Review: Ben Hur

Das Kino-Plakat von "Ben Hur" (© Paramount Pictures)

Das Kino-Plakat von “Ben Hur” (© Paramount Pictures)

Inhalt: Der jüdische Prinz Judah Ben Hur (Jack Huston, „Stolz und Vorurteil & Zombies“) und der Römer Messala (Toby Kebbell, „Warcraft: The Beginning“) wachsen zu Zeiten von Jesus (Rodrigo Santoro, „300: Rise of an Empire“) in Jerusalem auf. Da Messala seine Heimat fehlt, schließt er sich irgendwann der römischen Armee an, wo er schnell zu einem Führungsoffizier aufsteigt. Ein paar Jahre später toben schon die Kämpfe zwischen Juden und Römern, als er mit seinem Regiment in die Stadt zurückkehrt und seine Zieheltern besuchen möchte. Als ein Hausgast der Familie einen Anschlag auf den Präfekten Pontius Pilatus (Pilou Asbaek, „9. April – Angriff auf Dänemark“) verübt und Ben Hur sich weigert, den Mann zu verraten, nimmt Messala die ganze Familie gefangen. Judah landet als Sklave auf einer Galeere, wo er die kommenden fünf Jahre verbringt, bis ihm mit viel Glück die Flucht gelingt. Der Scheich Ildirim (Morgan Freeman, „London has fallen“) nimmt den von Hass zerfressenen Mann bei sich auf und bietet ihm die Gelegenheit auf Rache: Bei einem Wagenrennen in der römischen Arena kann er Messala gegenüber treten.

 

Kritik: Der Roman „Ben-Hur: A Tale of The Christ “ von Lee Wallace ist längst ein Klassiker und wurde bereits mehrfach verfilmt. So gibt es unter anderem einen Kurzfilm mit dem Wagenrennen aus dem Jahr 1907 (!), eine Fassung von 1925 und vor allem die mit elf Oscars ausgezeichnete Version aus dem Jahr 1959 mit Charlton Heston. Nach einigen kleineren Umsetzungen der Geschichte sollte jetzt der kasachische Filmemacher Timur Bekmambetov dem Klassiker mit einem 100 Millionen US-Dollar Budget neues Leben einhauchen. Um es kurz zu machen: Er scheitert dabei einigermaßen kläglich. Ein Problem dabei ist die für das ungeduldige Publikum zusammengeschrumpfte Spielzeit von 123 Minuten. Immer wieder wird offensichtlich, dass Szenen gekürzt wurden, die für den Zusammenhang nicht unerheblich sind. Dennoch ist das Geschehen einigermaßen zäh. Der komplette Film ist zu deutlich nur auf das Finale in der römischen Arena konzipiert und bietet bis dahin wenig Erfreuliches. Die Kostüme und Frisuren sind (wie so oft) viel zu glatt, erreichen hier aber schon lächerliche Ausmaße, wenn Ben Hur in einer Szene Jeans trägt und auch ansonsten moderne Hosen gerne einmal unter der Besetzung zu finden sind.

Im Wagenrennen stehen sich die ehemaligen Freunde gegenüber (© Paramount Pictures)

Im Wagenrennen stehen sich die ehemaligen Freunde gegenüber (© Paramount Pictures)

Zwischen einem ganzen Haufen halbgaren Konflikten und uninteressanten Dialogen bleiben die dunklen Szenen auf den Galeeren noch der spannendste Part, auch wenn die Optik eher an eine Graphic Novel als an einen Sandalenfilm erinnert. Die CGIs sind passabel, verlieren aber deutlich gegen den Look des 1959er-Films, dessen Stunt-Arbeit bis heute legendär ist. Das kommt auch beim Filetstück des Geschehens, dem Wagenrennen, zur Geltung. Zugegebenermaßen ist das Gezeigte hier durchaus aufregend inszeniert, wirkt aber zu jeder Zeit recht künstlich. Als alleine stehendes Werk hätte dieses Highlight positiv herausgestochen. Wenn man sich aber einen Konkurrenten wählt, der für fast jeden Kino-Fan gegenwärtig ist, muss man sich auch der Kritik stellen. Ein Zugpferd (Wortspiel unbeabsichtigt), das Publikum für eine Neuauflage von „Ben Hur“ zu begeistern, hätte eine Starbesetzung sein können. Für viele Zuschauer ist es sicherlich reizvoll, den neuen Ansatz eines prominenten Darstellers an einen berühmten Charakter zu beobachten. Auf dieses Element verzichten die Macher aber vollständig.

Der Scheich Ildirim unterstützt Ben Hur (© Paramount Pictures)

Der Scheich Ildirim unterstützt Ben Hur (© Paramount Pictures)

Der Brite Jack Huston dürfte am ehesten für seine Nebenrolle als Richard Harrow in der preisgekrönten HBO-Serie „Boardwalk Empire“ bekannt sein. Ihm geht schon allein die Ausstrahlung ab, um diesen Film tragen zu können. Mit Hipster-Bart und Sonnenbankbräune gelingt es ihm nie, das Publikum wirklich Interesse für sein Schicksal entwickeln zu lassen. Nicht viel besser ergeht es Toby Kebbell, der seinen Gegenspieler Messala spielt und sich nach dem 2015er-Desaster „Fantastic Four“ immer mehr zu Kassengift entwickelt. Es darf über den ganzen Film gerätselt werden, ob er gut oder böse ist. Das liegt aber weniger an seinem subtilen Spiel, als an der ziemlich nichtssagenden Entwicklung seiner Figur. Der größte Star des Films ist natürlich Morgan Freeman, dessen Charakter Ildirim aber nicht viel mehr wie Morgan Freeman mit anderer Frisur ist. Rodrigo Santoro als Jesus Christus und Pilou Asbaek als Pontius Pilatus bekommen mangels Leinwand-Zeit gar nicht erst die Möglichkeit, irgendwelche Eindrücke zu hinterlassen.

Es war von Beginn an fraglich, ob es großen Sinn macht, „Ben Hur“ eine teure Neuauflage zu spendieren. Mit dem ordentlichen Wagenrennen gelingt es zumindest, noch einmal Lust auf die Charlton Heston-Adaption zu wecken. Ansonsten bleibt chaotisches, ziemlich flaches und uninspiriertes Popcorn-Kino, das nur offensichtlich macht, weswegen der Film bereits in Nordamerika gefloppt ist.

2 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 15.04.2022 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.


Quelle: Paramount Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube

Ben Hur

Originaltitel:Ben-Hur
Regie:Timur Bekmambetov
Darsteller:Jack Huston, Morgan Freeman, Toby Kebbell
Genre:Monumentalfilm , Action , Abenteuer
Produktionsland/-jahr:USA, 2016
Verleih:Paramount Pictures
Länge: 123 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 01.09.2016
Homepage:Ben Hur

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 15.04.2022
Review: Ben Hur (Kino)

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