Inhalt: Seit dem Unfalltod seiner Frau (Gretchen Mol) irrt Byron (Johnathon Schaech, „Ray Donovan“) relativ verloren durch die Weltgeschichte. In seinem stark beschädigten Cadillac sucht er auf den Straßen nach Freiheit. An einer Tankstelle lernt er einen älteren Mann (Harvey Keitel, „Ewige Jugend“) kennen, der behauptet, Elvis Presley zu sein und sich lange versteckt zu haben. Trotz Bedenken erklärt sich Byron bereit, den Mann auf seinem Weg nach Memphis ein Stück mitzunehmen. Obwohl „Elvis“ ihn schnell in Schwierigkeiten bringt, ist Byron auf irgendeine Art fasziniert. Er erlebt zahlreiche Abenteuer und findet neuen Lebensmut. Schon bald muss sich Byron die Frage stellen, ob nicht doch der wirkliche „King“ neben ihm sitzen könnte?
Kritik: Elvis Aaron Presley, der „King of Rock’n Roll“, hat in seiner Blütezeit in der 50er- und 60er-Jahren einen ganzen Musikstil geprägt und begeistert bis heute Millionen von Fans. Auch um seinen frühzeitigen Tod im Jahr 1977 ranken sich zahlreiche Legenden. Ein Teil der Fans ist bis heute davon überzeugt, dass der „King“ seinen Tod nur vorgetäuscht hat und immer noch auf den Straßen der Welt unterwegs ist. Genau darum dreht es sich bei diesem Road-Movie aus dem Jahr 1998, das von Presleys Tochter Priscilla produziert wurde und erstmals seit dem Ableben des Weltstars Graceland als Kulisse verwendet.
Tatsächlich gibt es auch um diesen Film wieder einigermaßen kuriose Gerüchte. So soll ein Obdachloser, der in der Spätphase von „Finding Graceland“ auftaucht, der richtige Elvis sein. Ansonsten ist der Film eine nette Geschichte um eine ungewöhnliche Freundschaft, bei der trotz etwas fehlendem Tempo das Herz an der richtigen Stelle sitzt. In seiner Anfangsphase scheint das Geschehen noch zielloser zu sein, wie der von der Trauer zerfressene Byron. Es wird philosophiert, es werden schlechte Witze gerissen und Nichtigkeiten ausgetauscht. Nach einiger Zeit findet Regisseur David Winkler aber den richtigen Ton und entwickelt nach und nach einen wirklich gelungenen Film.
Natürlich zielt „Finding Graceland“ zu einem großen Teil auf die Anhänger der Musik-Legende ab. Mit einer Fülle von Gerüchten, originalen Drehorten und einigen Songs (samt einem erstaunlich starken Cover von „Suspicious Minds“) wird hier natürlich gehörig Fan-Service geboten. Daneben ist der Film aber auch eine schöne Erzählung über Freundschaft, Verlust und Hoffnung. Wer an eine passende Besetzung für Elvis denkt, dürfte wohl kaum direkt auf Harvey Keitel kommen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit gelingt es aber – bei Keitel ähnlich wie beim Film – noch einzuschlagen. Mit Charisma und Augenzwinkern interpretiert der Kult-Mime seinen Vielleicht-Elvis.
An seiner Seite spielt Johnathon Schaech, dem zu dieser Zeit noch die meisten den Sprung zum großen Star zugetraut haben. Obwohl ihm die ganz große Karriere am Ende verwehrt bliebt, liefert auch er eine absolut ordentlich Leistung. Dazu dürfen sich die Zuschauer noch über einen Auftritt von Bridget Fonda („Jackie Brown“) freuen, die als erstaunlich perfektes Marilyn Monroe-Double noch einmal zeigt, dass auch sie eine weit größere Laufbahn verdient gehabt hätte.
Die 18 Jahre, die bis zur deutschen Erstveröffentlichung vergangen sind, bleiben sicherlich nicht ganz verborgen. Trotz eines etwas verschlafenen Tempos ist „Finding Graceland – Unterwegs mit Elvis“ aber ein weit besserer Film, als viele erwarten dürften. Amüsant, herzlich und sicherlich ein wenig kurios gelingt es David Winkler und seinem Team, nicht nur den Hardcore-Unterstützern von Presley ein durchaus sehenswertes Filmerlebnis zu liefern.
Der Film ist ab dem 25.08.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Natürlich sieht man dem Film sein Alter schon deutlich an. Dennoch wurde hier wirklich gute Arbeit geleistet, wenn das Originalmaterial zum Vergleich herangezogen wird (siehe die unbearbeiteten Szenen beim Bonus-Material). Schärfe und Detaildarstellung sind recht passabel ausgefallen. Es kommt aber teilweise zu einem Überstrahlen von manchen Farben, was an den nicht immer idealen Kontrasten liegt. In anderen Szenen sind die Kontraste dafür wirklich gut. Die Farben sind ordentlich und wirken recht natürlich. Es ist durchgängig ein leichtes Korn zu sehen. Davon abgesehen ist der Transfer ziemlich sauber und ruhig.
3 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind wahrlich nicht spektakulär, aber immer noch solide ausgefallen. Fast durchgängig beschränkt sich die Aktivität auf den Frontbereich. Dabei ist in der deutschen Version die Dialog-Verständlichkeit nicht immer optimal, da die Hintergrundgeräusche teilweise lauter sind. Es muss einige Male am Regler nachjustiert werden. Wirkliche räumliche Aktivität gibt es nur, wenn Keitel/Elvis auf der Bühne unterwegs ist. Aber auch in dieser Sequenz hat es schon wuchtigere Abmischungen gegeben.
2,5 von 5 Punkten
Extras: Ein kleines Featurettes (6 Minuten), Interviews mit Cast und Crew (26 Minuten), ein paar entfallene Szenen (8 Minuten) und eine B-Roll (10 Minuten) ergänzen zusammen mit einigen Trailern die Blu-ray.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: JohnSchaechOfficial, YouTube
Finding Graceland – Unterwegs mit Elvis
Originaltitel: | Finding Graceland |
Regie: | David Winkler |
Darsteller: | Harvey Keitel, Jonathon Schaech, Bridget Fonda |
Genre: | Drama, Roadmovie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 1998 |
Verleih: | Concorde Home Entertainment |
Länge: | 98 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |