Review: Moonlight (Kino)

Das Hauptplakat von "Moonlight" (© DCM)

Das Hauptplakat von “Moonlight” (© DCM)

Inhalt: Der neun Jahre alte Chiron (Alex R. Hibbert), der von allen nur „Little“ genannt wird, ist ein stiller Junge, der von seinen Mitschülern gehänselt und von seiner süchtigen Mutter Paula (Naomie Harris, „Verräter wie wir“) vernachlässigt wird. Eher zufällig lernt er den Drogendealer Juan (Mahershala Ali, „The Place Beyond the Pines“) und seine Freundin Teresa (Janelle Monáe, „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“) kennen, die für ihn bald eine richtige Familie werden. Langsam öffnet sich der Junge.

In der Highschool ist Chiron (Ashton Sanders) immer noch ein Außenseiter, der von den harten Jungs seiner Klasse verprügelt wird. Nur sein Kumpel Kevin (Jharrel Jerome) steht zu ihm. Zwischen den beiden entwickelt sich bald mehr als Freundschaft.

In seinen 20ern hat sich Chiron (Trevante Rhodes) dazu entschlossen, nicht mehr Opfer für seine Umwelt und seine Mutter zu sein. Er hat gewaltig an Muskulatur zugelegt und verkauft mittlerweile selbst Drogen. Als sich Kevin (André Holland) – der mittlerweile als Koch arbeitet – nach Jahren wieder meldet, macht sich Chiron auf den Weg nach Miami, um dort mit seiner Vergangenheit abzuschließen.

 

Kritik: Basierend auf dem biographischen Roman von Tarell Alvin McCraney, der zunächst als Theaterstück „In Moonlight Black Boys Look Blue“ adaptiert (aber nie aufgeführt) wurde, schrieb und inszenierte Barry Jenkins dieses Drama, das sich zu einem Liebling in der Preis-Saison entwickelt hat. Dieser Lauf gipfelte jetzt in Auszeichnungen als „Bester Film“ (die Art der Verleihung dürfte wohl kaum jemand verpasst haben), für das „Beste adaptierte Drehbuch“ (Barry Jenkins und Tarell Alvin McCraney) und für den „Besten Nebendarsteller“ (Mahershala Ali) bei den Oscars. Ein Teil dieses unglaublichen Erfolges ist natürlich der Tatsache zuzuschreiben, dass das Timing von „Moonlight“ angesichts der aktuellen politischen Lage kaum besser sein könnte. Das ändert aber rein gar nichts daran, was der Film an sich für tolle Qualitäten hat.

Juan kümmert sich hingebungsvoll um Chiron (© DCM)

Juan kümmert sich hingebungsvoll um Chiron (© DCM)

Ungewöhnlich aber geradlinig strukturiert liefert die Geschichte einen Einblick in drei Punkte des Lebens des Protagonisten, der unter äußerst schweren Bedingungen aufwachsen muss. Jenkins gelingt dabei, eine schöne Mischung zwischen fast surrealen Momenten (die Farbgebung ist faszinierend) und der rauen Realität von Chiron zu finden. Aufgrund der gewaltigen Sprünge lässt sich leider nicht ganz verhindern, dass der Zuschauer auch emotional hier und da die Bindung zum Geschehen kurzzeitig verliert. Dennoch ist man schnell wieder an Bord, was auch ein Verdienst der starken Darsteller ist. Gerade Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes, die sich den Part des Protagonisten teilen, sorgen dafür, dass der Zuschauer eine erstaunlich natürlich wirkende und dabei berührende Entwicklung des Charakters beobachten dürfen.

Aber auch Jaden Piner, Jharrel Jerome und André Holland werden in der Rolle von Chirons Weggefährten Kevin zu einer tollen Kombination. Einen wahren Sprung in die erste Liga Hollywoods ist Mahershala Ali gelungen, der als erster Muslim einen Darsteller-Oscar gewinnen konnte. Seine einfühlsame, glaubwürdige Darstellung des Drogendealers Juan, der sich zu einer Vaterfigur entwickelt, ist zentral für den Verlauf des Filmes. Dabei gelingt es Ali, subtil aber effektiv jeder Szene seinen Stempel aufzudrücken. Für Naomie Harris führte ihr Auftritt als cracksüchtige Mutter von Chiron nur knapp an ihrem ersten Oscar vorbei. Sie sorgt für einige der eindringlichsten Momente im Film und dürfte hier die stärkste Leistung ihrer bisherigen Karriere gezeigt haben.

Ob „Moonlight“ jetzt tatsächlich der beste Film des Jahres ist, soll jeder für sich entscheiden. Sicherlich ist das Drama mutig, toll gespielt, unkonventionell und atmet Zeitgeist. Auch wenn nicht immer jedes Rädchen ins andere greift, verdient dieser kleine, wuchtige Film von Barry Jenkins die große Bühne.

4 von 5 Punkten


Quelle: DCM, Leinwandreporter TV, YouTube

Moonlight

Originaltitel:Moonlight
Regie:Barry Jenkins
Darsteller:Alex Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, Mahershala Ali, Naomie Harris
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2016
Verleih:DCM
Länge: 111 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 09.03.2017
Homepage:Moonlight

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 04.03.2017
Review: Moonlight (Kino)

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