Review: Silence (Kino)

Das Hauptplakat von "Silence" (© Concorde FIlm)

Das Hauptplakat von “Silence” (© Concorde Film)

Inhalt: Im Jahr 1638 bekommen die portugiesischen Jesuiten-Priester Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield, „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“) und Francisco Garrpe (Adam Driver, „Paterson“) den Auftrag, nach Japan zu reisen, um ihren alten Lehrmeister Pater Cristóvão Ferreira (Liam Neeson, „Ruhet in Frieden – A Walk Among The Tombstones“) zu suchen. Dieser wird seit längerem vermisst und soll sich im Zuge der Christen-Verfolgung im Land vom Glauben abgewendet haben. Kaum vor Ort angekommen, schlägt den jungen Priestern Angst und Feindseligkeit entgegen. Die Truppen des gefürchteten Inquisitors Ichizō (Yoshi Oida) haben mit Bestechung und Einschüchterung dafür gesorgt, dass kein Christ mehr sicher ist. Wer gefangen wird, muss so lange Folter über sich ergehen lassen, bis er bereit ist, dem Glauben abzuschwören. Als Hoffnungsträger für die verbliebenen einheimischen Christen müssen sich Rodrigues und Garrpe auf ihrer Reise abseits der Wege verstecken, um nicht ihren Jägern aufzufallen. Für die jungen Geistlichen wird der Trip immer mehr zur emotionalen und körperlichen Zerreißprobe. Wenn sie aufgeben, gibt es in näherer Zukunft wohl kaum eine Möglichkeit, ihren Glauben in Japan am Leben zu erhalten.

 

Kritik: Es gibt nur wenige Filmemacher, die auf eine derart bewegte Biographie voller Klassiker zurückblicken können wie Martin Scorsese. Ob „Hexenkessel“ und „Taxi Driver“ in den 70ern, „Wie ein wilder Stier“ und „Die Farbe des Geldes“ in den 80ern, „GoodFellas“ und „Casino“ in den 90ern, „Gangs of New York“ und „The Departed“ nach der Jahrtausendwende, oder auch zuletzt „Hugo Cabret“ und „The Wolf of Wall Street“: Seit fünf Jahrzehnten hinterlässt der Regisseur große Spuren im Filmgeschäft. Seit etwa 20 Jahren träumt er nun davon, sein Herzens-Projekt „Silence“ umzusetzen. Wer so viel für die Kinowelt gemacht hat, sollte auch bei einem solchen Film das Vertrauen verdient haben. Es ist aber tatsächlich so, dass das hauptsächliche Zielpublikum dieses Films Martin Scorsese selbst ist. So ist es kein großer Zufall, dass der Film in den USA kommerziell zumindest unter dem Radar fliegt und auch bei der diesjährigen Preissaison bestenfalls eine Nebenrolle spielt.

Pater Rodrigues nimmt einem Gläubigen die Beichte ab (© Concorde Film)

Pater Rodrigues nimmt einem Gläubigen die Beichte ab (© Concorde Film)

Handwerklich gibt es – wie erwartet – an „Silence“ kaum etwas auszusetzen. Gerade die Kameraarbeit des Mexikaners Rodrigo Prieto ist teilweise faszinierend gut. Leider ist der Inhalt so speziell wie er sich anhört: 161 Minuten christliche Missionierungsarbeit im Japan des 17. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu aktuell ebenso obskuren wie erfolgreichen Produzenten christlichen Kinos wie Pure Flix zeigt Scorsese immerhin, wie echte religiöse Verfolgung aussieht. Wenn aber schon Pure Flix und Scorsese in einem Satz genannt werden müssen, ist offensichtlich, dass der Film ein Problem hat. So bleibt „Silence“ fast ausschließlich im Blickwinkel der Missionare und geht kaum darauf ein, welche Gründe (neben der hier wohl gewählten reinen Boshaftigkeit) dafür gesorgt haben, dass es zu diesen Verfolgungen gekommen ist. Die Genießbarkeit des Filmes wird des weiteren merklich durch das zermürbend langsame Erzähltempo behindert. Viele Einstellungen werden deutlich zu lange gehalten und manch andere Sequenzen erscheinen merklich repetitiv. Das soll aber längst nicht bedeuten, dass es hier keine inhaltlichen Highlights zu bewundern gibt. Manche Szenen sind äußerst intensiv und mitreißend und lassen fast den quälend langen Weg dorthin vergessen. Doch es hat den Anschein, dass Scorsese auf die Bremse tritt, sobald der Zuschauer eine Zugangsmöglichkeit zum Film entdeckt.

Pater Garrpe fürchtet um sein Leben (© Concorde Film)

Pater Garrpe fürchtet um sein Leben (© Concorde Film)

Durchweg eine Konstante im Film ist Andrew Garfield, der eine aufwühlend emotionale und aufrichtige Performance liefert, die zu den besten des Jahres gehört. Auch der weniger geforderte Adam Driver zeigt erneut, dass er ein durchaus vielseitiger und begabter Schauspieler ist. Einprägender ist da Yoshi Oida, der dem Inquisitor Ichizō eine erschreckend pragmatische Monstrosität verleiht. Liam Neeson bekommt hingegen recht wenig Spielzeit.

Nun konnte Martin Scorsese den Film endlich in die Tat umsetzen, der ihn seit so vielen Jahren gereizt hat. Wer sich in die wachsende Glaubenskrise herein versetzen kann, wird vielleicht auch abseits der Bilder und des Gala-Auftritts von Andrew Garfield dieses Spätwerk eines wahrhaften Meisters seines Fachs genießen können. Ansonsten bleibt „Silence“ ein Film, der für viele Zuschauer zur körperlichen Anstrengung werden dürfte.

3 von 5 Punkten


Quelle: Concorde Film, Leinwandreporter TV, YouTube

Silence

Originaltitel:Silence
Regie:Martin Scorsese
Darsteller:Andrew Garfield, Adam Driver, Liam Neeson
Genre:Abenteuer, Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2016
Verleih:Concorde Film
Länge: 161MinutenFSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 02.03.2017
Facebook-Seite:Silence

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 02.03.2017
Review: Silence (Kino)

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