Review: Jackie (Kino)

Das Kino-Plakat von "Jackie" (© Tobis Film)

Das Kino-Plakat von “Jackie” (© Tobis Film)

Inhalt: John F. Kennedy (Caspar Phillipson) schien ein revolutionärer Politiker zu werden, ehe er am 22.11.1963 in Dallas auf brutale Weise zu Tode kam. Während der zwei Jahre im Weißen Haus wurde auch seine Frau Jackie (Natalie Portman, „Jane Got A Gun“) zu einer Ikone, die mit Stil-Bewusstsein und Klasse das ganze Land verzauberte. Doch an diesem Tag endete das Leben, wie sie es kannte. Noch traumatisiert von der brutalen Tat muss sie für das schockierte Land ein Vorbild sein und ein angemessenes Begräbnis für ihren Mann planen. Wenige Tage darauf trifft sie sich mit einem Journalisten (Billy Crudup, „Blood Ties“), mit dem sie über die Ereignisse, die eigene Zukunft und das Vermächtnis ihres Mannes spricht.

 

Kritik: Ist die Familie Kennedy mit ihrem glamourösen Leben und dem vorzeitigen, mysteriösen Ableben des Familienoberhaupts nicht schon aus allen Richtungen beleuchtet worden? Gut 53 Jahre nach den Ereignissen von Dallas gibt es wieder einmal einen neuen Blick auf das Geschehen. Dahinter steckt der chilenische Regisseur Pablo Larrain, der im Jahr 2013 mit seinem Film „No“ eine Nominierung für den Auslands-Oscar erhalten hat. Bei seiner ersten amerikanischen Produktion nimmt er ein Interview, das die First Lady kurz nach dem Tod ihres Mannes gegeben hat, als Aufhänger für eine durchaus reizvolle Charakterstudie. In körnigen, bewusst schmutzigen Aufnahmen, die zum großen Teil auch per Hand gedreht worden sind, taucht Larrain in eine Welt zwischen Schein und Sein ein. Daneben prägt sich der omnipräsente Streicher-Score von Mica Levi („Under the Skin – Tödliche Verführung“) ein, der zwar hochwertig ist, aber ziemlich überstrapaziert wird. Leider bleibt die Geschichte, die gerne zwischen mehreren Zeitebenen springt, erstaunlich distanziert und wirkt stellenweise dabei sogar etwas steril. Dafür nur den Drehbuch-Autor Noah Oppenheim, der zuvor nur an den wahrlich nicht denkwürdigen „Die Bestimmung – Allegiant“ und „Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth“ gearbeitet hat, in die Verantwortung zu nehmen, erscheint aber ein wenig einfach.

Noch sind die Kennedys glücklich vereint (© Tobis Film)

Noch sind die Kennedys glücklich vereint (© Tobis Film)

Auf diese Art bewegt sich der Film zwischen Rückblenden rund um das Attentat, Gesprächen zwischen Jackie und ihrem Priester, nachgedrehten Ausschnitten ihrer Emmy-gekrönten Führung durchs Weiße Haus und dem zentralen Interview hin und her. Die Konstante, die dieser Film aufzuweisen hat, ist Natalie Portman. Mit einer hoch anspruchsvollen, emotionalen Performance lässt sie die ungewöhnlichen Handlungen ihrer Figur nahbar und auch nachvollziehbar werden. Daneben ist es fast eine Sünde, den Film in der Synchronfassung zu sehen, da der antrainierte Akzent von ihr in der Rolle absolut faszinierend ist. Es müsste schon sehr viel zusammen kommen, damit sie nicht in die ganz enge Auswahl für den Hauptdarsteller-Oscar genommen wird. Der oft so starke Peter Sarsgaard („Die glorreichen Sieben“) liefert sicherlich auch hier eine solide Vorstellung. Dennoch will er nicht wirklich als Robert Kennedy funktionieren. Die gerne so aufgekratzte Greta Gerwig („Wiener Dog“) gibt hier als sympathische Assistentin von Jackie Kennedy einen angenehm zurückhaltenden Part. Weitere Qualitätsschauspieler wie John Hurt („The Last Panther“), Billy Crudup und John Carrol Lynch („Ted 2“) sorgen dafür, dass es zumindest von Darsteller-Seite keinerlei Probleme im Film gibt.

Für sich genommen, ist „Jackie“ eine durchaus ambitionierte Charakterstudie, die sich mit der intimen Trauer rund um den Tod Kennedys beschäftigt. Dabei ist die Erzählung aber deutlich zu sprunghaft, um eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Geschichte zuzulassen. So ist es hauptsächlich dem Fabel-Auftritt von Natalie Portman zu verdanken, dass dieser Film insgesamt funktioniert.

3,5 von 5 Punkten


Quelle: Tobis Film, YouTube

Jackie

Originaltitel:Jackie
Regie:Pablo Larrain
Darsteller:Natalie Portman, Peter Sarsgard, Greta Gerwig
Genre:Biographie, Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2016
Verleih:Tobis Film
Länge: 100 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 26.01.2017
Homepage:Jackie

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 26.01.2017
Review: Jackie (Kino)

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