Inhalt: In den vergangenen 30 Jahren ist Jeff Piccirillo (Jim Carrey, „Kick-Ass 2“) zu einer echten Ikone des Kinderfernsehens geworden. Unter dem Namen Mr. Pickles führt der stets optimistische Mann durch eine beliebte Puppenshow und hat in dieser Zeit ganze Generationen beeinflusst. Hinter den Kulissen haben sein Vater Seb (Frank Langella, „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“) als Showrunner und seine Schwester Deirdre (Catherine Keener, „Get Out“), die die Puppen entwickelt, stets dafür gesorgt, dass der Star seinen Job ausfüllen kann. Ihre Arbeit ist aber deutlich schwerer geworden, seitdem Jeff in einem tragischen Unfall einen Sohn verloren hat. Durch diesen Schicksalsschlag ist seine Ehe zu Jill (Judy Greer, „Halloween“) in die Brüche gegangen ist und die Beziehung zum überlebenden Sohn Will (Cole Allen) steckt in einer tiefen Krise. Das Weltbild des strahlenden Idealisten bekommt durch unterdrückten Zorn und Trauer immer mehr Risse, wodurch er für seine Mitmenschen immer unberechenbarer wird. Findet Jeff einen Weg durch den Schmerz, um den Glauben an das Gute nicht für immer zu verlieren?
Kritik: Was passiert, wenn ein aus tiefstem Herzen positiver Mensch mit dem schlimmsten Ereignis konfrontiert wird, das überhaupt vorstellbar ist? Das wäre die wenig erbauliche Möglichkeit, die neue, tragikomische Serie von dem langjährigen „Weeds“-Autor Dave Holstein zu charakterisieren. Natürlich spielt Trauerverarbeitung in „Kidding“, die bei den diesjährigen Golden Globes zwei Nominierungen einstreichen konnte, eine zentrale Rolle. Dabei entwickelt sich eine ganz eigene, zutiefst merkwürdige Welt, an die sich einige Zuschauer wohl erst gewöhnen müssen. In einer Serie, die es schafft, Massen von Handpuppen und Gesang mit Themen wie tödlichen Krankheiten, dem Verlust eines Kindes, Drogensucht, ehelicher Untreue und sogar der Todesstrafe unter einen Hut zu bringen, geht es natürlich eher unkonventionell zur Sache.
Wem es gelingt, sich auf die Gegebenheiten von „Kidding“ einzulassen, der wird mit einem teils witzigen, teils tieftraurigen Serien-Erlebnis belohnt, das sich – ob gut, oder schlecht – in jedem Fall einprägt. Skurrile Kamerafahrten, die „Mr. Pickles“-Tiefkühlkost bis in die Todeszelle begleiten, Gesangseinlagen von Puppen, die auch hartgesottenen Zuschauern die Tränen in die Augen jagen dürften, und Figuren, die nur mit der Hilfe von Handpuppen Englisch sprechen, sind nur ein paar Beispiele für das eigenartige Universum dieser Serie.
Es hätte wohl kaum eine treffendere Besetzung für die Hauptrolle als Jim Carrey geben können. Unter der Regie von Michael Gondry, der sechs Folgen dieser ersten Staffel inszeniert hat, konnte Carrey bereits 2004 in „Vergiss mein nicht“ nachweisen, dass er auch die ruhigeren Töne der Schauspielerei beherrscht. Als liebenswert naiver Jeff Pickles, dessen Wut und Traurigkeit kurz davor stehen, aus ihm herauszubrechen, zeigt die Comedy-Legende eine vielseitige und stellenweise berührende Darbietung. Der wunderbare Frank Langella, der hier als Vater Seb seinem Sohn helfen, aber gleichzeitig die Show am Leben halten will, zeigt hier abermals, was er für ein Ausnahme-Schauspieler ist.
Catherine Keener reiht sich als unterschätzte, zumeist selbstlose Schwester von „Mr. Pickles“ mit einem vergleichbar guten Auftritt ein. Allzweckwaffe Judy Greer spielt in der Rolle der Ex-Frau, die in ihrer Trauerverarbeitung schon weiter ist, einen zwar unspektakulären, aber sehr überzeugenden Part. Auch der junge Cole Allen kann unter seinen prominenten Kollegen als verkiffter Teenager Will, der noch keine Ausdrucksmöglichkeit für seinen Ärger gefunden hat, problemlos gefallen.
Wer nach gradliniger Comedy-Unterhaltung sucht, wird mit „Kidding Staffel 1“ eher nicht glücklich. Die zehnteilige erste Staffel der Tragikomödie ist ausgesprochen schräg, schafft es aber, sich einfühlsam und clever mit schwergewichtigen Themen auseinanderzusetzen. So werden diejenigen, die den nicht ganz einfachen Zugang zu der Geschichte gefunden haben, mit einer durchweg ungewöhnlichen Serie belohnt.
Die Box ist ab dem 13.06.2019 auf DVD erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Optisch wird der melancholisch-fantasievolle Ton der Serie ordentlich transportiert. Schärfe und Detaildarstellung sind meistens zufriedenstellend, ohne dabei hervorzustechen. Die bunte Farbpalette sorgt für eine etwas verträumte Atmosphäre und leistet sich dabei keine sichtbaren Schwächen. Kontraste und Schwarzwert offenbaren ebenfalls keine nennenswerten Probleme. Bis auf ein leichtes Rauschen war das Bild sauber und ruhig.
4 von 5 Punkten
Ton: Während der englische Ton eine Dolby Digital 5.1-Spur spendiert bekommt, müssen sich die Zuhörer der deutschen Fassung mit einer Dolby Digital 2.0-Variante begnügen. Der Unterschied ist aber auch nur marginal, da allenfalls die musikalische Untermalung und ein paar Hintergrundgeräusche gelegentlich für ein wenig räumliche Aktivität sorgen. In beiden Varianten gibt es eine sauberer Abmischung mit gut priorisierten Dialogen und solider Dynamik – was eigentlich schon alles ist, was man von so einer eher zurückhaltenden Serie erwarten durfte.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Die Featurettes „Das ist Mr. Pickles“ (2 Minuten), „Das ist Familie Pickles “ (2 Minuten), „Am Set von Shainas Folge “ (2 Minuten) und „Wie Kidding entstand “ (2 Minuten) komplettieren die Box.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Kidding on Showtime, YouTube
Kidding - Staffel 1
Originaltitel: | Kidding - Season 1 |
Showrunner: | Dave Holstein |
Darsteller: | Jim Carrey, Frank Langella, Catherine Keener, Judy Greer, Justin Kirk, Cole Allen |
Genre: | Serie, Komödie, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Universal Pictures |
Länge: | 10 x 28 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 13.06.2019
Review: Kidding Staffel 1 (DVD)