Inhalt: Beth Bledsoe (Sophia Lillis, „ES“) ist ein kluger Bücherwurm und fühlt sich in ihrer konservativen Südstaaten-Familie nicht ernst genommen. Sie blüht immer auf, wenn ihr Onkel Frank (Paul Bettany, „Shelter – Auf den Straßen von New York“) zu Besuch kommt. Der sensible New Yorker College-Professor hat immer ein offenes Ohr und funkt mit der Teenagerin auf einer Wellenlänge. Aus diesem Grund entscheidet sich Beth nach der High School, selbst in New York aufs College zu gehen. Vor Ort lebt sie sich schnell ein, genießt das Leben und erfährt ein Geheimnis, das Frank bislang noch keinem anderen Familienmitglied erzählt hat: Er ist schwul und lebt seit Jahren mit seinem Partner Wally (Peter Macdissi) in einer Beziehung. Als Bledsoe-Patriarch Mac (Stephen Root, „Get Out“) überraschend verstirbt, muss das Onkel-Nichte-Gespann zurück in die alte Heimat. Auf einem gemeinsamen Roadtrip beginnt Frank, sich mit einem längst verdrängten Trauma auseinanderzusetzen.
Kritik: Vor guten 20 Jahren tauchte Alan Ball mit seinem Drehbuch zu „American Beauty“, für das er einen Oscar und einen Golden Globe gewann, auf dem Radar von vielen Filmfans auf. In den Folgejahren schuf er mit „Six Feet Under – Gestorben wird immer“ bei HBO eine der einflussreichsten Serien ihrer Zeit, die den Trend anspruchsvollerer und aufwändigerer TV-Unterhaltung mitbegründete. Es folgte ein weiterer Riesenerfolg mit „True Blood“, die Arbeit als Executive Producer an dem Geheimtipp „Banshee – Small Town. Big Secrets.“ und ein paar kleinere Projekte, eherer jetzt von Amazon Studios die Gelegenheit bekam, „Uncle Frank“ mit kompletter künstlerischer Freiheit als Regisseur, Autor und Produzent umzusetzen. Das Endergebnis ist ein schön anzusehendes Feelgood-Movie mit dunklen Zwischentönen.
Selbst wenn das Geschehen stellenweise ein wenig plätschert, reichen gut geschriebene Charaktere und ein paar großartige Momente aus, um das Zuschauer-Interesse aufrecht zu erhalten. Leider bekommt Ball gegen Ende scheinbar Angst vor der eigenen Courage und macht es sich mit der Auflösung ziemlich leicht. Bis dahin wurde aber genug bodenständige Grundlagenarbeit geleistet, um dem Film diese Entscheidung verzeihen zu können. Dazu hat der Name Alan Ball genug Klang, um eine ganze Reihe hochbegabter Darsteller an Bord zu holen.
Gerade Sophia Lillis deutet als Protagonistin Beth, die nach ihrer Bestimmung sucht, erneut ihr großes Potenzial an. Paul Bettany ist als sympathischer, intelligenter, von seiner Vergangenheit gezeichneter Frank ebenso stark. Der heimliche Star des Geschehens ist aber Ball-Dauerbesetzung Peter Macdissi, der dem Film als herzlicher Wally auch in den finsteren Phasen die nötige Wärme und Menschlichkeit gibt. Hinzu kommt ein mehr als beachtlicher Nebencast, zu dem u.a. Stephen Root, Margo Martindale („Im August in Osage County“), Steve Zahn („Bernadette“) und Judy Greer („Kidding“) gehören.
Selbst wenn hier nicht der große Wurf gelungen ist, den man dem Macher sicherlich zutrauen konnte, ist „Uncle Frank“ eine mehr als ordentliche Tragikomödie, bei der dank guter Figuren die Positivaspekte ganz klar überwiegen.
3,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 25.11.2020 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Amazon, YouTube
Uncle Frank
Originaltitel: | Uncle Frank |
Regie: | Alan Ball |
Darsteller: | Paul Bettany, Sophia Lillis, Peter MacDissi |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2020 |
Verleih: | Amazon Studios |
Länge: | 95 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Amazon
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 23.11.2020
Review: Uncle Frank (Amazon Prime Video)