Inhalt: Am Morgen des 11.September 2001 ahnt noch niemand, was an diesem Tag geschehen soll. Die Einsatzkräfte an den Flughäfen nehmen ihren Dienst auf, Passagiere besteigen den United-Airlines-Flug 93. Doch dann bringen islamistische Terroristen das Flugzeug in ihre Gewalt. Während sich die Geiseln noch fragen, was ihre Entführer planen, sickern erste Informationen durch, dass es Angriffe auf das World Trade Center und das Pentagon gegeben hat, bei denen Passagier-Maschinen als Waffe dienten. Mit dem Rücken zur Wand und unter Einsatz ihres Lebens beschließen die Anwesenden, den Terroristen die Stirn zu bieten.
Kritik: Es waren schockierende Bilder, die um die Welt gingen. Auch 18 Jahre nach den Anschlägen des 11.September ist der Tag, der in den USA für ein nationales Trauma sorgte, längst nicht vergessen. Natürlich versuchten auch Filmemacher, die Ereignisse auf ihre Art zu verarbeiten. Neben vor Pathos strotzenden Werken wie „World Trade Center“ von Oliver Stone oder „Extrem laut und unglaublich nah“ von Stephen Daldry wählte der Engländer Paul Greengrass („Jason Bourne“) im Jahr 2006 einen anderen Ansatz: In Absprache mit den Hinterbliebenen zeichnete er in quälend sachlichen Bildern die – im Chaos des Tages fast ein bisschen übersehene – Geschichte des Flugs United 93 nach.
Selbst wenn man natürlich diskutieren kann, ob die Welt zu diesem Zeitpunkt schon bereit für einen solchen Film war, lieferte „Flug 93“ ein herausragendes Endergebnis. Mit klarer Hand und spürbarem Respekt für Thematik und Beteiligte zeichnet Greengrass ein unmittelbares, komplett nachvollziehbares Bild der Ereignisse. Da sich der Film seiner eigenen Wucht bewusst ist, verzichtet er auf künstliche Emotionalisierung – und erreicht auf diese Art ein emotional äußerst berührendes Ergebnis, das den Getöteten des Tages auf nahezu ideale Weise gedenkt. Nicht nur die dramatischen Begebenheiten an Bord des Flugzeugs, sondern auch die zahlreichen Versuche der Einsatzkräfte, die irgendwie eine größere Katastrophe verhindern wollen, könnten nicht besser inszeniert sein.
Selbstverständlich ist es aber die atemlose Schlussviertelstunde, in der die Passagiere den selbstlosen Kampf aufnehmen, die besonders im Gedächtnis bleibt. Hier gelingt es Greengrass, nachhaltig beeindruckendes und bedrückendes Kino zu liefern, ohne von seiner geschmacklich makellosen Linie abzuweichen. Die sinnvollerweise eher unbekannte Besetzung um Darsteller wie Cheyenne Jackson („30 Rock“), Corey Johnson („Jackie – Die First Lady“) und Olivia Thirlby trägt ebenfalls dazu bei, dass die Authentizität des Films immer gewährleistet sein.
Wer sich entscheidet, eine derart traumatische Geschichte so kurz nach den Ereignissen zu erzählen, sollte sehr genau wissen, was er macht. Paul Greengrass (der 2018 mit seinem „22. Juli“ an einem solchen Vorhaben scheiterte) liefert mit seinem Team ein in allen Belangen meisterhaftes Zeitdokument mit lang anhaltender Wirkung, der den Menschen des „Flug 93“ ein Denkmal setzt und sich jetzt schon den Status eines Klassikers verdient.
Der Film ist ab dem 10.10.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
5 von 5 Punkten
Bild: Aufgrund des dokumentarischen Looks konnten natürlich keine brillanten HD-Aufnahmen erwartet werden. Schärfe und Detaildarstellung sind in gut beleuchteten Szenen ordentlich, in dunklen Sequenzen bauen sie etwas ab. Dann kommt es auch – nicht nur wegen des eher mäßigen Schwarzwerts – zu ein paar kleineren Unsauberkeiten im Bild. Die Farbdarstellung und die Kontraste sind insgesamt zufriedenstellend. Dazu unterstützt die vorhandene Körnung die Atmosphäre des Films.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Neben dem englische DTS-HD MA 5.1-Transfer liegt eine deutsche DTS 5.1-Spur bei. Natürlich klingt die Originalfassung insgesamt etwas voller und präziser. Die Umgebung in den verschiedenen Büros der Einsatzkräfte und im Flugzeug werden sauber und räumlich eingefangen. Gerade in der Schlussphase, in der sich die Ereignisse überschlagen, ist die gebotene Qualität erstaunlich hoch. Die Dialoge klingen immer natürlich und sind gut verständlich. Bei der Synchron-Variante müssen in allen Bereichen leichte Abstriche gemacht werden – was aber nichts daran ändert, dass auch diese Vertonung absolut gefallen kann.
4 von 5 Punkten
Extras: Die intensive Dokumentation „United 93: Die Familien und der Film“ (60 Minuten) und ein Audiokommentar mit Regisseur Paul Greengrass komplettieren die Blu-ray.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4,5 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+ zu sehen.
Quelle:7even3hreeTv, YouTube
Flug 93
Originaltitel: | United 93 |
Regie: | Paul Greengrass |
Darsteller: | Polly Adams, Opal Alladin Lewis Alsamari, David Alan Basche |
Genre: | Drama, Thriller, Dokumentation |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2006 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 106 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von StudioCanal
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 09.10.2019
Review: Flug 93 (Blu-ray)