Inhalt: Gerade erst ist die schwer kranke Großmutter der Familie Graham verstorben. Mutter Annie (Toni Collette, „xXx – Die Rückkehr des Xander Cage“), Vater Steve (Gabriel Byrne) und die Kinder Peter (Alex Wolff, „My Friend Dahmer“) und Charlie (Milly Shapiro) verarbeiten auf ihre Art die Trauer. Annie stürzt sich in ihre Arbeit als Künstlerin, Steve gibt für die Familie den Fels in der Brandung, Peter vergnügt sich mit Hasch und Partys, während die sonderbare Charlie in ihrem Zeichenbuch und Bastelarbeiten aufgeht. Doch dann kommt es zu einem bizarren Zwischenfall, der die Grahams vor eine Zerreißprobe stellt. Fortan häufen sich dazu noch die mysteriösen Ereignisse rund um das Haus. Verlieren einige Familienmitglieder langsam den Verstand, oder hat sich eine böse Macht bei ihnen eingenistet?
Kritik: Der junge Autor und Regisseur Ari Aster hatte zuletzt mit einigen ambitionierten Kurzfilmen auf sich gemacht. So gelang es ihm, sich für ein durchaus großes Langfilm-Debüt zu empfehlen. Was er hier in seinem Erstling zeigt, könnte ihn zu einem der interessantesten Nachwuchsfilmer in Hollywood machen. Schon die erste Einstellung, in der er in ein Puppenhaus zoomt, wo dann die Charaktere des Films erscheinen, schindet durchaus Eindruck. Leider wird das interessante Motiv der wiederkehrenden Miniatur-Versionen der echten Settings später nicht mehr so konsequent in die Handlung eingebaut. Danach entwickelt sich eine Story, bei der der Aspekt des Verlustdramas im Vordergrund steht. Allgemein hat der Film gar nicht den Anspruch, wirklich gruselig zu sein. Dabei baut Aster aber immer wieder kleine Momente ein, die atmosphärisch, unangenehm und zutiefst verstörend sind. So stehen Genre-Klassiker wie „Rosemary’s Baby“ deutlich Pate, wobei sich „Hereditary“ immer genug Eigenheiten behält.
In der zweiten Hälfte der etwas zu langen 126 Minuten steigert sich der Horror-Faktor deutlich und nimmt bis zum Finale nicht ab. Das Zusammenspiel und Auge von Kameramann Pawel Pogorzelski und dem Regisseur ist dabei ein herausragendes Merkmal des Films. So schafft es Aster, die Handlung langsam aber ergiebig unter die Haut des Zuschauers kriechen zu lassen. Ein klares Plus dabei sind die erstklassigen Darsteller, die hier ihre Qualitäten ausspielen dürfen. Toni Collette ist als von Zorn und Trauer zerfressene Mutter schon fast ein wenig zu bemüht, ihre ganze Bandbreite zu zeigen. Dabei hinterlässt sie während Wutreden, Weinkrämpfen und auch den stillen Momenten einen guten Eindruck. Leider bekommt Gabriel Byrne in seiner größten Rolle der letzten Jahre nicht so viel Material spendiert. Als recht ausgeglichener Vater zeigt er einen absolut soliden Auftritt.
Alex Wolff ist als kiffender Teenager, dessen Leben immer mehr zum Albtraum wird, sehr stark und spielt einen deutlich subtileren Part als Filmmutter Collette. Die große Entdeckung des Filmes dürfte aber Debütantin Milly Shapiro sein, die ihr eigenwilliges Aussehen ideal einsetzt, um wirklich angsteinflößend zu wirken. Die routinierte Ann Dowd zeigt als Freundin von Annie einen souveränen Part.
Es versteht sich fast von selbst, dass dieses Horrordrama eher auf die Fans von „The Witch“ oder „It Comes At Night“ abzielt und nicht wirklich das „Conjuring“-Publikum in Beschlag nehmen will. Ari Aster ist mit „Hereditary – Das Vermächtnis“ ein zwar nicht makelloses, aber absolut überzeugendes Debüt gelungen. Er zeigt einen sehr ruhigen, sehr gemeinen Film, der den geduldigen Zuschauer mit einem ungewöhnlichen Horror-Trip belohnt.
4 von 5 Punkten
Quelle: Splendid Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Hereditary - Das Vermächtnis
Originaltitel: | Hereditary |
Regie: | Ari Aster |
Darsteller: | Toni Collette, Gabriel Byrne, Alex Wolff, Ann Dowd |
Genre: | Horror, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Splendid Film |
Länge: | 123 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 14.06.2018 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Splendid Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 08.06.2018
Review: Hereditary – Das Vermächtnis (Kino)