
Das Hauptplakat von “Der Mauretanier” (© Tobis Film)
Inhalt: Kurz nach dem 11.09.2001 steht der amerikanische „Krieg gegen den Terror“ politisch an erster Stelle. Der Mauretanier Mohamedou Ould Slahi (Tahar Rahim, „The Last Panthers“), dem Kontakte zu den Drahtziehern des Terroranschlags nachgesagt werden, muss dafür einen hohen Preis bezahlen. Er wird in seiner Heimat verhaftet und in das Gefangenenlager von Guantanamo Bay verschifft. Drei Jahre darauf sitzt er immer noch in seiner Zelle, lässt radikale Verhöre über sich ergehen und wartet auf seine Anklage, als die resolute Anwältin Nancy Hollander (Jodie Foster, „Hotel Artemis“) auf den Fall aufmerksam wird. Trotz größter Anfeindungen setzen sie und ihre Mitarbeiterin Teri Duncan (Shailene Woodley, „Wie ein weißer Vogel im Schneesturm“) sich für eine faire Aufarbeitung des Falls ein. Dabei fördern sie Fakten zu Tage, die sogar den persönlich involvierten Militär-Staatsanwalt Stuart Couch (Benedict Cumberbatch, „Brexit – The Uncivil War“) ins Grübeln kommen lassen.
Kritik: Für seine Dokumentation „Ein Tag im Dezember“ wurde der Schotte Kevin Macdonald mit dem Oscar ausgezeichnet. Seit dieser Zeit hat er sich auch als Regisseur von zumeist politisch ambitionierten Spielfilmen wie „Der letzte König von Schottland“ oder „State Of Play – Stand der Dinge“ auf der internationalen Bühne etabliert. Eine Adaption des Buchs „Guantánamo Diary“ von dem echten Mohamedou Ould Slahi passte da natürlich perfekt ins Beuteschema. Der Film selbst hat ein wenig Probleme, aus den Startlöchern zu kommen. Es gelingt zwar, die Thematik von beiden Seiten zu beleuchten. Das passiert aber mit derart vielen Perspektivwechseln, dass von den vorhandenen Inhalten nur noch ein „Terrorismus ist schlecht, Menschenrechtsverstöße aber auch“ bleibt. Eine grundsolide erzählte Ermittlungsgeschichte ist da auch nicht mehr als zweckdienlich.

Slahi wird über Jahre festgehalten (© Tobis Film)
Im weiteren Verlauf findet „Der Mauretanier“ dann seine Stimme. Sobald der Film einen klaren Fokus auf seine Titelfigur legt und die Tour de Force, die Slahi in Guantánamo durchleben musste, wirklich greifbar macht, entwickelt sich doch noch der packende Polit-Thriller, den viele wohl schon eher erhofft haben. In der Hauptrolle zeigt Tahir Rahim einen der darstellerisch besten Auftritte des Jahres. Der fordernde und sehr abwechslungsreiche Part wird von ihm mit der nötigen Emotionalität und menschlichen Erdung gespielt, die für die Wirksamkeit einer solchen Geschichte nahezu unverzichtbar ist.
An seiner Seite ist es vor allem Jodie Foster, die in einem ihrer inzwischen selten gewordenen Schauspielauftritte als fast schon idealistische Anwältin Nancy Hollander für den Erhalt des amerikanischen Rechtssystems in einer Ausnahmesituation kämpft. Die ebenfalls zuletzt nur noch in ausgewählten Rollen aktive Shailene Woodley macht als Assistentin Hollanders nachvollziehbar, wie schwer der Einsatz für das Leben eines Terrorverdächtigen zu dieser Zeit war. Als selbst von den Anschlägen betroffener Anwalt, der langsam anfängt, das eigene Verhalten zu hinterfragen, ergänzt Benedict Cumberbatch die starke Hauptbesetzung.
Auch wenn der Film ein wenig Zeit benötigt, um sich selbst zu finden und auf seinem Weg nicht ganz ohne Klischees auskommt, ist „Der Mauretanier“ aufgrund einer klaren Leistungssteigerung und dem Cast rund um den herausragenden Tahir Rahim in jedem Fall sehenswert.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Tobis Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Der Mauretanier
Originaltitel: | The Mauritanian |
Regie: | Kevin Macdonald |
Darsteller: | Tahir Rahim, Jodie Foster, Shailene Woodley, Benedict Cumberbatch |
Genre: | Drama, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2020 |
Verleih: | Tobis Film |
Länge: | 129 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 10.06.2021 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Tobis Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 10.06.2021
Review: Der Mauretanier (Kino)