Inhalt: Genesis Potini (Cliff Curtis, „Blow“) ist ein begnadeter Schachspieler. Unter dem Namen „The Dark Horse“ wurde er in ganz Neuseeland bekannt. Doch irgendwann machte sein Geist nicht mehr mit. Genesis hatte einen psychischen Zusammenbruch und befindet sich seitdem in Behandlung in einer geschlossenen Anstalt. Damit er sich wieder in der Gesellschaft frei bewegen darf, muss sein entfremdeter Bruder Ariki (Wayne Hapi) helfen. Nur sehr widerwillig lässt sich der knallharte Biker darauf ein, Genesis aufzunehmen. In Arikis Sohn Mana (James Rolleston), der gezwungenermaßen schon in die Bräuche des Motorradclubs eingeführt wird, findet Genesis schnell einen Freund. Um seinem Leben wieder einen Sinn zu geben, schließt sich der ehemalige Schach-Champion dem Jugendzentrum von Noble (Kirk Torrance) an. Er möchte den Jugendlichen seinen Sport beibringen und sie zur nationalen Meisterschaft nach Auckland führen. Trotz Zweifeln von allen Seiten gelingt es dem Sonderling schon bald, aus den Kindern aus schwierigen Verhältnissen einen eingeschworenen Haufen zu machen.
Kritik: Der wahre Fall des neuseeländischen Schach-Großmeisters Genesis Potini, der im Jahr 2011 verstarb, inspirierte diesen Film, der von James Napier Robinson geschrieben und inszeniert wurde. Gleich zu Beginn lernen die Zuschauer einen sichtlich verwirrten Mann kennen, dessen Fixierung auf das Thema Schach äußerst offensichtlich ist. Dieses intensive Intro ist aber nur der Startschuss in eine der ganz positiven Überraschungen des bisherigen Kino-Jahres. Was sich wie ein recht verkopftes Drama liest, entwickelt sich nämlich schnell zu fesselnder, glaubwürdiger und intelligenter Unterhaltung. Das eigentliche Wunder hierbei ist, dass die drei Handlungssäulen (der labile Mann im Kampf mit den eigenen Dämonen, die Brutalität des Ganglebens, die Schwierigkeiten der Kinder aus Unterschicht, trotz gutem Charakter ein sauberes Leben zu führen) nie dafür sorgen, dass der Film überfrachtet wirkt. Viel mehr funktioniert der Mix aus deprimierender Ernsthaftigkeit und Herzlichkeit ausgesprochen gut. Robinson gelingt es, diese eigenwillige und hoch emotionale Geschichte ohne gekünstelt wirkende Momente zu erzählen.
Dabei steht und fällt der Film mit seiner außergewöhnlichen Hauptfigur. Der neuseeländische Hollywood-Export Cliff Curtis, der aktuell mit „Fear the Walking Dead“ äußerst erfolgreich ist, hat auf den ersten Blick nicht sehr viel Ähnlichkeiten mit Potini. Um in den Part zu passen, nahm Curtis 30 Kilo zu. Doch da hörte seine Hingabe noch nicht auf. In Potinis positiven Phasen ist die Energie beinahe greifbar, die er ausstrahlt. Seine psychotischen Episoden sind verstörend, ohne dabei überdreht zu wirken. Wie es dem Darsteller gelingt, diese hoch komplexe Figur zu verkörpern, ist sensationell und sollte ihn normalerweise in den Kandidatenkreis für die nächstjährige Oscar-Verleihung bringen. An seiner Seite gelingt es vor allem dem jungen James Rolleston, der schon bei dem Maori-Abenteuer „The Dead Lands“ sein Talent andeuten konnte, schauspielerisch zu beeindrucken. Als zwischen Gangleben und der Faszination des Schachspiels hin und her gerissenem Jungen bietet auch er einen mitreißenden Part.
Wie faszinierend kann schon ein Film über einen psychisch labilen Schachspieler sein? Ausgesprochen faszinierend, wenn er die Qualitäten von „Das Talent des Genesis Potini“ hat. Der Film trifft eigentlich immer den richtigen Ton und erzählt dabei eine vielseitige und spannende Geschichte, die von einer atemberaubenden Performance von Cliff Curtis getragen wird.
4,5 von 5 Punkten
Quelle: Koch Media, Leinwandreporter TV, YouTube
Das Talent des Genesis Potini
Originaltitel: | The Dark Horse |
Regie: | James Napier Robertson |
Darsteller: | Cliff Curtis, James Rolleston, Kirk Torrance |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Neuseeland, 2014 |
Verleih: | Koch Media |
Länge: 124 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 16.06.2016 |
Facebook-Seite: | Das Talent des Genesis Potini |