polyband)
Mal dramatisch und bedrückend, mal etwas schräg und amüsant, dann auf einmal tatsächlich spannend geht „Capital“ einen ziemlich eigenen Weg. Die Sozialkritik ist allgegenwärtig, wird aber manchmal eher subtil und dann wieder sehr offensichtlich eingearbeitet. Der wohl bekannteste Darsteller dürfte „Captain America 2 – The Return Of The First Avenger“-Star Toby Jones sein. Als schrulliger, tragikomischer Banker, der wohl nur dank seines Geldes seine Familie hat, verdient er sich das Mitgefühl der Zuschauer und ist dabei noch ausgesprochen unterhaltsam. Der gern für eher schrille Rollen besetzte Adeel Akhtar gibt hier als sympathischer Kioskbesitzer Ahmed einen angenehm zurückhaltenden Part. Während auf Rachael Stirling eine bewusst anstrengende Rolle abfällt, kann Routinier Gemma Jones in einem sehr emotionalen Auftritt gefallen.
Auf diese Art entwickelt sich ein kleiner, manchmal wirklich böser Drei-Teiler, der trotz vorhandener Schwächen 2016 noch nicht einmal unverdient mit dem International Emmy Award in der Kategorie „Best TV Movie/Mini Series“ ausgezeichnet wurde. Am Ende ist „Capital – Wir sind alle Millionäre“ ein kritisches und ironisches Sozialdrama, dem zwar manchmal die Zielstrebigkeit abgeht, das aber einfallsreich genug ist, um zu überzeugen.

Noch genießen Ahmed und seine Familie ruhige Momente (© Polyband)
Die Box ist seit dem 21.04.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Für eine kleine TV-Serie sieht „Capital“ ziemlich gut aus. In oft kühlen, etwas entsättigten Farben wird schon optisch der passende Ton angeschlagen. Schärfe und Detaildarstellung zeigen keine nennenswerten Schwächen, ohne aber dabei referenzwürdig zu sein. Auch Kontraste und Schwarzwert wurden überzeugend eingestellt. Ab und zu ist ein leichtes Rauschen zu erkennen. Meistens ist das Bild aber sauber und ruhig.
4 von 5 Punkten
Ton: Während der englische Ton in DTS-HD 5.1 vorliegt, müssen sich die Zuschauer der deutschen Synchronfassung mit einer DTS-HD 2.0-Spur begnügen. Die Dialoge sind in beiden Fassungen vergleichbar kräftig und gut priorisiert. Da diese der zentrale Aspekt der Serie sind, fallen die kleinen Abweichungen gar nicht so sehr auf. Gerade bei einem rabiaten Polizeieinsatz, der in der Originalversion schön räumlich über die Breite der Anlage verteilt wird, ist dann doch ein deutlicher Unterschied auszumachen. Auch beim guten Score fehlt natürlich in der deutschen Fassung die räumliche Aktivität.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein Making of (15 Minuten) bleibt der einzige Bonus auf der Blu-ray.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, YouTube
Capital - Wir sind alle Millionäre
Originaltitel: | Capital - Someone wants what they have |
Regie: | Euros Lyn |
Darsteller: | Toby Jones, Rachael Stirling, Gemma Jones |
Genre: | Mini-Serie, Thriller, Satire |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2016 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 3 x 60 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |