Cologne Conference: Just Jim (Kino)

Der charmante neue Nachbar (© Visit Films)

Der charmante neue Nachbar (© Visit Films)

Inhalt: Das Leben von Jim (Craig Roberts) könnte kaum unscheinbarer sein: Von den Klassenkameraden wird er – solange er nicht gehänselt wird – komplett ignoriert. Seine Eltern sind sich nicht einmal sicher, wie alt er eigentlich ist und konzentrieren sich bewusst auf die erfolgreiche Schwester. So bleiben für ihn nur Konsolen-Spiele und Spaziergänge mit dem Hund. Alles ändert sich, als Dean (Emile Hirsch, „Lone Survivor“) ins Nachbarhaus einzieht, der alles verkörpert, was Jim fehlt: Der Amerikaner ist cool, wortgewandt und beliebt. Scheinbar aus Langeweile macht es Dean zu seinem Projekt, Jim gesellschaftsfähig zu machen. Tatsächlich schafft es der Einzelgänger dank seines Freundes sogar, ein Date mit seinem Schwarm zu ergattern. Doch so toll der Moment auch ist, muss der Einzelgänger bald schmerzlich erfahren, dass sein altes Leben doch nicht so übel war.

Kritik: Der junge Waliser Craig Roberts (Jahrgang 1991) wurde 2010 mit der britischen Tragikomödie „Submarine“ von Richard Ayoade bekannt und konnte als Darsteller unter anderem bei Hits wie „22 Jump Street“ und „Bad Neighbors“ mitspielen. Das schien Roberts jetzt schon nicht mehr genug zu fordern, weswegen er in „Just Jim“ neben der Hauptrolle auch die Regie und das Drehbuch übernommen hat. Es wird schnell deutlich, dass Roberts klare stilistische Anleihen bei seinem filmischen Ziehvater Ayoade nimmt. Gerade „The Double“ aus dem Jahr 2013 erinnert von Humor, Story und Charakterentwicklung schon sehr an das, was Roberts hier in seiner Heimatstadt entwickelt. Davon abgesehen zeigt sich der Filmemacher als erstaunliches Talent. Mit gutem Blick für ausdrucksstarke, witzige Bilder gelingt es ihm schon ohne Worte, den humorvoll-verschrobenen Ton seines Films festzulegen. Hier werden neben Ayoade auch Erinnerungen an Zach Braffs geniales Debüt „Garden State“ geweckt, wobei Roberts sichtlich einen etwas anderen Weg einschlägt.

Der Film an sich ist sonderbar aus tiefster Seele. Hauptfigur Jim ist ein merkwürdiger Trauerkloß, der nicht einmal unverständlich so unbeliebt ist. Als Mischung von Tollpatsch und Pechvogel stolpert er durchs Leben und dürfte wohl bis zum Ende seiner Tage auf keine Party eingeladen werden, wenn sein neuer Nachbar nicht wäre. Schon jetzt ist „Just Jim“ teils wirklich lustig und kurz darauf tieftraurig. Dabei ist der Film in jeder Facette bewusst überspitzt. Doch Roberts hat das Selbstvertrauen, seine Linie klar durchzuziehen und bringt mit Dean eine Figur ins Spiel, die schon so cool ist, dass er direkt wieder merkwürdig wird. Besonders die anfänglichen Kontraste der Hauptfiguren sind wirklich amüsant. Als Darsteller ist Craig Roberts bereits jetzt sehr weit entwickelt und hat in der Rolle des schrägen Außenseiters einiges zu bieten. Emile Hisch ist mittlerweile als eigenwilliger Typ bekannt, der in ebensolchen Rollen glänzen kann. Der äußerst coole, aber nicht ganz normale Dean wirkt ihm wie auf den Leib geschneidert.

Wenn der Film dann aber noch eine Wendung zum Thriller macht, sind für gerade einmal 84 Minuten Spielzeit ein bisschen zu viele Ton-Wechsel abgelaufen. Obwohl das Geschehen immer noch Spaß macht, wirkt der eigentlich simple Film dann doch etwas zu uneben. Wenn bedacht wird, dass „Just Jim“ die Fingerübung eines inzwischen 24 Jahre alten Debütanten ist, darf in Zukunft noch einiges erwartet werden. Obwohl seine Vorbilder etwas deutlich zu erkennen sind und er auch sonst noch ein paar Fehler macht, gelingt Craig Roberts ein unkonventioneller Erstling mit überzeugenden Bildern, der fernab vom Mainstream einige Freunde finden dürfte.

3 von 5 Punkten


Quelle: Soda Pictures, YouTube

Just Jim

Originaltitel:Just Jim
Regie:Craig Roberts
Darsteller:Craig Roberts, Emile Hirsch, Ryan Owen
Genre:Tragikomödie, Thriller
Produktionsland/-jahr:UK, 2015
Verleih:Visit Films
Länge:84 Minuten
FSK:noch unbekannt

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 03.10.2015
Cologne Conferen (Kino)

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