Inhalt: Im April 1940 sind einige schlecht ausgestattete Truppen der dänischen Armee an der Grenze zu Deutschland platziert, als die Nachricht kommt, dass sich die deutsche Wehrmacht nähert. Die Soldaten sollen so lange passiv bleiben, bis der Feind die Grenze passiert hat. Leutnant Sand (Pilou Asbaek) will bereit sein und schickt seine Männer schon in voller Montur ins Bett. Tatsächlich ist es noch in der gleichen Nacht so weit. Die Invasion der Deutschen hat begonnen. Sand und seine Leute sollen den übermächtigen Gegner so lange es geht aufhalten, bis Verstärkung eintrifft. Doch die lässt auf sich warten. Sand muss es gelingen, die Befehle zu beachten und gleichzeitig seine Untergebenen am Leben zu erhalten.
Kritik: Wenn es aktuell um dänisches Qualitätskino geht, ist der Name Tobias Lindholm nicht weit. So stammen unter anderem „Die Jagd“, „Hijacking: Todesangst – In der Gewalt von Piraten“ und „A War“ aus seiner Feder (bei den letzten beiden außerdem Regie). Bei diesem auf wahren Geschichten basierenden Kriegsdrama steuerte Lindholm erneut das Drehbuch bei. Die Regie übernahm hier der Langfilm-Debütant Roni Ezra, der dieser Aufgabe problemlos gerecht wird. Schon in den ersten Minuten stellt sich eine glaubwürdige, kühle Atmosphäre ein, die den Film im weiteren Verlauf bestimmt. Nachdem der Film zu Beginn noch etwas zu distanziert und trocken erscheint, wird das Geschehen spätestens mit den ersten Kampfhandlungen wirklich intensiv. Dabei konzentriert sich die Geschichte auf wenige Figuren, mit denen der Zuschauer mitfiebern und leiden kann. Es gelingt, diesen Ausschnitt aus einem fast unbekannten Kapitel des zweiten Weltkriegs nahezu ohne Pathos zu erzählen, was die Ereignisse noch einmal merklich packender macht. Die gute Ausstattung und der angemessen deprimierende Look tun hier das Übrige für den Ton des Filmes.
Ein weiterer Grund dafür, dass das Geschehen so authentisch erscheint, sind die starken Darsteller. Wie zuletzt bei Lindholms Filmen schon zum Standard geworden, ist Pilou Asbaek auch hier wieder eine tragende Säule des Filmes. Sein Leutnant Sand ist charismatisch und integer, weswegen es jederzeit nachvollziehbar ist, weshalb ihm die jungen Soldaten auf dem Himmelfahrtskommando folgen. Als Vorgesetzter von Sand ist mit Lars Mikkelsen („Montana – Rache hat einen neuen Namen“) ein weiterer Darsteller zu sehen, der zum besten gehört, was Dänemark zu bieten hat. Trotz eher geringer Spielzeit weiß Mikkelsen auch die Rolle für einen überzeugenden Auftritt zu nutzen. Gerade in der späten Phase des Filmes gelingt es Ezra und Lindholm besonders gut, auf den Irrsinn des Krieges hinzuweisen, der hier statt falscher Helden-Glorifizierung in den Mittelpunkt gestellt wird. Auch die am Ende unerwartet eingestreuten Interviews mit Zeitzeugen wirken keinesfalls störend.
So ist „9. April – Angriff auf Dänemark“ der zweite Film nach „A War“ aus dem Jahr 2015, der von Tobias Lindholm geschrieben wurde und ebenso spannend wie realistisch mit den Gräueln des Krieges umgeht. Wie sehr sich die beiden vor dem historischen Hintergrund unterscheiden, ist da beinahe zweitrangig. Zwar bleibt „9. April – Angriff auf Dänemark“ nach seinem etwas zähen Beginn ein wenig hinter dem diesjährigen Kandidaten für den Auslands-Oscar. Dennoch ist Roni Ezra bei seinem Debüt ein durchaus beeindruckendes Stück Historien-Kino gelungen.
Der Film ist ab dem 19.08.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Krieg ist immer eine schmutzige Angelegenheit, weswegen auch diese kühle, körnige Umsetzung sehr gut zum Geschehen passt. Schärfe und Detaildarstellung sind längst nicht immer ideal, bleiben aber zufriedenstellend. Die Farben sind immer eher blass und alternieren zwischen braunen und grauen Tönen. Schwarzwert und Kontraste sind im soliden Mittelmaß einzuordnen. So bleibt eine keinesfalls schöne, aber angemessene Präsentation.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Die deutsche Tonspur liegt ebenso wie die dänische Originalversion in einer DTS-HD MA 5.1-Fassung vor. Es wird eine sehr gute Dialogverständlichkeit geboten, die in den ruhigen Momenten ebenso gut priorisiert ist, wie in den Kampfsequenzen. Während der Gefechte gibt es wuchtige Explosionen, sehr räumlich fliegende Geschosse und sauber abgemischte Hintergrundgeräusche. Viel mehr kann von einem solchen Film nicht verlangt werden.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein Behind the Scenes-Featurette (8 Minuten), einige fesselnde Interviews mit Kriegsveteranen (21 Minuten), sowie der komplette Soundtrack des Filmes (35 Minuten) bieten neben ein paar Trailern einen echten Mehrwert zum Film.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Pandastorm Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube
9. April - Angriff auf Dänemark
Originaltitel: | 9. april |
Regie: | Roni Ezra |
Darsteller: | Pilou Asbæk, Lars Mikkelsen, Gustav Dyekjær Giese |
Genre: | Kriegsfilm, Drama |
Produktionsland/-jahr: | Dänemark, 2015 |
Verleih: | Pandastorm Pictures |
Länge: | 93 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |