Review: Jug Face (Blu-ray)

Das Cover von "Jug Face" (Quelle: Ascot Elite)

Das Cover von “Jug Face” (Quelle: Ascot Elite)

Inhalt: Die junge Ada (Lauren Ashley Carter, „Premium Rush“) lebt gemeinsam mit ihrer Familie in einer abgeschiedenen Siedlung in den Tiefen eines Waldes. Sie hat ein heimliches inzestuöses Verhältnis zu ihrem Bruder Jessaby (Daniel Manche), ehe sie erfährt, dass ihr Vater Sustin (Larry Fessenden, „Vampire Nation“) und ihre Mutter Lorris (Sean Young) dem Dorfbewohner Bodey (Mathieu Whitman) ihre Hand versprochen hat. Angezweifelt wird diese Entscheidung nicht, da sich das ganze Dorf auf den Willen der „Grube“, einem willensstarken Erdloch in der Nähe der Behausungen verlässt.

Die Grube will immer besänftigt werden und vermittelt dem Sonderling Dawai (Sean Bridgers, „Deadwood“) in Visionen diejenigen, die geopfert werden sollen. Dieser töpfert die Gesichter in Vasen, woraufhin die Dorfbewohner einem Unglücklichen die Kehle durchschneiden. Als Ada im Brennofen auf der Vase ihr Gesicht erkennt, lässt sie diese verschwinden, um am Leben zu bleiben. Jedoch hat die Grube gewaltigen Durst auf Blut, die sie auch anderweitig zu stillen weiß. Schon bald zweifelt Ada an der Richtigkeit ihrer Entscheidung.

Kritik: Der junge Filmemacher Chad Crawford Kinkle schrieb hier erstmals ein Drehbuch für einen Langfilm und führte direkt auch noch Regie. Die angestrebte fies-amüsante Hillbilly-Geschichte leidet aber allein schon unter den sichtbar fehlenden Geldmitteln, die für kaum wechselnde Drehorte (noch vertretbar) und lachhaft schlechte Effekte (vor allem während der Visionen) sorgen. Diese Probleme wären noch zu verzeihen, aber leider bedient Kinkle mit dem Vorschlaghammer fast jedes Redneck-Klischee, was jemals existiert hat.

Inzest, Aberglauben, Götzenverehrung und vieles mehr bilden nur die Ausgangslage für eine Ansammlung belangloser Hinterwäldler, die für eine Parodie aber wiedrum zu blass sind. Die rückständige Panik vor einem Loch im Boden (mehr ist tatsächlich nicht sichtbar) sorgt zumindest zeitweise für unfreiwillige Komik, die fast schon ein Highlight in dem trotz nur 81 Minuten Spielzeit langatmig wirkenden Werk ist.

Grusel in der Grube

Mutter und Tochter (Quelle: Ascot Elite)

Mutter und Tochter (Quelle: Ascot Elite)

Auch wenn die Intentionen des Regisseurs sicherlich nicht verkehrt sind, kann bei so vielen Fehlern und der Optik eines Laien-Spiels weder Spannung noch Atmosphäre entstehen. Es wird auch nie offensichtlich, worauf der Film eigentlich hinauslaufen soll. Die marginale Handlung rund um eine junge Frau in selbstgeschaffenen Nöten und einer Ansammlung hässlicher Vasen steuert scheinbar ziellos auf ein zumindest überraschendes Finale zu. Das es hier für die Schauspieler nicht zu Glanzauftritten reicht, dürfte den meisten klar sein.

Am ehesten ist noch Lauren Ashley Carter in der verstörten Hauptrolle passabel und liefert eine Vorstellung, die noch ein wenig menschliche Glaubwürdigkeit besitzt. Sean Bridgers, der immerhin drei Jahre zur Stammbesetzung der HBO-Serie „Deadwood“ gehörte, verkommt hier als von Vision geplagter, geistig etwas zurückgebliebener Dawai zur Witzfigur. Wenn man das unbeholfene Overacting von Sean Young in der Rolle von Adas Mutter beobachtet, will man nicht glauben, dass es sich hier um die gleiche Darstellerin handelt, die in den 80ern in bahnbrechenden Werken wie „Blade Runner“ und „Wall Street“ zu sehen war.

Viele Regisseure fangen einmal klein an. Dieser mit wenig Geld gedrehte Horrorfilm/Mystery-Thriller von Debütant Chad Crawford Kinkle ist in allen Belangen in die Hose gegangen. Während die miesen Effekte noch erklärt werden können, sind die zahlreichen Klischees und das fehlende Gespür für Spannungselemente schon dem Regisseur und Autor vorzuwerfen. Auch wenn mit dem übernatürlichen Element mal etwas anderes probiert wird, schafft es „Jug Face“ zu keiner Zeit, sich von einer Masse schwacher Genre-Filme abzuheben.

Dawai ist das Sprachrohr der Grube (Quelle: Ascot Elite)

Dawai ist das Sprachrohr der Grube (Quelle: Ascot Elite)

Der Film ist ab dem 15.04.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

1 von 5 Punkten

 

Bild: Der Bildtransfer ist sehr sauber und ordentlich und setzt die digital gedrehten Bilder sehr ordentlich um. Die Bildschärfe und die Darstellung der Details ist in fast allen Szenen wirklich gut, auch wenn ein paar Sequenzen zu weich gezeichnet sind. Die Farben sind bewusst etwas trist gehalten. Kontraste und ein ziemlich kräftiger Schwarzwert runden den visuellen Teil der Blu-ray ab.

3,5 von 5 Punkten

Ton: Die englische und die deutsche Tonspur werden in einer verlustlosen DTS-HD MA 5.1-Version wiedergegeben. Die Dialoge sind immer gut verständlich. Während sie in der englischen Fassung stets natürlich klingen, merkt man in der deutschen Version durch einen etwas dumpfen Klang deutlich, dass sie nachträglich eingefügt wurden. Musik und Hintergrundgeräusche werden räumlich abgemischt präsentiert, auch wenn hier kein Surround-Erlebnis zu erwarten ist. Zusätzlich gibt es teilweise ein paar solide Bässe, die für einen positiven Gesamteindruck sorgen.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Ein gutes Behind the Scenes (28 Minuten) mit den sympathischen Verantwortlichen des Filmes ist neben einigen Trailern der einzige Bonus zum Film.

2,5 von 5 Punkten

Gesamt: 2 von 5 Punkten


Quelle: Film Festivals and Indie Films, YouTube

Jug Face

Originaltitel:Jug Face
Regie:Chad Crawford Kinkle
Darsteller:Lauren Ashley Carter, Sean Bridgers, Sean Young
Genre:Horror
Produktionsland/-jahr:USA, 2013
Verleih:Ascot Elite
Länge:81 Minuten
FSK:ab 18 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 17.04.2014
Jug Face (Blu-ray)

2 comments on “Review: Jug Face (Blu-ray)”

  1. Wormhole Antworten

    Diese Kritik kann ich absolut nicht nachvollziehen. Klar hatte der Streifen wenig Budget aber er vermochte mich tatsächlich von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Großes Lob an den tollen Soundtrack. Dieser ist sehr atmosphärisch und wirkt extrem bedrohlich. Freunde aussergewöhnlicher Gruselfilme sollten hier unbedingt mal ein Auge riskieren. “Jug Face” ist ein kleines Juwel unter den einfallslosen Gruselfilmchen der letzten 10 Jahre.

  2. Thomas Antworten

    Habe mich im Nachhinein auch auf einigen anderen Kritiker-Seiten umgesehen und bei “Jug Face” gibt es tatsächlich eine sehr breite Streuung der Meinungen. Mich hat der Film (wie oben zu sehen) zu keiner Zeit angesprochen, gefesselt oder nur unterhalten. Da sieht man einmal wieder, was eine Filmkritik manchmal für eine subjektive Sache sein kann.

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