Inhalt: Als die Mutter aufgrund einer Krankheit einen tödlichen Unfall hat, wird das Leben der scheinbar normalen Parker-Familie schwer durcheinander gewirbelt. Die Familie, die sich seit Jahren ziemlich von der Nachbarschaft abgekapselt hat, wird von dem strengen und schwer religiösen Vater Frank (Bill Sage, „American Psycho“) mit harter Hand geführt. Durch den Tod seiner Frau wird Frank, für den die Traditionen seiner Ahnen über allem stehen, noch merkwürdiger, was seine Kinder Iris (Ambyr Childers, „2 Guns“), Rose (Julia Garner, „Der letzte Exorzismus: The Next Chapter“) und Rory (Jack Gore) zu spüren bekommen.
Besonders Iris wird als Älteste in die Verantwortung gezogen, einen barbarischen Brauch der Familie fortzuführen. Die hilfsbereite Nachbarin Marge (Kelly McGillis, „Top Gun“) ist fast der einzige Kontakt zur Außenwelt. Aber auch sie hat keine Ahnung, was sich bei den Parkers abspielt. Als der Dorfarzt Dr. Barrow (Michael Parks, „Red State“) der erst vor kurzem seine Tochter verloren hat, beim Spaziergang mit seinem Hund einen menschlichen Knochen entdeckt, droht das Geheimnis der Parker-Familie ans Tageslicht zu kommen.
Kritik: Im Jahr 2010 sorgte das mexikanische Horrordrama „Wir sind was wir sind“ international für Aufsehen. Die düstere Geschichte um ein Familiengeheimnis war emotional packend und gruselig, krankte aber ein wenig an der zu künstlerischen Inszenierung. Jetzt haben Jim Mickle und Nick Damici („In the Cut“) dieses Buch (deutlich) umgeschrieben und die Geschichte in die USA verlagert. Jim Mickle, der 2010 mit dem Vampir-Endzeitfilm „Vampire Nation“ positiv auf sich aufmerksam machen konnte, schafft hier ein bösartig-feines Horrordrama, das lange Zeit von Andeutungen lebt, was das Zuschauen umso gruseliger macht.
Nach und nach führt uns Mickle in die Welt der Parker-Familie ein, die einem spätestens im Mittelteil den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagt. Es gab einige Versuche in letzter Zeit, die unvereinbaren Genres des Charakterdramas und des Horrorfilms erfolgreich zusammenzuführen. Dabei war aber kaum einer so erfolgreich wie Jim Mickle bei diesem erschreckend schlüssigen Genre-Hybrid, bei dem er die Stärken des Originales ausnutzt und diese weiter verbessert. Wenn Remakes immer so aussehen würden, hätten auch mehr eine wirklich Daseinsberechtigung.
Die Horrorfamilie und Tarantinos Liebling
Natürlich ist die Story nicht wirklich massentaugliches Einheitskino. Das dürfte aber auch nicht das Ziel des Regisseurs gewesen sein. Auch von den Schauspielerleistungen hebt sich „We are what we are“ von den meisten Horror-Neuauflagen ab. Zentraler Punkt des Filmes ist dabei eindeutig Bill Sage, der als religiös fanatischer Familienvater eine beängstigende Klasseleistung liefert. Ambyr Childers, Julia Garner und Jack Gore stehen dieser Leistung als verstörte, merkwürdige Kinder, die sich nichts mehr als ein normales Leben wünschen, in nichts nach.
Dazu finden sich im Cast einige Routiniers, die ihre ganze Erfahrung in den Film einbringen. Michael Parks, der ja bekanntlich der Lieblingsschauspieler von Quentin Tarantino ist, zeigt hier als vom Leben gebeutelter Arzt, das er noch lange nicht zum alten Eisen zählt. Kelly McGillis gefällt als herzensgute Nachbarin, die den Parker-Kindern so etwas wie Normalität bietet. Co-Autor Nick Damici ist in einer kleinen Rolle als Sheriff zu sehen.
Gerade für diejenigen, die das Original nicht kennen: „We are what we are“ ist ein ausgesprochen merkwürdiger Film. Dabei ist die Inszenierung ebenso spannend und gruselig, wie sie auf emotionaler Ebene mitreißend und tief traurig ist. Dabei schafft es Jim Mickle lange Zeit, rein auf der psychologischen Ebene zu bleiben. Vor allem ist das ganze Geschehen aber furchterregend vorstellbar, sodass viele Zuschauer beim dann doch sehr harten Finale noch etwas nach Luft schnappen werden. Hier zeigt Jim Mickle deutlich, dass ihm noch eine große Zukunft als Regisseur bevorstehen dürfte.
Der Film ist ab dem 24.01.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Es wird ein sehr kühles und gut abgestimmtes Bild geboten. Die Aufnahmen sind relativ scharf, obwohl im Stile der 70er-Jahre-Horrorfilme eine recht starke Körnung verwendet wurde. Die Detaildarstellung ist vor allem bei Close Ups sehr gut. Die Farben sind blass und manchmal etwas milchig, was aber ein angebrachtes und bewusstes Stilmittel der Macher war und daher nicht negativ angelastet werden. Kontraste und der Schwarzwert sind unabhängig vom Bildrauschen ordentlich gewählt worden.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der englische und der deutsche Ton liegen in einer verlustfreien DTS-HD MA 5.1-Abmischung vor. Die Tonpräsentation ist unspektakulär aber sehr präzise. Die Dialoge sind immer gut verständlich. Hintergrundgeräusche aus dem Wald und im Haus wurden dynamisch abgemischt und der Score wurde gut eingearbeitet. Große Effekte sind aber nicht zu entdecken.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Die Bonusmaterialien sind etwas spartanisch ausgefallen. Neben den kurzen aber durchaus lohnenden Featurettes „Die Tradition“ (5 Minuten), „Die Flucht“ (3 Minuten) und „Die Liebe“ (4 Minuten) liegen nur noch einige Trailer vor.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Koch Media, YouTube
We Are What We Are
Originaltitel: | We Are What We Are |
Regie: | Jim Mickle |
Darsteller: | Bill Sage, Ambyr Childers, Julia Garner, Michael Parks, Kelly McGillis |
Genre: | Horrordrama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2013 |
Verleih: | Koch Media |
Länge: | 105 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |